Schattenelf - 4 - Feuerzauber
sich der Chezhou-Lei auf eine Art, die es mit dem Bi’nelle dasada kaum aufnehmen konnte. Er war ein besserer Kämpfer als Dee’dahk, pflegte aber exakt denselben Stil, und dieser Stil, mit seinen weit ausholenden Bewegungen über den Kopf und zur Seite, war den blitzschnellen Vorstößen des Bi’nelle dasada einfach nicht gewachsen.
Mittlerweile hielt die Hüterin sich mit ihren Angriffen zurück und wartete auf die günstigste Gelegenheit für den endgültigen, den tödlichen Treffer.
»Ohne den Pfeil in Eurem Unterkiefer wärt Ihr erheblich weniger eindrucksvoll«, ließ sie sich dann doch zu einer Bemerkung hinreißen, und sei es nur, um den ohnehin schon wütenden Krieger zu noch größerer Unbedachtheit zu verleiten.
Wenn ihm nur ein einziger Fehler unterliefe …
Der Anblick, der sich ihm bot, Männer und Frauen, die sich in Todesqualen wanden oder tollwütigen Tieren gleich übereinander herfielen, war an Grauen erregendem Elend nicht zu überbieten, was Pagonel jedoch weder abzuschrecken noch zu überraschen vermochte.
Er war dem Chezhou-Lei noch immer auf den Fersen, und als dieser einen Waffenbruder passierte, der herumfuhr, um sich dem heranstürmenden Mystiker in den Weg zu stellen, sprang Pagonel einfach über die beiden Männer hinweg, drehte sich im Fallen und riss seinen ursprünglichen Gegner mit sich zu Boden.
Das Knirschen im Genick des Mannes ließ Pagonel angewidert das Gesicht verziehen, vermochte ihn aber kaum abzulenken. Unvermittelt trat er einen Schritt zurück, um der nach vorne stoßenden Klinge des anderen Kriegers auszuweichen, worauf der zweite Chezhou-Lei sich geschlagen gab und das Weite suchte.
Pagonel unterließ es, ihm hinterherzurennen. Stattdessen machte er kehrt und lief zur Seite hinüber, um sich Meister Cheyes anzuschließen und die Reihen der Jhesta Tu zu verstärken. Mittlerweile lag eine große Zahl Mystiker regungslos am Boden, viele von ihnen offenbar tot. Aber noch immer kämpften mehr als fünfzig von ihnen gegen eine ungefähr halb so große Schar von Chezhou-Lei.
Die Schlacht schien unter Kontrolle, und die Meister der Jhesta Tu wechselten ruckend einen grimmigen, aber zufriedenen Blick.
Doch dann setzten plötzlich die Berghörner ein, und der Angriff der Soldaten, hunderter von Soldaten, begann – die Garnisonstruppen aus Jacintha näherten sich im Laufschritt, um die Ordensbrüder einzukreisen und ihnen den Fluchtweg zur Treppe abzuschneiden.
Pagonel und Cheyes hatten die Situation sofort durchschaut. Noch während sie den Rückzug zum Treppenaufgang befahlen, liefen sie jeder zu einem ihrer in der Nähe liegenden verwundeten Gefährten und hoben ihn vom Boden auf, dann begannen auch sie sich zurückzuziehen.
Als Pagonel sich nach allen Seiten umsah, erkannte er die bittere Wahrheit. Sie würden es nicht schaffen.
Einem Zuschauer wären die Bewegungen der beiden Kämpfer bestenfalls wie das ungestüme Gefuchtel ungezügelter Energie erschienen. Der Chezhou-Lei ließ sein Schwert wirbeln wie die Windflügel eines beliebten behrenesischen Spielzeugs, schlug es vor seinem Körper immer wieder von einer Seite zur anderen, um sich die überfallartigen und höchst wirkungsvollen Stöße der von den Elfen ausgebildeten Kriegerin vom Leib zu halten.
Brynn dagegen setzte jeden Stoß ganz überlegt. Sie war sicher, dass sie den Mann besiegen konnte, dass er mit seiner schweren Klinge und den ausladenderen Bewegungen schneller ermüden würde als sie. Sobald die Bewegungen seiner prachtvoll geschwungenen Klinge erlahmten, würde sie eine Bresche finden und ihm ihr elegantes, schlankes Schwert durch eine Fuge seiner Rüstung in die Brust stoßen.
Aber jetzt noch nicht – nicht ehe sie ihn so weit zermürbt hatte, dass sie sicher sein konnte, sich im letzten Augenblick seines Lebens, wenn er ihr Schwert längst in seinem Körper spürte, nicht noch einen gefährlichen Treffer einzuhandeln. Sie stieß überlegt zu und wich behände unter fortwährenden Körperdrehungen zurück, so dass hinter ihrem Rücken stets noch genügend Raum für das nächste Ausweichmanöver blieb.
Sie landete einen schmerzhaften Treffer auf Wan Atenns Unterarm, dann noch einen zweiten an seiner Schulter, die den Mann jedoch nur zu noch wilderem Gefuchtel anzuspornen schienen.
Für Brynn lief alles nach Plan.
Wan Atenn schien das ebenfalls zu spüren. Deshalb überraschte der Chezhou-Lei die junge Kriegerin, als sie ihre Klinge nach einer provozierenden Finte wieder
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