Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung
Dasslerond sein konnte, insbesondere gegenüber den minderen Rassen. Und in den meisten Fällen war Juraviel sogar einer Meinung mit ihr oder hatte zumindest Verständnis für ihre Neigung, sich abzusichern. Die Touel’alfar waren schließlich weder sonderlich zahlreich noch fruchtbar. Es gehörte nicht viel dazu, sie endgültig auszurotten.
Aber hier ging es um Jilseponie! Um Pony! Um die Frau, die Elbryan so tapfer zur Seite gestanden hatte; um die Frau, die das Geheimnis des Schwerttanzes der Elfen und Andur’Blough Inninness’ gewissenhaft bewahrt hatte und die für die Touel’alfar nie etwas anderes gewesen war als eine gute Freundin, und das, obwohl Lady Dasslerond sie nie wie eine solche behandelt hatte.
»Möglicherweise gibt es einen Weg, wie ich die unvermeidliche Begegnung zu einem mir genehmen Zeitpunkt und an einem mir genehmen Ort zustande kommen lassen könnte«, erklärte Lady Dasslerond. »Sobald Jilseponies Geist zurückkehrt, werde ich davon erfahren; ich werde ihren Geist aufspüren und sie hiermit« – sie zeigte ihm den Smaragd – »vielleicht auch körperlich herbringen können.«
»Lady –«, begann Juraviel erschrocken.
»Und Ihr werdet dabei zugegen sein und mir zur Seite stehen«, fügte Lady Dasslerond hinzu.
Juraviel hätte sie am liebsten angeschrien, so etwas könne sie unmöglich tun; schließlich ging es um Jilseponie, eine Freundin der Touel’alfar und eine liebe Freundin von ihm selbst. Vermutlich wollte Dasslerond ihn nur dabeihaben, um Jilseponie herzulocken und ihr dabei zu helfen, sie zu überrumpeln. Oder aber seine Herrin wollte ihn als Zeugen dabeihaben, damit sie seine Reaktion auf ihre unbeugsame Haltung abschätzen und daraus dann auf seine Treue gegenüber seinem Volk schließen konnte.
Im ersten, grauenhaften Augenblick war er damit völlig überfordert und hätte am liebsten laut geschrien.
Aber er tat es nicht.
Als Pony am nächsten Tag Dundalis erneut in ihrer spirituellen Gestalt verließ, wusste sie, dass sie im Begriff war, ihrem Ziel, dem Auffinden des verborgenen Tals, ein gutes Stück näher zu kommen. Viele der markanten Punkte waren ihr mittlerweile vertraut; der Anblick bestimmter, unverwechselbarer Berge war ihr noch von ihrer Reise mit Elbryan in Erinnerung.
Zufrieden setzte sie ihren Weg fort, weitete ihre Suche aus und versuchte jene kaum zu erkennenden Pfade zu entdecken, über die sie auf die Hänge gelangen würde, von wo aus man auf das nebelverhangene Tal hinunterblickte. Sie hoffte, an diesem Tag wenigstens noch den grauen Wolkenschleier zu Gesicht zu bekommen. Schließlich aber war sie, erschöpft von der anstrengenden Geistwanderung, doch gezwungen, nach Dundalis und in ihren physischen Körper zurückzukehren.
Plötzlich aber rief sie eine Stimme, sowohl akustisch als auch telepathisch.
Sie folgte dem Ruf ein Stück weit den Pfad zurück und stieß auf seinen Ursprung; hätte sie sich in diesem Moment in ihrem physischen Körper befunden, hätte sie bestimmt daran erinnert werden müssen, weiterzuatmen.
Denn dort, unmittelbar vor ihr, standen Lady Dasslerond und Belli’mar Juraviel.
Belli’mar Juraviel! Bei allem Hass, den Jilseponie in letzter Zeit für die Touel’alfar empfand, konnte sie nicht leugnen, dass sie beim Anblick ihres alten Freundes und Gefährten eine Woge wohliger Wärme überkam.
Aber selbst das war kein rechter Ausgleich für die Gefühle, die sie bei Dassleronds Anblick befielen, der Herrin von Caer’alfar, die ihr Kind geraubt und aus diesem viel versprechenden Geschöpf ein Monster namens Aydrian geschaffen hatte.
Schließlich entfernte sie sich wieder von den beiden; es kostete sie jede Unze ihrer Willenskraft, nicht in ihrer spirituellen Form in Lady Dasslerond einzudringen und mit ihrer Seele zu kämpfen. Um ein Haar hätte sie genau das getan, sie hatte sogar bereits den ersten Schritt gemacht, doch dann spürte sie eine deutliche spirituelle Barriere; erst da bemerkte sie, dass auch Lady Dasslerond einen Edelstein in der Hand hielt, einen grünlich schimmernden Smaragd.
»Geht zurück in Euren Körper«, forderte Lady Dasslerond sie auf. »Ich werde Euch begleiten, damit wir dieses … Treffen abhalten können, auf das Ihr offenbar so versessen seid.«
Pony verharrte zögernd in der Luft, ihr Inneres ein wildes Durcheinander von Gefühlen.
»Ich bin zurzeit eins mit meinem Edelstein«, fuhr Dasslerond fort. »Geht jetzt, denn ich kann die gleichzeitige Verbindung mit ihm und Euch nicht
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