Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung
Aydrian. »Ich fürchte, das wird ein ziemlich kühnes Unterfangen, zumal Abt Olin derzeit, da mein ganzes Augenmerk so offenkundig entlang des Masur Delaval gefordert ist, mit nur geringer Unterstützung aus Ursal rechnen kann.«
Herzog Bretherford konnte nicht verhindern, dass seine Augen sich skeptisch verengten.
»Selbstverständlich handelt es sich bei Abt Olins Flotte wie soll ich es vorsichtig ausdrücken – nicht um einen konventionellen Verband.«
»Piraten und Herumtreiber«, erkühnte sich Bretherford einzuwerfen. »Dieselben Hunde, die ich viele Jahre lang entlang unseres südlichen Küstenabschnitts gejagt habe.«
»Besser, man legt die Hunde an die Leine, was?«, entgegnete Aydrian.
Bretherford war davon nicht wirklich überzeugt, daher zog er es vor, nichts zu erwidern.
»Zugegeben, es wäre besser, wenn ich die Flotte aus Ursal entbehren könnte«, fuhr Aydrian fort. »Aber ich muss an Palmaris und St. Mere-Abelle denken, und danach geht es um Pireth Tulme, Pireth Dancard und Pireth Vanguard.«
»Ein ehrgeiziger Plan«, bemerkte Bretherford und hoffte, dass der Sarkasmus in seiner Stimme nicht so offenkundig war, dass Aydrian ihn auf der Stelle hinrichten ließ.
»Ein unumgänglicher«, verbesserte ihn Aydrian. »Genau wie unser Trachten nach dem Herzstück Behrens zu diesem Zeitpunkt. Und obendrein ein durchsetzbarer – und zwar in allen Punkten. Möglicherweise jedoch habe ich die fähigen Anführer unter meinem Kommando falsch eingeteilt – natürlich waren meine Kenntnisse über die Herzöge und Befehlshaber begrenzt, als die Entscheidung getroffen werden musste.«
»Ihr möchtet, dass ich per Schiff nach Entel reise?«, fragte Bretherford argwöhnisch.
»Derzeit kann ich die Schiffe nicht erübrigen, die erforderlich wären, um Euch sicher dorthin zu bringen«, erklärte Aydrian. »Daher wäre es mir lieber, wenn Ihr nach Entel reitet .«
»Was sollte das für einen Sinn haben?«, fragte Bretherford und erhob sich von seiner Koje, die Arme in einer hilflosen Geste ausgebreitet. »Wenn die Flotte auf dem Masur Delaval bleibt, wie soll ich dann –«
»Abt Olin verfügt über eine eigene Flotte von Kriegsschiffen«, erklärte Aydrian. »Ich brauche Euch dort, mein lieber Herzog. Ich brauche Euch, damit Ihr Euch Abt Olin anschließt, um das Kommando über seine Operationen auf hoher See zu übernehmen. Der heikle Charakter dieser Situation kann gar nicht genug betont werden, deshalb bin ich darauf angewiesen, dass nur die erfahrensten Befehlshaber, die ich auftreiben kann, Abt Olin unterstützen.«
Herzog Bretherford verschlug es fast die Sprache. König Aydrian hatte dies alles sehr geschickt dargestellt, tatsächlich jedoch zielte sein ganzer Auftritt darauf ab, Bretherford aus dem Zentrum des Geschehens an den Rand zu drängen.
»Mein König«, brachte der Herzog schließlich hervor. »Ihr redet immerfort von Abt Olins Flotte, in Wahrheit aber handelt es sich um nichts weiter als einen zusammengewürfelten Haufen gemeiner Lumpen, die einzig auf ihren persönlichen Vorteil aus sind.«
»Eben deswegen wird es keine leichte Aufgabe sein, sie Abt Olins Erfordernissen entsprechend zu führen«, beeilte sich Aydrian zu erwidern. »Aber ich habe größtes Vertrauen in Euch, Herzog Bretherford. Wie Herzog Kalas mir versichert, gibt es für die Koordination von Flottenbewegungen im gesamten Königreich keinen fähigeren Mann als Euch. Die Verantwortung für das Leben Zehntausender Soldaten des Bärenreiches ruht auf Euren Schultern, ganz zu schweigen von den Plänen für Behren insgesamt. Sollte sich Abt Olins Mission als Fehlschlag erweisen, müssen wir damit rechnen, dass die behrenesischen Piraten die Unruhen innerhalb des Bärenreiches zum Anlass nehmen, entlang der gesamten Küste von Entel bis hinauf nach Mantis Arm anzugreifen.«
Das Ganze klang natürlich perfekt durchdacht, was gerade die Eleganz des Planes ausmachte, das wusste Bretherford. Ebenso war ihm klar, dass es dabei gar nicht um Olin ging, denn wenn Aydrian tatsächlich die möglichen Folgen für Jacintha und Behren fürchtete, hätte er den machtgierigen Abt einfach in Schach gehalten und abgewartet, bis das Bärenreich endgültig in seiner Gewalt war, ehe er den Blick nach Süden richtete. Nein, hier ging es ausschließlich darum, Bretherford aus dem Weg zu räumen und von Prinz Midalis fern zu halten, so viel war dem Herzog klar. Aydrian konnte bei Hofe fest auf Kalas zählen, was bedeutete, dass ihm die Allhearts
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