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Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung

Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung

Titel: Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Die Schlussfolgerung erschien ihm einleuchtend. Welch eine Selbstüberhebung Danubes, sich zum König des Bärenreiches auszurufen! Und überhaupt, wenn es ihm an der nötigen Stärke fehlte, sich dieser Herausforderung mit Erfolg zu stellen, dann war sein aufgeblasener Stolz ganz sicher fehl am Platz. Aydrians Stolz war vielleicht sogar noch ausgeprägter, aber tief in seinem Herzen wusste er, dass er die nötige Kraft besaß, ihm gerecht zu werden.
    Kurze Zeit darauf verließ der sichtlich mitgenommene junge Mann seine Kutsche und begab sich zurück zu dem jüngst erworbenen Haus. Er fühlte sich etwas besser; fürs Erste waren die Dämonen der Schuld vertrieben.
    Als er die Tür zu seinem Schlafzimmer öffnete, sah er dort zu seiner Überraschung Sadye sitzen. Vor ihr, auf dem kleinen Tischchen, brannte eine einzelne Kerze und tauchte sie in sanftes Licht, ein Licht, das übergangslos mit ihren blondbraunen Locken zu verschmelzen schien. Sie trug ein einfaches Nachthemd, das ihr gerade mal bis zur Mitte ihrer ebenmäßigen Waden reichte, und ihr Haar war ungekämmt.
    Was sie nur noch verführerischer machte.
    »Wo wart Ihr?«, fragte sie sofort. Die aufrichtige Sorge in ihrer Stimme war unüberhörbar.
    Aydrian fasste sich an die Brust und machte ein fragendes Gesicht. »Ich?«
    »Außer Euch sehe ich hier niemanden, Aydrian.«
    »Ich war kurz draußen an der frischen Luft«, erklärte er und ging an ihr vorbei, um sich auf die Bettkante zu setzen. »Ich wollte ein wenig allein sein. Und nachdenken.«
    »Nachdenken?«
    Aydrian zuckte mit den Schultern.
    »Um die Strategie auszuarbeiten?«
    »Nein«, antwortete er knapp, den Blick zur Seite gewandt; als er einen Moment später wieder zu Sadye schaute, konnte er ihrem Gesicht ansehen, dass sie ehrlich besorgt war – und überaus neugierig.
    Erneut zuckte er mit den Schultern.
    »Morgen werden wir das Dorf Pomfreth erreichen«, sagte Sadye schließlich, höflich das offenkundig unangenehme Thema wechselnd. »Allen Berichten zufolge treffen die Bewohner Vorbereitungen für eine Feier zu Ehren ihres neuen Königs.«
    Die Nachricht entlockte Aydrian ein zaghaftes Lächeln, ein Lächeln aufrichtiger Erleichterung. »Es freut mich, dass sie die Geschehnisse akzeptieren, ohne sich mir zu widersetzen«, erwiderte er. »Es täte mir in der Seele weh, ein einfaches Dorf dem Erdboden gleichzumachen.«
    »Marcalo ist der Meinung, wir sollten vor Erreichen der Stadt Palmaris unbedingt noch eine große Schlacht schlagen«, erklärte Sadye. »Um dem gemeinen Volk des Königreiches zu zeigen, wie sinnlos jeder Widerstand gegen Euch wäre.«
    »Manchmal glaube ich, De’Unnero liebt ganz einfach den Kampf«, erwiderte Aydrian. Er maß Sadye mit einem langen, ausgiebigen Blick, um ihre Reaktion auf diese Bemerkung abzuschätzen, ehe er ein wenig hilflos lachte und sie fragte: »Und warum seid Ihr eigentlich hier?«
    »Ich hörte, Ihr hättet das Haus verlassen. Ich habe mir Sorgen gemacht«, antwortete sie.
    Aydrian wollte sich gerade nach Marcalo erkundigen, als der ehemalige Mönch plötzlich in der Tür stand, nur leicht bekleidet und mit einem nicht übermäßig erfreuten Ausdruck im Gesicht. Er starrte erst Aydrian an, dann bedachte er Sadye mit einem stechenden Blick und musterte sie durchdringend.
    Sichtlich verlegen erhob sich Sadye und zog das Nachthemd sittsam über ihre Knie. »Aydrian hatte das Haus verlassen«, erklärte sie dem Mönch. »Du solltest ihm vielleicht erklären, dass solche überraschenden und unangekündigten nächtlichen Ausflüge für uns alle schlimme Folgen haben können. Er ist der König, aber ich fürchte, er hat noch nicht ganz begriffen, was das bedeutet – und welche Bedeutung er für das Königreich hat, das er regiert.«
    Während Sadyes kleinem Vortrag wanderte Marcalos Blick von ihr zu Aydrian, der gelegentlich nickte und ein zustimmendes Brummen hören ließ. Aber ganz so einfach wollte er sich dann doch nicht hinters Licht führen lassen, das spürte Aydrian. Marcalos Sorge galt in diesem Augenblick weniger der Tatsache, dass Aydrian das Haus, als vielmehr, dass Sadye ihr Bett verlassen hatte, um Aydrian in seinen privaten Räumlichkeiten aufzusuchen.
    Trotz seines Zorns enthielt sich der Mönch jeder Bemerkung; stattdessen legte er Sadye beim Hinausgehen den Arm auf den Rücken, um sie auf diese Weise noch schneller aus dem Zimmer zu befördern.
    Aydrian beugte sich vor, blies die Kerze aus und blieb anschließend noch eine Weile allein

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