Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung
Gefährten ist tot«, raunte ihm Pagonel zu.
»Die Soldaten haben Moripicus im Namen von Chezru Bardoh hingerichtet.«
Pechter Dan Turk war so erleichtert, die vertraute Stimme des Mystikers zu hören, dass er die Bedeutung seiner Worte kaum verstand. Er schaffte es, den Kopf so weit herumzudrehen, dass er ihn im matten Licht der Sterne betrachten konnte. Übers ganze Gesicht strahlend und blöde nickend gelang es ihm schließlich, weiterzuatmen, wenn auch nur in kurzen, abgehackten Stößen.
Pagonel fasste ihn unterm Arm und half ihm auf die Beine. »Wir werden die ganze Nacht durchmarschieren müssen«, erklärte der Mystiker. »Wo ist Paroud?«
»Er ist nach Osten zurückgelaufen«, antwortete Pechter Dan Turk, noch immer wacklig auf den Beinen. »Gleich beim ersten Anzeichen von Ärger war er wie vom Erdboden verschwunden.«
»Das ist gut«, sagte der Mystiker. »Wollen wir hoffen, dass er sich in Sicherheit bringen konnte. Yatol Bardoh ist im Begriff, seine Truppen zu sammeln, und entzieht dabei Jacintha ein nicht unbeträchtliches Maß an Schlagkraft.«
Pechter Dan Turk sah ihn an, als hätte er nicht verstanden.
»Euer Gefährte wurde im Namen von Chezru Bardoh hingerichtet«, wiederholte Pagonel mit besonderer Betonung des unrechtmäßig erworbenen Titels.
Pechter Dan Turk schüttelte sich so heftig, dass es aussah, als würde er jeden Moment explodieren. »Das ist sehr schlimm«, sagte er. »Mehr als schlimm. Yatol Bardoh ist alles andere als ein gütiger Mensch.«
»Ich kenne ihn selbst nur zu gut«, erwiderte Pagonel. »Zum Glück kennt ihn auch Brynn Dharielle sehr gut; Jacintha kann also noch immer darauf hoffen, sich mit den To-gai-ru zu verbünden.«
Pechter Dan Turk nickte nervös, dann übernahm Pagonel die Führung, und sie marschierten zügig über den nachtdunklen Wüstensand.
9. Der zweite Preis
»Zwanzigtausend?«, wandte sich Marlboro Viscenti an Bischof Braumin. Die beiden Männer standen auf der südlichen Stadtmauer von Palmaris und blickten hinaus über das Farmland und die zahllosen Feuer, die an diesem Abend plötzlich aufgelodert waren, die Lagerfeuer der Armee König Aydrians.
»Schon möglich«, erwiderte Braumin, als sei dies im Grunde nicht weiter von Belang. Zahlen schienen tatsächlich kaum eine Rolle zu spielen, denn der Bischof hatte Jilseponies Rat beherzigt und plante, den Gegner ins Leere laufen zu lassen. Der größte Teil der Garnisonstruppen war mittlerweile zusammen mit einem Großteil der einhundert Ordensbrüder von St. Precious aus Palmaris abgezogen und hatte die Stadt auf Schleichwegen Richtung Norden verlassen, in der Hoffnung, sich Prinz Midalis anzuschließen, während dieser auf seinem unvermeidlichen Marsch von Vanguard aus vorrückte.
Die Entscheidung, Palmaris mehr oder weniger kampflos aufzugeben, war Braumin sehr schwer gefallen.
Er drehte sich um und richtete seinen Blick auf die Stadt. Er hatte die in Palmaris zurückgebliebenen Einwohner vor die Wahl gestellt, sich entweder dem Widerstand gegen den Triumphmarsch des Königs anzuschließen oder sich einfach, ohne irgendwelche Nachteile befürchten zu müssen, in ihren Häusern zu verbarrikadieren. Er war überrascht, wie viele sich für den Widerstand entschieden hatten.
Überrascht, aber auch ein wenig betrübt, denn er wusste, dass die Armeen Ursals sie überrennen würden.
Angespornt vom Kampfesmut und der Entschlossenheit der fünftausend Behreneser, von denen die meisten erst kürzlich, in den Jahren unmittelbar nach der Rotfleckenpest, in die Stadt gekommen waren, hatten die in Palmaris zurückgebliebenen Einwohner beschlossen, die Tore zu verriegeln und diesem Thronräuber mit Namen Aydrian jegliche Gastfreundschaft zu verweigern. Das Ausmaß ihrer Entschlossenheit, sich auf die Seite des Hauses Ursal und der abellikanischen Kirche Bischof Braumins zu schlagen, ließ diesen mittlerweile an seinem Entschluss zweifeln, nahezu eintausend Soldaten fortgeschickt zu haben.
Oder vielleicht hätte er sogar sämtliche Truppen fortschicken sollen und mit ihnen alle Bürger, die sich ihnen anschließen wollten – so dass der Thronräuber und der niederträchtige De’Unnero bei ihrem Einmarsch eine verlassene Stadt vorgefunden hätten!
Die Undurchführbarkeit all dieser Überlegungen entlockte dem Bischof ein düsteres Lachen. Nicht mehr lange, und der Herbst würde mit aller Macht einsetzen, und auch in den Gebieten nördlich von Palmaris, durch die der einzige Fluchtweg vor Aydrians
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