Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf

Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf

Titel: Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
Vom Netzwerk:
Seine eben noch so deutlich spürbare Amüsiertheit war verflogen.
    »Gebt Acht, dass wir uns nicht übernehmen, sonst könnte es sein, dass Eurer weit ausgestreckten Hand mehr entgleitet, als Ihr für möglich haltet«, warnte De’Unnero. »Ihr habt Euch dort draußen Feinde gemacht, die weit mächtiger sind, als Ihr zu glauben scheint.«
    »Vielleicht unterschätzt Ihr ja auch einfach nur Aydrian Boudabras«, erwiderte der junge König.
    »Darauf läuft es wohl stets hinaus.«
    Aydrian lächelte.
    »Und was ist, wenn Ihr in den Wilderlanden getötet werdet?«, fragte der Mönch. »Was soll dann aus uns allen werden?«
    »Für den Adel und die Allhearts gibt es keinen Weg zurück«, beeilte sich Aydrian zu erwidern. »Sie haben sich in aller Öffentlichkeit gegen Midalis ausgesprochen. Wenn sie also ihre angestrebte Macht behalten wollen, darf der Prinz nicht König werden. Der Krieg ist unausweichlich. Ich werde nicht getötet werden, aber sollte es dennoch geschehen, wäre das für Euch sogar von noch größerem Nutzen. Ihr werdet den Krieg selbstverständlich auch ohne mich gewinnen, aber wie viel stärker würde Eure Kirche sein, wenn das Königreich tatsächlich führungslos wäre? Herzog Kalas wird zweifellos zum Hofmeister des Reiches ernannt werden, aber ein Hofmeister ist kein König.«
    Mittlerweile war De’Unnero dazu übergegangen, die Fingerspitzen vor seinem Gesicht gegeneinander zu tippen. Jede seiner Bewegungen verriet, dass er nicht beabsichtigte, dem zu widersprechen.
    »Nur Mut, mein Freund, und vertraut ganz auf« – er hielt kurz inne, um De’Unnero ein Lächeln zuzuwerfen – »Euren ehemaligen Schüler.«

2. Kampfesmut
    Die Nacht war so stockfinster, dass sie nicht mit Sicherheit zu sagen wusste, ob sie die Augen bereits geöffnet hatte oder nicht. Oder, wenn sie tatsächlich offen waren, ob sie von der ihr einst vertrauten Welt nicht an einen Ort der Finsternis hinübergewechselt war, in ein Schattenreich, wo Leben spendendes Licht unbekannt war.
    Sie schloss ihre Augen wieder und konzentrierte sich ganz bewusst auf die Eindrücke ihrer Umgebung: den kalten, nassen Lehm unter ihrem Gesicht und ihren nackten Armen, das taube Gefühl in ihren Beinen, den dumpfen, ihre eine Körperhälfte durchziehenden Schmerz, das glühend heiße Stechen, das in ihrem Unterleib brannte. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie dem Tod nahe war, denn durch ihre Beine kroch eine durchdringende Kälte herauf, unter deren todesähnlicher Berührung sie jedes Gefühl für ihren Körper zu verlieren schien.
    Sie versuchte, den Kopf anzuheben, doch es gelang ihr nicht. Sie wollte sich auf die Seite wälzen, um das Gefühl des kalten, sandigen Lehms an ihrem Mund loszuwerden, aber auch das war unmöglich.
    Sie fragte sich, warum sie sich überhaupt bewegt hatte. Warum hatte der Tod sie nicht einfach ereilt, während sie bewusstlos war?
    Dann spürte sie, wie sie angestoßen wurde und gleich darauf noch einmal – irgendetwas Hartes presste sich gegen ihre Schulter.
    Unter ungeheuren Mühen gelang es Pony, den Kopf so weit über den Sand zu schieben, dass sich ihr ein anderer Blickwinkel bot. Zuerst vermochte sie außer Dunkelheit nichts zu erkennen, doch dann gewahrte sie nach und nach die Umrisse eines dunkleren Schattens.
    Wieder wurde sie angestoßen.
    Vom Huf eines Pferdes.
    »Symphony?«, formte sie mit den Lippen, denn sie hatte nicht die Kraft, tief genug Luft zu holen, um sich verständlich zu artikulieren. Sie sah die Silhouette sich aufbäumen und mit den Vorderläufen in die Luft treten und spürte plötzlich, dank der Kräfte des von Bruder Avelyn in Symphonys Brust eingesetzten Türkises, die vertraute Verbindung.
    »Symphony«, wiederholte sie. Diesmal hauchte sie das Wort leise in den Sand.
    Das Pferd gab ein leises Wiehern von sich und scharrte ängstlich mit dem Huf, so als wollte es sie auffordern, sich endlich zu bewegen.
    Doch Pony hatte nicht die Kraft dazu.
    Wieder stieß Symphony sie an, nachdrücklicher diesmal, und drehte sie auf die Seite. Wogen von Schmerz schossen durch ihre eine Körperhälfte, aber wenigstens gingen sie mit der Wahrnehmung anderer Empfindungen einher, die sie vorerst davor bewahrten zu sterben. Dabei war sie nicht einmal sicher, ob sie diesen Aufschub überhaupt wollte. Wäre es nicht viel angenehmer, einfach die Augen zu schließen und sich dem Jenseits zu überlassen? Wo Elbryan bereits wartete? Den Schmerz der Goblin-Speere hinter sich zu lassen und das noch

Weitere Kostenlose Bücher