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Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf

Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf

Titel: Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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ließ sie sich schwer auf ihn sinken.
    Der Raum schien sich um Aydrian zu drehen. Er kam sich vor, als würde er in die Lüfte gehoben. Er war unfähig zu atmen und verspürte nicht das geringste Bedürfnis danach. Seine Beine gerieten so sehr unter Spannung, dass er irgendwo in einem Winkel seines Verstandes glaubte, die Muskeln würden zerreißen.
     
    Später lag Aydrian vollkommen verausgabt auf dem Rücken, die Gedanken durchdrungen von einem Strudel süßester Erinnerungen. Neben ihm saß Sadye aufrecht an mehrere übereinander gelegte Kissen gelehnt, im Schoß ihre Laute, deren Saiten sie gedankenverloren zupfte.
    »So hatte ich mir das niemals vorgestellt«, sagte der junge Mann mit einer Stimme, die kaum über seine Lippen drang.
    »Weil du jeden einzelnen deiner Tage damit verbringst, alles zu kontrollieren – sogar den Wertiger, der sich in Marcalos Körper verbirgt«, erklärte Sadye.
    »Ich bin der König. Eines Tages werde ich die ganze Welt beherrschen.«
    »Nun, fast die ganze«, erwiderte Sadye mit einem anzüglichen Lächeln. »Mich wirst du niemals beherrschen. Mich wirst du niemals kontrollieren. Sei dir dessen bewusst.«
    Aydrians Gesicht wurde starr vor Zorn.
    »Und aus eben diesem Grund wirst du mich ewig schätzen und lieben«, schloss Sadye. »Solange du deine gesamte Umgebung stets beherrschen willst, wirst du immer ein kleiner Junge bleiben, Aydrian. Ich werde dir beibringen, ein Mann zu sein.«
    »Was für ein Unsinn …«
    »Denn erst wenn du aufhörst, alles mit eiserner Faust kontrollieren zu wollen, erst wenn du bei aller Willenstärke auch Gefühle zeigst, wirst du voll und ganz verstehen, was es heißt, ein Mensch zu sein«, erklärte Sadye in vollem Ernst. »Nur wenn du deine andere Seite – deine Leidenschaft, die Befreiung von zwanghafter Herrschsucht und die Gefahr des Unbekannten – bereitwillig annimmst, wirst du zu einem Ganzen werden, und erst als vollständiges menschliches Wesen kannst du wirklich zum Mann werden.«
    Aydrian blinzelte überrascht, ohne aber zu widersprechen.
    »Früher war Marcalo dir sehr ähnlich«, fuhr Sadye in ihrer Erklärung fort. Aydrian zuckte sofort zusammen, als ihn bei der Erwähnung seines Nebenbuhlers ein eifersüchtiger Stich durchfuhr. »Wie übrigens viele andere mächtige Männer … nein, mächtige kleine Jungen.«
    »Und was ist mit dir?«, wollte Aydrian wissen.
    Sie sah ihn an, als verstünde sie nicht.
    »Wenn du zu ihm zurückkehrst, werde ich –«, begann Aydrian ruhig, ohne Hast.
    »Mich töten?«, fiel sie ihm ins Wort. »Oder ihn? Oder gleich alle?«
    »Treib nicht dieses Spiel mit mir.«
    »Du gefällst mir sehr, Aydrian, auf mannigfaltige Weise«, erwiderte sie kokett. »Mach weiter so, und du hast nichts zu befürchten.«
    Aydrian lehnte sich zurück und schloss die Augen. In diesem Augenblick, da er noch den Verlust seiner Jungfräulichkeit genoss, war das für ihn alles zu verwirrend.
    Sadye begann erneut zu spielen und stimmte ein leises Lied an. Der Klang ihrer Stimme war der vollendete Abschluss einer perfekten Nacht.
    Gemächlich sank Aydrian in den Schlaf.
    Sadye blieb noch lange neben ihm sitzen und betrachtete den wunderschönen jungen König, diesen schönen jungen Mann, der der mächtigste Mann auf Erden war.
    Außer er war bei ihr.

7. Missionare
    Brynn stand auf der Ostmauer der Stadt Dharyan-Dharielle und ließ die Ereignisse der vergangenen Wochen immer und immer wieder Revue passieren. Das Bild von Abt Olin im Palast Chom Deiru, dieses Gesicht mit dem Ausdruck selbstgefälliger Zufriedenheit darin, konnte sie einfach nicht abschütteln.
    Der Mann war gefährlich.
    Alle Berichte, die Brynn bis in ihre Heimat verfolgt hatten, hatten lediglich dazu beigetragen, dieses beklemmende Gefühl noch zu verstärken. Versehen mit frischem Schwung nach ihrem triumphalen Sieg über ihren größten Gegner, hatten die behrenesischen Armeen Jacintha verlassen. Mehrere Provinzen und Städte standen bereits wieder unter dem Einfluss von Yatol Mado Wadon, genau wie Brynn und ihre Begleiter es von Beginn an gehofft hatten. Aber diese Armeen wurden von einer beachtlichen Anzahl Priester – nicht nur der Chezru, sondern auch der Abellikaner – begleitet. Zudem füllten zahlreiche Soldaten des Bärenreiches die Reihen dieser »Jacintha«-Streitmacht, und in wenigstens einem Bericht aus der Oase Dahdah hieß es, es seien die Männer aus dem Norden und nicht die Behreneser, die das eigentliche Sagen hätten.
    »Du siehst aus, als

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