Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Frage konnte sie nicht beantworten.
„ Wieso sind plötzlich so viele Bullen hier?«, wollte Paola wissen.
Und vor allem, wo sind die jetzt hin?, hätte Anke am liebsten gewusst. Hauff betrat wieder das Zimmer.
„ Von Fabio Koll keine Spur! Meine Männer haben alles abgesucht. Die Gefangenen sind auf dem Weg zum Präsidium, meine Männer draußen in Stellung ... und ...«, er wandte sich zu Anke, „ ... von Wolf ist nichts zu sehen. Ich fürchte ...«
„ Du fürchtest ...?« Sie wollte nicht weiter darüber nachdenken. Handeln war das Gegenmittel.
„ Laura, Sie haben doch sicher Fotos von Ihrem Bruder?«
„ Da wäre ich auch noch drauf gekommen«, gab Hauff lakonisch von sich. „Und Sie, meine Damen, packen ein paar Sachen.«
Lauras Gesicht wurde aschfahl. „Werden wir jetzt eingesperrt?«
Keiner reagierte auf die Frage. Anke war viel zu sehr damit beschäftigt, was mit Wolf geschehen sein könnte.
„ Glaubst du, Anke, Koll setzt sich ab ohne seine Familie?«, störte Hauff sie.
„ Das würde er nie tun!«, schrie Paola erschrocken. Nach einem Atemzug ergänzte sie hastig: „Und Klaus auch nicht! Er würde mich nicht verraten!«
Anke glaubte, aus Paolas Behauptung eine Spur Unsicherheit herausgehört zu haben. Anscheinend mochte sie Klaus Nett. Mit flackernden Augen blickte das junge Mädchen von einem zum anderen und blieb an Laura hängen.
»Hat das alles hier jemand verpfiffen?«
Laura starrte das blonde Mädchen mit dem unschuldigen Kindergesicht an. Hauff und sein Kollege waren in dem Augenblick durch einen der Männer aus dem Zimmer gewunken worden und hatten Paolas Aussage nicht mitbekommen. Vor der Tür schien es interessante Neuigkeiten zu geben.
„ Du hast von allem gewusst?«, fragten Anke und Laura fast gleichzeitig.
Als Antwort folgte ein verächtlicher Laut, mit dem sich Paola eindeutig über die Ahnungslosigkeit lustig machte. Sie sah ihre Schwester an.
„ Hast du geglaubt, Laura, ich würde ewig ein dummes, naives Kind bleiben? Ich habe Verstand und Augen im Kopf.«
„ Dein Wissen behältst du vor der Polizei am besten für dich«, meinte Laura kleinlaut und begann zu weinen. Hauff erschien aufs Neue in der aufgestoßenen Zimmertür und blieb im Rahmen stehen.
„ Wir haben unten einige Kilo Kokain entdeckt«, gab er kund und wandte sich Laura zu. „Und Sie sind seine Schwester ...«, seine Augen glitten flink über ihren Körper, „und nach dem Kleid zu urteilen, kannten und kennen Sie sich in dem Etablissement sehr gut aus.«
Anke tauschte mit ihm einen Blick. Hatte sie doch gewusst, dass sie Laura ans Messer liefern würde. Wie sehr sie es bedauerte, spürte sie an dem Stich in ihrer Brust. Wo ist Wolf? Anke schloss einen Moment die Augen, hörte, wie Hauff seine Männer anwies, die beiden Frauen mitzunehmen. Als sie die Lider wieder hochzog, verließen Laura und Paola von zwei Polizisten flankiert das Zimmer.
„ Was ist mit Mutter?«, fragte Paola mit einer Stimme, in der leise Panik mitschwang. Anke schaute rasch zu Laura, die als Antwort die Schultern zuckte.
„ Die alte Frau Koll«, sagte Anke zu Hauff gewandt, „hatte vermutlich in ihrem Zustand keine Ahnung von allem. Sie weiß nicht einmal, wie sie heißt.«
„ Wir nehmen sie trotzdem mit. Das Haus wird versiegelt, sobald Droge und Spurensicherung ihre Arbeit gemacht haben.«
Doch das Zimmer von Maria Koll war leer.
„ Sie irrt sicher im Haus herum«, fürchtete Laura.
Unten in der Diele angekommen, vernahm Anke das Geräusch eines laufenden Motors. Sie glaubte, Hauffs Männer seien in Stellung und warteten auf sie. Und damit würde es für sie selbst hier erst einmal vorbei sein.
In der Redaktion würde eine Menge Arbeit, Artikel über Artikel auf sie warten.
Vor Hauff und den anderen trat Anke aus dem Haus in die Außenbeleuchtung und meinte, ihren Augen nicht zu trauen. Blickte sie doch direkt in den glatten Lauf einer Schrotflinte. Sie war krampfhaft von einer alten Dame mit kleinen, unkontrollierten, wiederholten Hin- und Herbewegungen auf sie gerichtet.
„ Ich werd verrückt«, murmelte Anke und wich einen Schritt zurück direkt in Hauffs Vorderseite, der augenblicklich aus der Tür ins Freie trat. Er schien die Situation sofort zu erfassen und griff nach seiner Dienstwaffe am Gürtel.
„ Sagtest du nicht, die wäre irre?«
Anke blickte auf den Einsatzwagen. Er schien verlassen.
„ Wo, verdammt noch mal, sind deine Männer in Stellung, wo?«, presste sie durch ihre Zähne
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