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Schattenfall

Schattenfall

Titel: Schattenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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Scylvendi sie mit einem Schlag zu Boden gestreckt.
     
     
    »Was willst du mit ihr anfangen?«, fragte Kellhus und musterte die Frau, die auf der anderen Seite des Feuers kauerte.
    »Ich werde sie behalten«, antwortete Cnaiür und biss in ein Stück Pferdefleisch, das er samt Knochen in Händen hielt. »Wir haben auf Leben und Tod gekämpft«, fuhr er mit vollem Mund fort, »und jetzt gehört sie mir.«
    Als ob das der einzige Grund wäre…Er hat Angst – Angst, nur mit mir zu reisen.
    Der Utemot stand unvermittelt auf, warf den fettglänzenden Knochen ins Feuer und hockte sich neben der Frau nieder. »Wie schön du bist«, sagte er beinahe geistesabwesend. Sie schrak vor seiner ausgestreckten Hand zurück, dass ihre Ketten klirrten, er aber packte sie und schmierte ihr beim Küssen Fett auf die Wange.
    Sie erinnert ihn an jemanden. An eine seiner Frauen…
    An Anissi, die Einzige, die er zu lieben wagt.
    Kellhus sah zu, als der Scylvendi sie bedrängte. Bei ihrem Wimmern und ihren mühsam unterdrückten Schreien war ihm, als würde der Boden sich langsam drehen, als hätten die Sterne ihren Lauf unterbrochen und als hätte die Erde stattdessen zu rotieren begonnen… Da war etwas… und zwar hier. Er spürte es. Er spürte eine gewaltige Wut.
    Aus welchem Dunkel mochte sie gekommen sein?
    Mir widerfährt hier etwas, Vater.
    Später zog der Scylvendi sie auf die Knie, nahm ihr schönes Gesicht in die hohle Hand, drehte es im Schein des Feuers hin und her, strich ihr mit dicken Fingern durchs goldblonde Haar und murmelte ihr in einer unverständlichen Sprache etwas zu. Kellhus sah, dass sie Cnaiür aus verquollenen Augen anblickte und tief erschrocken darüber war, ihn verstanden zu haben. Der Utemot brummte noch etwas, und sie zuckte zusammen, keuchte »Kufa… Kufa« und begann wieder zu weinen.
    Es folgten weitere, nun in deutlich schrofferem Ton gestellte Fragen, die sie mit der Scheu der Geschlagenen beantwortete, wobei sie immer wieder kurz zu dem unbarmherzigen Gesicht hochsah und dann rasch zu Boden schaute. Kellhus blickte durch ihre Miene hindurch in ihre Seele.
    Er erkannte, wie viel sie gelitten hatte – so viel, dass sie ihren Hass und ihre Entschlossenheit schon lange hinter einer Fassade der Angst und der Demut zu verbergen wusste. Sie sah ihm einen Moment in die Augen und spähte dann angestrengt in die Dunkelheit ringsum. Sie will sicher sein, dass sie es nur mit zwei Männern zu tun hat.
    Der Scylvendi nahm ihren Kopf in seine mit Narben übersäten Hände und brachte mit kehliger Stimme weitere unverständliche Worte hervor, in denen etwas deutlich Drohendes mitschwang. Dann ließ er sie los, und sie nickte. Ihre blauen Augen glitzerten im Schein des Feuers. Der Scylvendi zog ein kleines Messer aus der Hose und begann, an ihren Ketten herumzubrechen, die bald darauf klirrend zu Boden fielen. Die Frau rieb sich die lädierten Handgelenke und sah Kellhus erneut kurz an.
    Ob sie den Mut hat?
    Der Häuptling ließ sie allein und kehrte an seinen Platz am Feuer zurück, setzte sich also wieder neben Kellhus. Seit einiger Zeit vermied es Cnaiür, dem Dunyain gegenüberzusitzen, und der wusste natürlich, warum: damit er nicht in seinem Mienenspiel lesen konnte.
    »Du hast sie also freigelassen?«, fragte Kellhus, obwohl er wusste, dass dem nicht so war.
    »Nein. Sie trägt jetzt andere Fesseln.« Nach kurzem Schweigen setzte er hinzu: »Frauen sind leicht zu brechen.«
    Das glaubt er selber nicht.
    »Welche Sprache ist das vorhin gewesen?« Ausnahmsweise war das mal eine echte Frage.
    »Scheyisch – die Sprache des Kaiserreichs. Sie war dort Konkubine, ehe die Munuäti sie erbeuteten.«
    »Und was hast du sie gefragt?«
    Der Scylvendi musterte ihn scharf. Kellhus beobachtete das Drama auf seinem Gesicht: ein Gewitter bedeutungsvoller Zeichen. Er sah den ihm geltenden, wohlbekannten Hass, aber auch eine nicht mehr ganz frische Entschlossenheit, die ihm zeigte, dass Cnaiür schon vor ein paar Minuten entschieden haben musste, wie er sich jetzt verhalten würde.
    »Ich habe sie über das Kaiserreich ausgefragt«, sagte er schließlich. »In Nansur sind jede Menge Leute unterwegs – genau wie im gesamten Gebiet der Drei Meere. Die Tausend Tempel haben einen neuen Vorsteher, und es wird einen Heiligen Krieg geben.«
    Das hat sie ihm nicht erzählt, sondern nur bestätigt. Er hat das schon früher gewusst.
    »Einen Heiligen Krieg… Und gegen wen?«
    Der Scylvendi versuchte, ihn einzuschätzen und

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