Schattenfall
donnerte mit unverminderter Gewalt heran. Kellhus stand reglos mit gezücktem Krummschwert da und ließ die stampfenden Rösser immer näher kommen…
Der ist hinüber, dachte Cnaiür und rollte sich auf die Beine. Die Reiter hatten auch ihn schon fast erreicht.
Der Dûnyain verschwand zwischen den Angreifern, und der Häuptling sah manches Schwert blitzen.
Drei Pferde stockten unmittelbar vor Cnaiür in vollem Lauf, schlugen wild aus und stürzten dann ungebremst zu Boden. Der Utemot hechtete an den um sich schlagenden Rössern vorbei, unter denen zerschmetterte Reiter lagen. Ein herumfuchtelnder Huf erwischte Cnaiür am Oberschenkel und ließ ihn der Länge nach zu Boden stürzen. Der Häuptling verzog das Gesicht, hielt sich das schlimm geprellte Bein und kroch mühsam aus der Reichweite der Hufe. Doch er war längst nicht außer Gefahr, denn direkt neben ihm bohrte sich nun ein Pfeil in den Boden – und gleich darauf ein zweiter.
Die anderen Angreifer waren – unbeeindruckt von ihren gefallenen Stammesbrüdern – vorbeigedonnert. Nun sammelten sie sich erneut zur Attacke.
Fluchend und stolpernd kam Cnaiür auf die Beine, hob einen runden Schild auf, rannte den Bogenschützen entgegen und zog dabei sein Breitschwert. Er spürte Schüsse auf sich niederprasseln: Eine eiserne Pfeilspitze durchschlug den mit mehreren Lederschichten bezogenen Schild; eine zweite traf ihn an der Hüfte, prallte aber an den Eisenplatten seines Gürtels ab. Cnaiür warf sich nach rechts und nutzte den ersten Bogenschützen als Deckung vor dem zweiten. Wo war der dritte? Er hörte die wilden Schreie der Munuäti, die sich in seinem Rücken erneut zum Angriff bereitmachten.
Schon näherte sich der erste Bogenschütze wieder, legte einen Pfeil ein, merkte dann aber, dass er schon zu nah dran war, und langte hektisch nach seinem Schwert. Doch Cnaiür sprang ihn an, brüllte laut und stieß ihm das Breitschwert in die Achselhöhle. Der Munuäti stöhnte auf, sank nach vorn und schlang die Arme um den Leib, während der Utemot ihn bei den verfilzten Haaren griff und aus dem Sattel riss. Doch schon kam der zweite berittene Bogenschütze – mit gezücktem Schwert! – auf ihn zugeprescht.
Cnaiür bekam einen Fuß in seinen Steigbügel, schwang sich aufs Pferd, umklammerte den erstaunten Munuäti von hinten, sprang mit ihm ab und rang ihn zu Boden. Obwohl sein Gegner außer Atem war, wehrte er sich verbissen und nestelte nach seinem Messer. Cnaiür stieß ihm den Kopf ins Gesicht, schlug sich dabei am Helm des Mannes den Schädel blutig und merkte erst jetzt, dass er seinen Helm verloren hatte. Wieder stieß er ihm mit voller Wucht den Kopf ins Gesicht und spürte, wie er seinem Gegner mit der Stirn die Nase brach. Jetzt hatte der Munuäti das Messer gezogen, doch Cnaiür packte ihn beim Handgelenk. Beide keuchten, sahen einander hasserfüllt an und knirschten mit den Zähnen.
»Ich bin stärker«, brachte Cnaiür heiser hervor und verpasste seinem Gegner noch eine Kopfnuss.
In den Augen des anderen war keine Furcht zu entdecken – nur unversöhnlicher Hass.
»Stärker!«
Cnaiür presste den zitternden Arm seines Gegners auf den Boden und bearbeitete sein Handgelenk so lange, bis ihm das Messer aus den tauben Fingern fiel. Und noch eine Kopfnuss, die den Munuäti ein Bein in die Luft reißen ließ.
Da schlug wieder ein Pfeil ein – der dritte Bogenschütze!
Der Krieger unter ihm röchelte kurz und erschlaffte dann. Der Pfeil hatte seine Kehle durchbohrt und ihm den Hals an den Boden genagelt. Cnaiür hörte galoppierende Hufe und nahm aus dem Augenwinkel eine hoch aufragende Gestalt wahr.
Er hechtete zur Seite, hörte ein Breitschwert niederfahren, rollte über die Schulter ab, hockte sich auf, sah den Munuäti so abrupt anhalten, dass Grasnarbe durch die Luft flog, und beobachtete, wie der Mann seinem Pferd dann zu einem weiteren Angriff die Sporen gab. Cnaiür strich sich über die blutige und verschwitzte Stirn und musterte fieberhaft den Boden. Wo war sein Schwert geblieben? Schon kamen Ross und Reiter auf ihn zugeprescht.
Ohne nachzudenken, griff Cnaiür nach den Zügeln, brachte das Pferd mit bloßer Muskelkraft aus dem Tritt und riss es zu Boden. Der verdutzte Munuäti sprang rechtzeitig ab, rollte sich aus der unmittelbaren Gefahrenzone und kam wieder auf die Beine. Unterdessen suchte Cnaiür den Boden systematisch ab und fand sein Schwert schließlich zwischen hoch aufgeschossenem Unkraut. Er riss es gerade noch
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