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Schattenfall

Schattenfall

Titel: Schattenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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rechtzeitig hoch, um den ersten Schlag des Munuäti mit einem lauten Klirren abwehren zu können.
    Der Angreifer fuchtelte so wild wie energisch mit seinem blitzenden Schwert herum, doch innerhalb weniger Sekunden hatte Cnaiür ihn schon in die Defensive gedrängt, nahm ihm mit seinem Ungestüm das Gleichgewicht, brachte ihn zum Stolpern.
    Dann war es vorbei. Der Munuäti stierte Cnaiür entgeistert an, beugte sich vor, um seinen Arm aufzusammeln…
    … und verlor bei dieser Gelegenheit auch noch den Kopf.
    Ich bin stärker.
    Schwer atmend ließ Cnaiür den Blick über den Ort des Gemetzels schweifen und fürchtete plötzlich, Kellhus wäre tot. Doch er entdeckte den Dunyain beinahe sofort: Er stand allein in einem wahren Knäuel von Toten, hielt das Schwert wie schon früher erhoben und erwartete den Angriff eines einzelnen Reiters.
    Der Mann beugte sich mit seiner Lanze vor, stieß ein lautes Geheul aus und schien dem Zorn der Steppe durchs Donnern der Hufe hindurch Ausdruck verleihen zu wollen. Er weiß es, dachte Cnaiür. Er weiß, dass er jetzt sterben wird.
    Vor seinen Augen zog der Dûnyain die eiserne Spitze der Lanze mit seinem Schwert geradezu an und lenkte sie zu Boden, wo sie zerbrach und den Munuäti dabei gegen seine Hinterpausche schleuderte. Dann sprang Kellhus schier unglaublich hoch in die Luft und trat dem Reiter mit voller Wucht ins Gesicht. Der Mann stürzte ins Gras, wo das Schwert des Dûnyain seinen zähen Widerstand endgültig zum Erliegen brachte.
    Was für ein Mensch du wohl bist …
    Anasûrimbor Kellhus beugte sich über die Leiche, als wollte er sie sich genau einprägen. Dann drehte er sich zu Cnaiür um. Sein Haar war vom Wind zerzaust, und das Blut auf seinem Gesicht ließ den Dûnyain für einen Moment aussehen, als sei seine Miene doch nicht völlig ausdrucksleer. Hinter ihm ragten die dunklen Steilhänge des Hethanta-Gebirges auf.
     
     
    Cnaiür ging den Kampfplatz ab und brachte die Verletzten mit dem Schwert zum Schweigen.
    Schließlich erreichte er Panteruth, der Richtung Hügelkamm gekrochen war, schlug dem Verzweifelten das Schwert aus der Hand, rammte sein eigenes in den Boden, trat wütend auf den Mann ein, riss ihn dann auf die Beine, als wäre er eine Puppe, und starrte ihm in die verschwommen dreinblickenden, blutunterlaufenen Augen.
    »Hast du’s jetzt kapiert, Munuäti?«, rief er. »Begreifst du nun, wie leicht man unser Kriegervolk vernichten kann? Kundschafter!«, stieß er hervor. »Eine weibische Ausrede ist das!« Ein Schlag mit der flachen Hand, und Panteruth lag wieder am Boden. Cnaiür trat erneut nach ihm und prügelte aus einer dunklen, Herz und Seele betäubenden Wut heraus auf ihn ein, bis der Munuäti schluchzte und schrie.
    »Was? Heulst du auch noch?«, brüllte der Utemot. »Du, der mich einen Verräter genannt hat?« Er packte den Mann mit harter Hand an der Gurgel, rief »Gute Reise!« und drückte zu. Der Munuäti schnappte vergeblich nach Luft und schlug wild um sich. Es schien, als hallte selbst der Erdboden von Cnaiürs Zorn wider und als zuckte sogar der Himmel davor zurück.
    Dann erhob sich der Häuptling und ließ den Leichnam liegen.
    Ein schmachvoller Tod. Aber einer, der zu diesem Kerl passte. Panteruth von Mutkius würde nicht in die Steppe zurückkehren.
    Aus der Entfernung sah Kellhus, wie Cnaiür sein Schwert aufhob. Der Häuptling kam auf den Dunyain zu und bahnte sich dabei mit befremdlicher Vorsicht einen Weg durch die Toten. In seinen Augen lag ein irres Leuchten, das in deutlichem Kontrast zum bewölkten Himmel stand.
    Er ist verrückt.
    »Da sind noch mehr«, meinte Kellhus. »Sie warten zusammengekettet unten am Weg. Frauen.«
    »Unser Siegeslohn«, sagte Cnaiür, wich dem prüfenden Blick des Mönchs aus und ging an ihm vorbei auf das Gewimmer zu.
    Serwë stand da, hatte die gefesselten Handgelenke ausgestreckt und rief »Bitte! Bitte!«, als die Gestalt auf sie zukam.
    Die anderen Gefangenen schrien auf, als sie sahen, dass es ein Scylvendi war, der sich näherte, ein anderer Scylvendi – noch brutaler und womöglich noch bösartiger, soweit sich das durch ihre Tränen erkennen ließ. Sie drängten sich hinter Serwë zusammen und hielten dabei so viel Abstand zu ihr, wie die Ketten es zuließen.
    »Bitte! Bitte!«, rief Serwë erneut, als der hochgewachsene Mann, dem das Blut seiner Landsleute aus den Kleidern troff, näher kam. »Du musst uns retten!«
    Dann aber sah sie seinen gnadenlosen Blick.
    Und schon hatte der

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