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Schattenfall

Schattenfall

Titel: Schattenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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mochten.
    Plötzlich sagte Conphas: »Du bist doch ein Freund von Nersei Proyas. Was weißt du eigentlich von Anasûrimbor Kellhus – dem Kerl, der ein Prinz aus Atrithau zu sein behauptet?«
    Diese Frage kam für Achamian wie ein Schock, und er hatte einen Augenblick Mühe, mit dem forschen Schritt des Oberbefehlshabers mitzuhalten.
    Ist Kellhus etwa in diese Sache verwickelt?
    Was sollte er Conphas sagen? Dass er fürchtete, der Mann könnte ein Vorbote der Zweiten Apokalypse sein? Erzähl ihm nichts.
    »Warum fragt Ihr?«
    »Du hast bestimmt davon gehört, wie das Treffen des Kaisers mit den Hohen Herren ausgegangen ist. Die Gerissenheit dieses Mannes hat das Ergebnis wesentlich beeinflusst.«
    »Ihr meint sicher seine Klugheit.«
    Ein flüchtiges Zornbeben ließ die Miene des Oberbefehlshabers kurz entgleisen. Er tippte zweimal auf seinen Brustharnisch, und zwar genau auf die Stelle, hinter der – wie Achamian wusste – sein Chorum verborgen war. Diese Geste beruhigte Conphas. Als würde sie ihn daran erinnern, auf wie viele Weisen er Achamian sterben lassen konnte.
    »Ich habe dir eine einfache Frage gestellt.«
    Die Frage ist alles andere als einfach, dachte Achamian. Was wusste er schon von Kellhus? Herzlich wenig – wenn man davon absah, dass er wohl genauso beeindruckt davon war, wer dieser Kellhus war, wie erschrocken darüber, als was dieser Mann sich erweisen mochte. Ein Anasûrimbor war zurückgekehrt.
    »Hat das etwas mit dem ›äußerst unheimlichen Kundschaften zu tun?«, fragte Achamian.
    Conphas hielt unvermittelt an und musterte ihn. Entweder war er über eine verborgene Dummheit in der Frage erstaunt, oder er traf gerade eine Entscheidung.
    Sie haben wirklich panische Angst.
    Der Oberbefehlshaber schnaubte auf, als wunderte ihn, dass er sich über das Sorgen machen konnte, was ein Mandati von den Geheimnissen des Kaiserreichs halten mochte. »Absolut nicht.« Er grinste. »Du solltest dir den Bart kämmen, Hexenmeister«, fügte er hinzu, während sie weitergingen. »Du wirst gleich dem Kaiser persönlich begegnen.«
     
     
    Xerius ließ seinen Begleiter Cememketri stehen, ging ein paar Schritte auf Skeaös zu und musterte ihn kalten Blicks. Ein Ohr des Obersten Beraters war von geronnenem Blut verklebt. Büschel langen weißen Haars umgaben seine mit geschwollenen Adern bedeckte Stirn und die eingesunkenen Wangen und ließen ihn recht wild aussehen.
    Der alte Mann war nackt auf ein hölzernes Halbrund gefesselt, das sich zur Decke des Verlieses wölbte. Das Holz war glatt, schien wie von den Leibern der vielen, die man hier schon angekettet hatte, poliert und hob sich dunkel von der bleichen Haut des Beraters ab. Der Kerker hatte ein niedriges Deckengewölbe und wurde von Kohlenbecken erleuchtet, die wahllos in Nischen und Winkeln verteilt waren. Sie befanden sich tief im Herzen der Andiamin-Höhen, und zwar in jenem Verlies, für das sich im Lauf der Jahrhunderte der Name Wahrheitsraum eingebürgert hatte. An den Wänden lagen auf Eisenregalen die Werkzeuge, deren es zur Ermittlung der Wahrheit bedurfte.
    Skeaös begegnete dem Blick des Kaisers furchtlos und blinzelte wie ein Kind, das in tiefer Nacht erwacht ist. Die Augen standen ihm strahlend im runzligen Gesicht und musterten nun die Gestalten, die den Kaiser begleiteten: Cememketri und zwei weitere hochrangige Hexer, die die schwarzgoldene Robe der Kaiserlichen Ordensleute trugen, jenes Ordens also, dessen Mitglieder auch Hexenmeister der Sonne hießen; dann Gaenkelti und Tokush, die noch immer im vollen Ornat ihrer Rüstung waren und in deren starren Mienen die Furcht stand, der Kaiser werde sie zwangsläufig für den skandalösen Verrat verantwortlich machen; daneben der Inquisitor Kimish, der seine Opfer nicht als Menschen, sondern als eine Summe von Schmerzpunkten begriff; zudem Skalateas, ein in seine blaue Robe gehüllter Mysunsai mittleren Alters, den Gaenkelti herbeigeschafft hatte und dem die Verblüffung offen im Gesicht stand; und natürlich zwei blau tätowierte Armbrustschützen der Kaiserlichen Garde, deren Chorae auf die eingesunkene Brust des Obersten Beraters zielten.
    »Wie hast du dich verändert, Skeaös!«, flüsterte der Kaiser und faltete die zitternden Hände.
    Dem Obersten Berater entfuhr ein leises Lachen.
    Xerius unterdrückte den Schreck, der prompt in ihm aufsteigen wollte, und spürte, wie sich sein Herz verhärtete. Ja, für das hier würde er Wut brauchen.
    »Was meinst du, Kimish?«, fragte er.
    »Er

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