Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
recht.“
„Das höre ich gern. Wenn es überhaupt eine Bedeutung hat, dann sicher keine segensreiche. Also zu den Zeichen: Der schwarze Umhang und der Hut machen mir am meisten Sorgen. Trug nicht der Schattenreiter aus deinen Ahnungen diese Bekleidung?“
„Ja. Ich vermute auch, dass es damit zusammenhängt. Aber mehr weiß ich dazu nicht. Diese Zeichen geben doch wohl kaum etwas über den Ort preis, wo sich meine Mutter und mein Bruder aufhalten, oder?“
„Nicht direkt, wenn sie denn überhaupt fort sind. Ich befürchte nur, dass es bedeutet, dass sie in seiner Gewalt oder zumindest in seiner Nähe sind.“
„Sind sie vielleicht …?“ Berthold stockte.
„Tot? Nein, das glaube ich nicht. Dann hättest du andere Bilder empfangen. Sie haben sicher einen ganz bestimmten Wert für den Reiter, aber er will dich, Berthold. Und er benutzt sie, damit du dich anlocken lässt.“
„Wer ist er?“
„Der Schattenreiter? Ich weiß es nicht. Ich würde es ihm gerne mit meinem Schwert entlocken, aber dazu müsste man ihn zuerst einmal finden. Vielleicht ist er nur eine symbolische Figur in deinen Träumen, wer weiß?“
„Mag sein, aber was ist mit den anderen Zeichen? Die Kette deutet für mich auf Gefangenschaft hin. Und da sie auf dem Platz meines Vaters lag, muss ich leider annehmen, dass er irgendwo, von wem auch immer, gefangen gehalten wird.“
„Ja, das sehe ich auch so, aber wo? Du sagst, es seien drei Eicheln gewesen?“
„Ja, drei Eicheln.“
„Was fällt dir zu drei Eicheln ein?“, fragte Petz.
Berthold strengte sich sichtlich an, dann sagte er nach einigem Überlegen: „Hmm, vielleicht der Herbst? Der Samen für einen Baum oder etwas anderes? Die Kraft des Keimes? Was weiß ich?“
„Papperlapapp!“, schalt ihn Petz. „Zu ungenau! Was soll man denn damit anfangen?“
Wütend sprang Berthold auf und schlug mit der Faust auf Tisch, dass die Krüge tanzten. „Ja, ich weiß, dass es nicht weiterhilft, aber du hast mich gefragt, was mir dazu einfällt und ich …“
„Es ist ein Ort“, sagte Augustein plötzlich, „eine Stadt.“
Berthold setzte sich. „Was für eine Stadt?“, fragte er mit einem entgeisterten Gesichtsausdruck.
„Woher kommst du?“
„Aus Langen.“
„Danke, das weiß ich selbst. Aber wie heißt der Wildbann, in dem sich euer Gut befindet? Wie heißt die nächste Stadt? Wo residiert Vogt Etzelroth, na?“
Bertholds Züge erhellten sich wieder und er sprang erneut von seinem Stuhl auf. „Drei-Eichen-Hayn. Ja, aber natürlich! Dass ich selbst nicht darauf gekommen bin. Der Hain mit den drei Eichen. Drei Eicheln im Stadtwappen. Das muss es sein. Also hat Etzelroth, dieser Lump, ihn dort festgesetzt. Eine andere Erklärung gibt es nicht.“
Petz sagte: „Ja, gut. Nun hast du den Ort, sogar recht genau, denn ich denke, Dreieichenhayn wird nicht so viele Kerker haben. Aber du brauchst noch die Deutung des anderen Zeichens. Nur als Ganzes ist eine Vision sinnvoll – wenn es denn eine war und nicht nur der wirre Fiebertraum eines Fliehenden. Und noch immer haben wir keine Garantie, dass die Deutung unseres gebildeten Bruders Augustein zutrifft. Wenngleich ich nicht leugnen kann, dass es ihr an einer gewissen Logik nicht mangelt.“
„Das wird sich zeigen, Petz. Ich muss fort, meinen Vater retten. Wer weiß, was Etzelroth sonst noch mit ihm anstellt, wenn ich zögere.“
„Langsam! Wer weiß, was das Schicksal mit dir anstellt, wenn du nicht richtig zuhörst und überhastet reagierst. Jedes Zeichen hat eine Bedeutung und nur alle zusammen ergeben eine handfeste Möglichkeit. Glaube mir, alles hat seinen Sinn, es war bisher mit deinen Ahnungen doch immer so, oder? Also denk nach, bevor du handelst. Was ist mit dem anderen Zeichen?“
„Der hölzerne Ring mit der Pfeilspitze im Kochtopf, in dem ich verschwunden bin?“
„Genau den meine ich.“
„Er hat mich an etwas erinnert, aber ich weiß nicht, woran. Ein hölzerner Ring, unförmig und wulstig, verwachsen und modrig, was kann das schon sein?“
„Ein Rad vielleicht?“, meinte Augustein.
„Ein modriges, unförmiges Rad? Wie lange wird der Wagen wohl halten, der auf einem solchen Rad fährt? Und wie erst wäre die Reise mit einem solchen Ding, das nicht aussah wie solide Handwerkskunst, sondern so, als hätte man einfach eine Baumscheibe ausgesägt und ein Loch hineingeschlagen?“
Berthold hielt plötzlich inne, stutzte und dachte angestrengt nach. Dann strahlte er plötzlich. „Ich glaube, ich
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