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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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hatte.
    Berthold, Petz und Augustein ritten vier Tage durch die Grafschaft Hanau-Lichtenstein und das Bistum Mainz. Sie vermieden größere Ortschaften und suchten nächtlichen Unterschlupf immer auf einsam gelegenen Höfen, deren Eigentümer sie für eine Nacht im Heu mehr als ausreichend bezahlten. Einmal schliefen sie sogar in einer alten, wohl erst unlängst fast gänzlich abgebrannten Mühle, die an einem Seitenarm der Bieber stand. Am nächsten Tag rochen sie deshalb wie Räucherschinken.
    Der Weg nach Langen betrug nur rund sieben Meilen, aber sie zogen es vor, nicht direkt über Hanau zu reiten, sondern schlugen sich zuerst schnurstracks Richtung Süden. Erst bei Blankenbach, fast auf der Höhe von Aschaffenburg, wandten sie sich nach Westen in Richtung Dreieich. Berthold, Petz und Augustein wussten, dass die Reise viele Gefahren barg. Sie hatten zudem keine Ahnung, mit welchem Eifer man sie suchte, denn sowohl das Verschwinden des Inquisitors Andreas Zöblin als auch das seiner Truppe war sicherlich nicht unbemerkt geblieben. Gregor Fyrner hatte sie zudem immer auf dem Laufenden gehalten, was den Kurpfälzischen Krieg anbelangte, stand doch das zur Grafschaft Philipps von Hanau gehörende Gelnhausen auf Seiten Diethers von Ysenburg, der sich gegen Kaiser und Papst gestellt hatte und mit mächtigen Gegnern aneinandergeraten war.
    Wer also aus Gelnhausen kam und von den Nassauer Truppen ergriffen wurde, hatte nichts Gutes zu erwarten – obschon es für die drei Flüchtigen ohnehin unklug gewesen wäre, irgendwelchen Bewaffneten in die Hände zu fallen, ganz gleich, welches Banner diese auch immer tragen mochten. In den Wirren des Krieges wurde oft einfach ein jeder erschlagen, der eine Bedrohung darstellen konnte oder einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort war.
    Gregor hatte berichtet, dass die Stadt Mainz nach Abschluss eines Schutzvertrages am zweiten Dezember des vergangenen Jahres weiterhin auf der Seite des abgesetzten Erzbischofs Diether von Ysenburg stand. Zu ihm, der vom Volk wegen seiner Aufrichtigkeit und seiner Reformbestrebungen geachtet wurde, hatte sich auch Graf Philipp von Katzenelnbogen bekannt, der den einstigen Erzbischof finanziell stark unterstützte. Er hatte dafür sogar Erzstiftsteile an der Bergstraße verpfändet. Graf Adolph von Nassau, Diethers machthungriger und papsttreuer Gegenspieler, hatte sich seinerseits mit dem Trierer Kurfürsten Johann II. und dessen Bruder Karl in der Markgrafschaft Baden verbündet sowie den Landgrafen Ludwig II. von Niederhessen auf seine Seite gezogen.
    In diesem unübersichtlichen Geflecht mächtiger Fürsten und ihrer Truppen bewegte sich die kleine Gruppe, die aus einem gesuchten Haudegen, einem klosterflüchtigen Mönch und einem als Zauberer verdächtigten Jungen bestand.
    Die drei waren froh, dass sie bereits am sechsten Mai gegen Abend, einen Tag vor ihrer geplanten Ankunft, den Wildbann Dreieich erreichten. In der heraufziehenden Dunkelheit schlugen sie sich über schwarze, schmale Waldwege, deren dicht stehende Bäume ihnen fortwährend feine Äste in die Gesichter peitschten, bis kurz vor Langen durch. Petz konnte Berthold trotz der vorgerückten Stunde nur mit Mühe davon überzeugen, bis zum nächsten Tag zu warten, um etwas zu unternehmen. Berthold wollte unbedingt sofort auf das Hofgut reiten, um nach dem Rechten zu sehen. Aber schließlich sah er ein, dass Petz recht hatte, und gab – wenn auch widerwillig – nach. Vor allem auch deshalb, weil sich Augustein vor Müdigkeit kaum noch auf dem Pferd halten konnte.
    „Wo übernachten wir?“, fragte Petz.
    „Ich habe eine Idee. Lasst uns an einen Ort gehen, den niemand kennt!“
    Petz grinste. „Oh, das klingt sehr verlockend und scheint mir eine vortreffliche Idee zu sein.“
    Berthold war jedoch einfach zu erschöpft, um auf Petz’ Sticheleien einzugehen und ignorierte sie deshalb geflissentlich. „Früher, als ich noch ein normales Leben hatte, ging mein Freund Franz, der, wie ihr wisst, schließlich als Ketzer verbrannt wurde, manchmal aus der Stadt und kam erst am nächsten Tag wieder. Er wollte mir lange nicht erzählen, wo er geblieben war, er sagte nur, er schliefe im Wald.“
    „Ein interessantes Kerlchen, dein Franz.“
    „Ja. Er war ein besonderer Mann und Freund. Jedenfalls hat er mir irgendwann doch einmal verraten, wohin er ging. Es gibt eine kleine, verborgene Höhle an einem kleinen See im Wald, zu der er mich auch einige Male führte. Er nannte ihn den

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