Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
Vom Netzwerk:
christlichen Glauben erzogen und aufgewachsen. Glaubst du, ich schüttele das ab wie lästigen Staub? Nein, Augustein. Auch mir fällt das sehr schwer. Erkennen heißt immer auch Leiden, aber Nichterkennen ist Folter, glaube mir. Du kannst dich nicht wehren, sondern dich nur fügen. Du hast einen Schritt getan, nicht etwa einen Fehler begangen. Das, was du nun zu erkennen beginnst – und ich weiß, dass du das tust, ich sehe es dir an, ich fühle es –, ist die Konsequenz deiner eigenen Entscheidung. Und diese Entscheidung ist weitaus gottgefälliger, als zehnmal den Rosenkranz zu beten. Auch ich habe mich entschieden, einen anderen, unbequemeren Weg zu gehen und muss nun mit den Konsequenzen leben – aber ich will dies auch. Nimm du nun deine Entscheidung an und lebe mit ihr. Und vergiss nie, dass du immer auch Einfluss nehmen kannst, dass du deinen Weg mitbestimmst.“
    Augustein sah wieder zu Berthold auf und ein wenig Zuversicht erhellte sein Gesicht.
    „Glauben müssen wir, Augustein, glauben. Es ist nicht derselbe Inhalt, der uns verbindet, sondern das Prinzip. Niemals zuvor haben wir eine härtere Prüfung vor uns gehabt. Bestehen wir, so werden wir erkennen.“ Berthold stand auf. „Aber nun komm wieder mit hinein, wir sollten wirklich besprechen, wie es weitergeht. Ich hatte gestern wieder einen seltsamen Traum, der mir vielleicht einen Weg gezeigt hat.“
    Augustein stand auf und folgte Berthold zum Kücheneingang. Dort blieb Berthold plötzlich stehen, wandte sich zu Augustein um und fasste ihn am Arm. „Eines musst du mir noch verraten, was ich mich schon lange frage: Warum hast du uns geholfen? Und was weißt du?“
    Augustein zögerte zuerst, doch dann antwortete er: „Ich habe dich beobachtet, als du an dem Abend den Aufguss, der dich fast getötet hätte, gebraut und getrunken hast. Du bist auf den Tisch gestürzt und warst wie tot, aber du hast unentwegt gelächelt und geweint. Es war nicht wie ein Rausch von Tollkirsche, Fliegenpilz oder Stechapfel. Es war anders. Ich hatte zuerst Angst hineinzugehen, aber dann bin ich doch zu dir gekommen und habe schnell Hilfe geholt.“
    Berthold schmunzelte. „Du hast mich also beobachtet?“
    Augustein wurde rot. „Ja“, sagte er beschämt.
    Berthold forderte Augustein mit einem freundlichen Nicken auf, ihm nach innen zu folgen, wo Petz noch immer mit verschränkten Armen und einem nachdenklichen Gesicht am Küchentisch saß. Sein Gesicht hellte sich auf, als er die beiden Freunde zusammen hereinkommen sah, doch Augustein ging wortlos an ihm vorbei und zog sich in den Keller zurück. Er wollte allein sein. Berthold setzte sich Petz gegenüber und sah ihn an. „Petz, ich möchte, dass du mir nun endlich erzählst, was eigentlich deinen Groll gegen die Kirche rechtfertigt.“
    Petz sah Berthold schweigend an. Seine Mine verfinsterte sich. „Muss das jetzt sein?“
    „Nein, es muss nicht sein, aber es würde mir doch helfen, dich besser zu verstehen. Und als dein bester Freund dachte ich …“
    „Ja, ja, komm mir nicht so! Gut, du sollst deine Geschichte haben. Nun, eigentlich ist es ja meine, aber ich schenke sie dir. Ich mache es kurz, denn sonst säßen wir noch die ganze Nacht beisammen.“
    Zufrieden sagte Berthold: „Mach es so kurz wie du willst, aber mach es“ und lehnte sich zurück.
    Petz räusperte sich. „Tja, wie du weißt, bin ich Ewald Wetzel, genannt Petz, Sohn des Arnulf und der Hildegard Wetzel …“
    „… geborene Brönner aus Gelnhausen. Geboren im Jahre des Herrn 1424. Das ist mir nicht neu“, fiel ihm Berthold ins Wort.
    Petz starrte ihn für einen Augenblick mit gespielter Entrüstung an. Dann fuhr er fort „… geborene Brönner aus Gelnhausen. Geboren im Jahre des Herrn 1424. Als ich zehn Jahre alt war, verstarben meine Eltern an der Pest. Die Seuche kam aus heiterem Himmel und verschwand auch nach einigen Wochen ebenso plötzlich, wie sie gekommen war.“
    Petz griff nach seinem Bier, schnickte den Schaum gekonnt vom Krug und nahm einen tiefen Zug. Dann fuhr er fort: „Ich war also zehn Jahre alt und mutterseelenallein. Warum es mich nicht erwischt hat, weiß ich bis heute nicht, aber es war so. Monatelang lungerte ich in den Gassen Gelnhausens herum und ernährte mich von Abfall und Erbetteltem. Als der Winter kam, wäre ich fast erfroren. Doch eines Tages stieß mich einer mit dem Fuß an und fragte mich, ob ich ihn nicht begleiten wolle. Ich lag zusammengekauert an einer Hauswand und zitterte. Als ich aufsah,

Weitere Kostenlose Bücher