Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
Augustein mit der Faust vor die Brust. „Hör zu, Mönchlein. Hier gibt es nichts für euch. Wir haben selbst kaum genug. Aber du hast doch ein langes Bündel auf dem Rücken. Ob da wohl nicht vielleicht etwas für uns drin ist? Ein Gastgeschenk vielleicht? He? Und wenn ihr schon einmal da seid, könnten wir doch ein wenig Spaß zusammen haben. Also ich habe schon lange nicht mehr einem Mönch in den Arsch getreten. Was meint ihr, Männer?“
Die beiden anderen lachten lauthals und schlugen sich vergnügt auf die Schenkel. Der vorlaute Posten wandte sich an den dümmlich grinsenden Petz, mit dem er sprach wie mit einem kleinen Kind: „Und du, Depp Baldur, willst du auch ein wenig mit uns spielen? Wir spielen Depp und Soldat. Das ist ein lustiges Spiel. Das geht so: Alle Soldaten bekommen einen Knüppel in die Hand und schlagen dann auf einen Deppen, während der im Kreis umherläuft. Hmm, was meinst du dazu? Ob hier wohl ein Depp ist, der das mit uns spielen möchte?“
Augustein konnte nur mit Mühe seine Wut über diese Respektlosigkeit unterdrücken und wünschte sich in diesem Augenblick nichts sehnlicher, als so stark zu sein wie Petz. Doch er beherrschte sich und auch Petz spielte das Spiel noch mit. Er grinste die Soldaten mit schielendem Auge und triefendem Mund so dämlich an, wie er nur konnte.
„Was glotzt du so frech, du Missgeburt?“, brüllte ihn der Posten an. „Na, was ist – wollen wir gleich mit dem Spiel beginnen?“
Petz’ dümmliche Miene veränderte sich nicht, als er mit fester Stimme sagte: „Spielen? Oh gern. Aber ich kenne ein besseres Spiel. Es heißt der Depp schlägt dem Soldaten die Grütze aus seinem dummen Schädel.“ Dann verfinsterte sich sein Gesicht mit einem Mal und er fragte lauernd: „Na, was hältst du davon?“, während er den Posten scharf anblickte.
Das Lachen der drei Soldaten erstarb ganz plötzlich. Fassungslos glotzten sie den eben noch für völlig verblödet gehaltenen Hünen und den nun lächelnden Mönch an. Langsam beschlich sie das Gefühl von Gefahr und besiegte ihre Überheblichkeit. Doch ehe sie einen klaren Gedanken fassen konnten, brüllte Petz wütend: „Depp und Soldat? Ja?“ und schlug seine rechte Faust ansatzlos mit solcher Wucht in das Gesicht des Soldaten, der ihn beleidigt hatte, dass man den Eindruck hatte, dieser würde vom Boden abheben. Der Helm flog ihm in hohem Bogen vom Kopf, während er nach hinten geschleudert wurde und mit dem Schädel so heftig gegen die roten Sandsteinmauern des Gutes prallte, dass knirschend das Genick brach. Fassungslos und völlig überrascht starrten seine beiden Kameraden auf den leblos daliegenden Körper.
Diesen Vorteil nutzte Berthold aus, der aus sicherer Entfernung alles genau beobachtet und vorsichtshalber bereits einen Pfeil auf seinen Bogen gelegt hatte. Als Petz den ersten Soldaten niederschlug, trat er hinter dem Nussbaum, der ihm als Versteck diente, hervor und rannte auf die Männer zu.
Die beiden Soldaten hatten sich von ihrer Überraschung erholt und griffen nach ihren Schwertern. Doch noch ehe der erste die Waffe ziehen konnte, hatte ihm Petz bereits sein Messer, das er blitzartig aus dem Knöchelhalfter gezogen hatte, ins Herz gestoßen, Leise röchelnd ging der Mann zu Boden und sein Blut sprudelte in den Schmutz des Weges. Instinktiv warf sich Augustein in diesem Augenblick zu Boden und Petz drehte sich zur Seite weg. Der zweite Soldat wusste nicht, was diese Reaktionen zu bedeuten hatten, und ließ sein Schwert überrascht sinken. Dann sah er Berthold, der noch in einiger Entfernung stand und seinen Bogen auf ihn gerichtet hielt. Der Soldat registrierte noch verwundert, dass der Bogen nicht gespannt war, als ihn der bereits abgeschossene Pfeil mit Wucht etwas oberhalb des Bauches traf. Die Farbe wich aus dem Gesicht des Mannes, der sein Schwert fallen ließ, beide Hände auf die Wunde presste und sich krümmte. Dann sank er mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Knie und öffnete den Mund zum Schrei.
Da geschah etwas, was niemand vermutet hätte und Berthold und Petz fassungslos machte: Blitzschnell griff sich Augustein einen schweren Feldstein und schmetterte ihn dem Soldaten aus Leibeskräften auf den Kopf. Krachend splitterten die Schädelknochen und noch ehe der Mann einen Laut von sich geben konnte, brach er tot zusammen.
Am ganzen Leib zitternd stand Augustein da und starrte erschrocken und fassungslos auf den Toten zu seinen Füßen, aus dessen Schädel tiefdunkles Blut
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