Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
nicht gelingen. Ich heiße den Plan gut. Macht Ihr nur das Beste daraus, das Ihr tun könnt. Unterrichtet mich, wenn Eure Vorbereitungen abgeschlossen sind, dann werden wir unsere Strategie gemeinsam den Verbündeten und Heerführern vortragen.“
„Eure Eminenz, ich danke für Euer Vertrauen. Ich werde Euch sicher nicht enttäuschen.“
Wenzel von Sicking verneigte sich und schritt zur Tür. Dann zögerte er und kam noch einmal zurück. „Eure Eminenz, eine Frage noch, die mich beschäftigt.“
„Ja?“
„Es ist etwas Vertrauliches und Persönliches und ich weiß nicht, ob es mir zusteht, das zu fragen.“
„Nur heraus damit!“
„Glaubt Ihr an unseren Sieg?“
„Ihr denkt, dass der Erfolg unseres Plans an meinen Glauben gebunden ist? Mehr als an Gottes Willen?“
„Könnt Ihr es ausschließen, Eure Eminenz?“
Der Erzbischof starrte von Sicking entgeistert an. „So wahr ich hier stehe, Wenzel – Gott ist mein Herr, geheiligt werde sein Name. Ich sage Euch, dass ich fest daran glaube, dass Zweifel Teil einer Versuchung sind. Teil eines ganzen Unglücks, das die letzten beiden Jahre meines Lebens durchzieht. Ich muss widerstehen, ich muss siegen, für das Gute, für das Wahre und für Gott. Darum sage ich Euch, dass wir diesen Kampf letztlich gewinnen werden.“
„Ich habe erfahren, dass ein Spion von uns im Augustinerkloster weilt. Er kommt aus Langen, einer Stadt im Süden von Mainz, die Euch bekannt sein dürfte. Er ist einer unserer besten Männer. Ich denke, er kann uns vielleicht Genaueres sagen. Und wer weiß, vielleicht bringen seine Worte auch Licht ins Dunkel dieser seltsamen Allianz von Adolph von Nassau und Monsignore Sarenno di San Pietro, den Verräter Otto von Wernfeld eingeschlossen.“
„Gut, schickt nach ihm. Ich möchte ihn schon morgen sehen. Und, Wenzel – seid erleichtert um diese Sorge, denn wir sind die wahren Diener Gottes und haben ihn auf unserer Seite. Der Sieg wird unser sein!“
Von Sicking verneigte sich noch einmal und verließ das Audienzzimmer. Er war nicht erleichtert. Der Erzbischof auch nicht.
Am nächsten Morgen machten sich Petz und Berthold auf den Weg zum Augustinerkloster. Sie gingen zu Fuß und ließen Pferde und Waffen in der Herberge zurück. Es war leicht zu finden, denn jeder, den sie fragten, wusste ihnen sicher den Weg zu weisen.
Mainz war beeindruckend. Kein Vergleich mit kleinen Orten wie Babenhausen, Langen, Dieburg oder Dreieichenhayn. Selbst Gelnhausen, das schon eine Stadt von ansehnlicher Größe und einiger politischer, wirtschaftlicher und auch strategischer Bedeutung war, konnte nicht einmal ansatzweise mit der Domstadt mithalten. Überall waren Menschen in den Gassen. Das Leben brodelte und pulsierte in allen Ecken. Keinen Fleck schien es zu geben, wo nicht gefeilscht, gearbeitet oder geredet wurde. Mainz mochte an die dreißigtausend oder mehr Einwohner haben. Petz und Berthold, die beide zum ersten Mal hier waren, staunten nicht schlecht. So gut sich beide auch in der Natur auskannten und problemlos nach den Sternen und geleitet von ihren Sinnen jeden Weg finden konnten, wären sie hier wohl verloren gewesen, wenn ihnen nicht die Mainzer in ihrem derben Dialekt und zumeist freundlich Auskunft gegeben hätten.
Das Kloster lag inmitten des Stadtkerns in einiger Entfernung zum Dom, aber nur etwa zweihundert Schritte vom Rheinufer entfernt. Erhaben reckte sich der Turm der Kapelle über die Klostermauern, die wie ein Fels inmitten der Häuser standen, und sah überlegen auf jeden Besucher herab. Links neben dem mächtigen, in spitz zulaufenden Sandsteinbögen gefassten Tor zur Kapelle in der Augustinergasse befand sich in einigem Abstand ein weiterer Eingang ins Kloster. Berthold starrte noch gebannt wie ein kleines Kind auf die vielen kleinen Türmchen, die den beeindruckenden Glockenturm bis hinauf zur Spitze zierten, als Petz schon mit der Faust gegen die Tür des Nebeneingangs donnerte und aus vollem Halse „Öffnet!“ rief. Berthold wurde aus seinen staunenden Betrachtungen gerissen und eilte zu Petz. „Mach nicht einen solchen Lärm!“
„Willst du hinein oder nicht?“
„Natürlich! Aber die Augustinermönche sind doch nicht taub! Hier spricht man leise, wenn überhaupt.“
Petz lachte. Einige Augenblicke später wurde die vergitterte Sichtklappe in der Tür aufgerissen und ein verwachsenes, bleiches Gesicht mit kleinen Schweinsäuglein unter buschigen Augenbrauen starrte die beiden vorwurfsvoll an. „Was
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