Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
dunkelsten Tälern stets einen Weg gezeigt. Er war immer an meiner Seite. Hier ist mein Freund Ewald Wetzel, den alle nur Petz nennen.“
Petz trat hinzu und reichte zuerst Ambrosius Kufner die Hand und nickte dann Katharina zu. „Es ist mir eine Ehre, euch beide kennenzulernen. Berthold hat nicht mit guten Worten über euch gegeizt. Und ich denke, er hatte recht.“
Katharina und ihr Vater gaben sich Mühe, Petz’ etwas undeutliche Sprache zu verstehen und waren über die gewählten, freundlichen Worte, die so unverhofft aus einer so derben Hülle kamen, mehr als erstaunt. Ambrosius Kufner entgegnete ihm erfreut: „Petz, die Ehre ist ganz auf unserer Seite. Jemand, der unserem Freund und seiner Familie so zur Seite steht, wie du es getan hast, gebührt aller Respekt und jede Anerkennung. Fühle dich als unser werter Freund. Aber nun will ich euch noch mit meinem Onkel, Kuno von Werthersbach, bekannt machen. Erlebt habt ihr ihn ja schon.“
Ambrosius Kufner musste lachen. Auch der Propst schmunzelte und verwandelte sein ernstes Gesicht für einen kurzen Moment in das gütige Antlitz eines freundlichen, älteren Mannes. Er wandte sich an Petz und Berthold. „Glaubt mir, wenn ihr so lange Zeit in Amt und Würden gewesen wäret wie ich, wenn ihr so lange Intrigen, Verrat und Lügen von den wichtigsten Amtmännern und den höchsten Adligen vernommen hättet, dann würdet ihr auch sehr vorsichtig werden. Ich musste einfach sicher sein, ob ihr wirklich diejenigen seid, als die ihr euch ausgebt. So ein Brief mit einer Losung ist schnell gefunden und selbst die intimsten Geheimnisse sind schnell durch die Folter herausgepresst. Und hat die anmutige Tochter meines Neffen die Nachricht auch nur mit einem einzigen Buchstaben unterschrieben, so hätte sich ein jeder, der die Sachlage kennt, einen Reim darauf machen können, nicht wahr? Also musste ich euch und ganz besonders dich prüfen.“
Berthold nickte einsichtig. „Gut, ehrwürdiger Propst, das verstehe ich. Aber welche Art von Prüfung war es denn? Ihr habt mich nur Dinge gefragt, die ein anderer auch hätte beantworten können.“
Kuno von Werthersbach sah schmunzelnd zu seinem Neffen Ambrosius Kufner hinüber. „Nein, Berthold, ich war sicher. Nicht deshalb, weil es stimmte, was du gesagt hast, sondern wie.“
„Wie ich es sagte?“, fragte Berthold überrascht. „Wie meint ihr das?“
„Ambrosius und Katharina versicherten mir eindringlich, dass es ein untrügliches Zeichen dafür wäre, dass du es seiest, wenn man dich über ein bestimmtes Maß und die Gebühr hinaus ausfragen würde. Dein ungestümes ehrliches Wesen wäre der Beweis. Das leuchtete mir ein, denn ein Verräter hätte alles versucht, um ans Ziel zu gelangen und hätte keinesfalls riskiert, dass ich ihn vielleicht wegen ungebührlichen Verhaltens entfernen lasse. Das war die Prüfung.“
„Ihr Halunken!“, sagte Berthold mit gespielter Wut an die lachenden Katharina und ihren Vater gerichtet. Dann wandte er sich mit etwas ernsterer Miene wieder an den Propst. „Ich habe gefühlt, dass eigentlich keine Bedrohung bestand.“
„Aber du warst nicht gänzlich sicher, nicht wahr?“
„Nein“, musste Berthold einräumen.
Das Gesicht des Propstes wurde wieder ernst. „Wir haben einiges zu besprechen und sollten uns alle gegenseitig auf den neuesten Stand der Dinge bringen. Seine Eminenz der Erzbischof, Graf Diether von Ysenburg, hat mir heute schon in aller Herrgottsfrühe seinen Vertrauten Wenzel von Sicking gesandt. Er möchte, dass Ambrosius zu ihm kommt. Ich halte es für einen guten Gedanken, dass ihr, Berthold und dein Freund Ewald, ihn begleitet. Sicher möchte der Erzbischof auch eure Geschichte hören. Trägt sie auch nicht direkt dazu bei, die Auseinandersetzung mit Adolph von Nassau zu ändern oder das verworrene politische Spiel zu erhellen, so habe ich doch das Gefühl, dass alles irgendwie zusammenhängt. Komplott, Entführung, Verfolgung, Lüge, Langen, der Vogt in Dreieichenhayn und eure Geschichten. Vielleicht ergibt das irgendwie einen Sinn. Mehr als dass ihr die Ehre habt, euren Landesherren einmal persönlich kennenzulernen, kann wohl kaum geschehen. Aber zügele dich bei ihm, Berthold! Seine Eminenz ist es nicht gewohnt, Widerworte zu hören und hat weniger Geduld als ich.“
Kuno von Werthersbach ging zur Tür, öffnete sie und machte eine einladende Handbewegung: „Doch nun kommt, wir wollen etwas essen, denn sicher seid ihr alle hungrig. Euch erwartet bei uns
Weitere Kostenlose Bücher