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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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Graychen?“
    Berthold zögerte. Wie viel wusste der Propst? Auch wenn er Katharinas Verwandter war, beschloss er, Vorsicht walten zu lassen. „Nun, ehrwürdiger Propst, lasst es mich einmal so sagen: Ich wurde zu Unrecht einer Sache bezichtigt und zog es vor, mich der drohenden Bestrafung zu entziehen. Dies tat ich aber nicht, weil ich mich vor Gott und der Wahrheit fürchte, sondern weil diejenigen, die über mich gerichtet hätten, ihr ungerechtes Urteil bereits gefällt hatten. Mich hätten nicht Gerechtigkeit und Wahrheit erwartet, sondern der sichere Tod. Deshalb bin ich selbst auf die Suche nach der Wahrheit gegangen.“
    Der Propst verzog keine Miene und sah Berthold fest in die Augen, als er ruhig weitersprach: „Wohl gesprochen! Aber man trug mir auch zu, dass du das zweite Gesicht hättest und dass es oft nicht mit rechten Dingen zugegangen sei. Was sagst du dazu?“
    Petz hatte sich derweil unauffällig, aber aufmerksam umgesehen, um mögliche Fluchtwege zu prüfen und eventuell schon lauernde Häscher oder andere Halunken auszumachen. Denn auch wenn der Propst ein aufrechter, ehrlicher Mann zu sein schien und – was ebenfalls für ihn sprach – mit Katharina verwandt war, kamen diese Worte eher einem hinterhältigen Verhör gleich als einer freundlichen Aufnahme.
    Berthold empfand dies ähnlich und war angespannt, als er antwortete: „Ehrwürdiger Propst. Die Wahrheit ist: Ja, ich habe eine Gabe. Sie als zweites Gesicht zu bezeichnen, obliegt Euch. Ich sehe Dinge, die mir zufliegen und die zu sehen ich mir nicht gewünscht habe. In Visionen, Träumen und Gedankenfetzen. Mich deshalb aber der Zauberei anklagen zu wollen, ist unchristlich und falsch!“
    „Ist es das?“, fragte Kuno von Werthersbach ruhig, ohne die Augen von Berthold zu wenden. „Tatsächlich? Dann sage mir, Berthold Graychen, wie ich es als Propst dieses Klosters verantworten kann, dass sich vielleicht ein Hexer in unseren heiligen Mauern befindet? Jemand, der schon aus anderen Klöstern fliehen musste, wie man hört. Und dem, wie man ebenfalls hört, sogar die heilige Inquisition auf den Fersen ist? Vielleicht entsprechen die Gerüchte ja der Wahrheit und ich helfe einem Ketzer?“
    Berthold sprang auf. „Wo sind Katharina Kufner und ihr Vater?“
    Der Propst lehnte sich seelenruhig zurück und lächelte. Eine eisige Stille breitete sich in der Halle aus. Doch dann sagte der Propst: „Gut, ich sehe, du bist Berthold Graychen. Ich denke, da gibt es tatsächlich jemanden, der dich zu sehen wünscht“.
    Kuno von Werthersbach ergriff ein kleines Glöckchen vom Tisch und klingelte damit leise, aber durchdringend. Kurz darauf öffnete sich die Tür, durch die er die Halle betreten hatte, erneut und zwei Personen kamen herein. Berthold starrte angestrengt ins Halbdunkel, um etwas zu erkennen. Doch erst als die beiden näher gekommen waren, erkannte er sie.
    „Katharina?“
    „Ja, Berthold, ich bin es!“
    Berthold lief auf seine Verlobte zu, die er so lange nicht mehr gesehen hatte und umarmte sie zärtlich und fest. Sie küssten sich innig.
    „Ich bin so froh, dich wiederzusehen, geht es dir gut?“, sprudelte Berthold aufgeregt hervor.
    „Ja, mir geht es gut – und meinem Vater ebenfalls“, entgegnete Katharina, nicht ohne Berthold einen scharfen Blick zuzuwerfen.
    „Ja, ja, oh, natürlich, dein Vater, wie unhöflich von mir.“ Berthold löste sich aus der Umarmung und reichte Ambrosius Kufner schuldbewusst die Hand. Doch der schlug sie aus.
    „Ist schon gut, Berthold. Was soll die Förmlichkeit?“, sagte er und umarmte nun seinerseits den etwas verdutzten Berthold. „Lass dich ansehen, Junge. Nun, Junge dürfte ich wohl kaum mehr sagen, nicht wahr? Sehe ich dich an, sehe ich meinen alten Freund Peter. Wahrhaftig, aus dir ist ein Mann geworden. Was ein Jahr doch ausmacht!“
    Bertholds Gesicht überkam ein Ausdruck von Bitterkeit. „Ich denke, es kommt auch auf das Jahr an, nicht wahr?“
    Ambrosius Kufner fasste ihn mit beiden Händen fest an den Schultern und sah ihm in die Augen. „Ja, da hast du natürlich recht. Was für ein Jahr war das, nicht wahr? Alle haben wir gezittert und tun es noch. Gott hat einen harten Weg für dich und uns alle bestimmt.“
    „Ja, es war nicht immer leicht. Aber ich hole mir Schritt für Schritt zurück, was mir entrissen wurde. Doch jetzt möchte ich euch einen Menschen vorstellen, ohne den ich niemals hier bei euch stünde. Er hat mich geleitet und mir geholfen, er hat mir aus den

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