Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
Entwicklungen im Kampf gegen unseren Feind.“
Alle erzählten reihum, wie es um ihre Truppen und Stellungen stand, wo sie genau und mit wie viel Mann lagen, welche Schlacht sie geschlagen hatten, wo es Probleme in der Versorgung gab. Die Truppen Adolphs von Nassau und seiner Verbündeten waren im Moment in der Nordpfalz gebunden. Sie hatten dort zwar einen festen Sitz erfochten, doch kam es immer wieder zu zermürbenden Scharmützeln und Stellungsgefechten mit den Truppen Diethers von Ysenburg. Ein Fortschritt war derzeit nicht zu erwarten, so die einhellige Meinung. Adolph von Nassau dachte nach. Ihm missfiel, dass er seinem Ziel nicht näherzukommen schien. „Was schlagt ihr also vor?“
Doch niemand antwortete. Alle in der Runde sahen sich erwartungsvoll an. In die Stille hinein krächzte es plötzlich mit düsterer Stimme: „Liegt der Adler im Horst und hackt auf Euch herab, so fällt seinen Baum.“
Es war Sarenno di San Pietro. Verständnislos richteten die Anwesenden die Blicke auf ihn. Er saß in einem Stuhl etwas abseits des Tisches und hatte den Kopf wie im Schlummer auf die Brust gelegt, sodass der Schatten des breiten Hutes sein Gesicht vollständig verdeckte. Mit seinen langen dürren Fingern, die an Vogelkrallen erinnerten, packte er die Lehnen des Stuhls, drückte sich nach oben und richtete sich auf. Dann legte er den Kopf zurück und ließ seinen Blick gemessen und überheblich über die Runde schweifen. Es herrschte atemlose Spannung. Dann beugte sich Sarenno di San Pietro nach vorn und flüsterte, fast so, als gälte es ein Geheimnis zu bewahren: „Geht nach Mainz und verwüstet seine Stadt. Brecht den Willen der Bürger und des Adels, die ihn dort noch immer und gegen den Willen des Kaisers und des Papstes unterstützen.“
Die Fürsten und ihre Berater begannen erregt zu tuscheln. Schließlich hob Adolph von Nassau die Hand und brachte die Runde zum Schweigen. Er sah den päpstlichen Legaten mit funkelnden Augen an und beherrschte nur mühsam seinen Zorn. Er zwang sich zur Ruhe, als er fragte: „Sicher habt Ihr auch schon einen Plan, wie das zu geschehen hat, Monsignore?“
Sarenno di San Pietro sonnte sich fast in der Wut des Grafen. Ja, sieh mich nur an mit deinem Hass in den Augen, dachte er befriedigt und entgegnete gelassen: „Nein, Graf Adolph, mit einem konkreten Plan kann ich leider nicht dienen. Dennoch denke ich, dass sich der Erzbischof etwas zu sicher in seinem Dom fühlt. Wir sollten ihn lehren, was es heißt, sich gegen das Wort des Heiligen Vaters in Rom und das des Kaisers aufzulehnen.“ Er machte eine kurze Pause, blickte erneut über die Runde und wandte sich dann wieder an Adolph von Nassau: „Könnte man von Ysenburg nicht binden, indem man offensichtlich Truppen zusammenzieht, jedoch einen Teil unentdeckt nach Mainz entsendet? Hier könnten dann Eure Truppen und die Truppen aus der Pfalz die Stadt in die Zange nehmen.“
Adolph von Nassau musste sich eingestehen, dass dies nicht der schlechteste Vorschlag war. Auch die anderen nickten und ließen zustimmendes Gemurmel hören. Nachdem er sich bei Graf Adolph mit einem kurzen Blick die Erlaubnis geholt hatte zu sprechen, erhob sich Ulrich von Hachberg. „Nun, Monsignore, mir erscheint dieser Plan nicht schlecht. Ich denke, dass es den anderen Anwesenden ähnlich geht. Zumindest ist er wohl der beste, den wir im Augenblick haben.“
Alle stimmten zu. Sarenno di San Pietro lächelte ein falsches Lächeln des Dankes und neigte als Anerkennung des Lobes leicht sein Haupt.
„Wir sollten über diesen Vorschlag beraten und sehen, ob es eine Möglichkeit gibt, ihn umzusetzen. Natürlich nur, sofern Graf Adolph von Nassau damit einverstanden ist“, fuhr Ulrich von Hachberg fort und sah auf den Grafen, der nickte. Also wurde beschlossen, die Truppen zu sammeln und schon im August gegen Mainz zu ziehen. Dort sollte die Entscheidung im Machtkampf zwischen Diether von Ysenburg und Adolph von Nassau herbeigeführt werden. In der Zwischenzeit sollten falsche Gerüchte gestreut werden, um den Gegner zu verwirren.
Nach dem Ende der Beratungen entließ der Graf seine Gäste. Ein Teil von ihnen wollte noch in der Nacht aufbrechen, um schnell wieder bei den Truppen zu sein. Landgraf Ludwig von Niederhessen, Ulrich von Hachberg und Otto von Wernfeld blieben hingegen auf der Burg. Sie wollten in zwei Tagen in der Grafschaft mit den Vorbereitungen für den Kampf beginnen und dann einige Wochen später wieder zu den Stellungen
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