Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
hier nicht getäuscht. Der Fall des Erzbischofs mag sogar für weitaus Mächtigere als nur Graf Adolph von Nassau von Bedeutung sein. Auch wenn ich nicht sehen kann, was du siehst, so habe auch ich den Schatten gespürt, der über Diether von Ysenburg liegt. Doch ich weiß nicht warum und ich sehe keine Verbindung zu dir. Aber es gibt sie. Es muss sie geben. Wir können dem Mann vertrauen, das ist meine Meinung. Wir sollten bei ihm bleiben, denn auch wenn wir nicht wissen, weshalb er stürzen soll, so sollten wir unsere vereinten Kräfte daransetzen, dass es nicht geschieht. Denn wer weiß, was dann auf uns zukommt?“
„Rätsel über Rätsel, Petz. Und ich bin selbst das größte!“
„Ja, das bist du wohl, mein Freund.“
„Rätsel? Welche Rätsel?“, wollte Katharina wissen.
„Es gibt einen Adler und einen schwarzen Reiter in meinen Träumen. Es gibt Visionen, es gibt Handlanger wie unseren geliebten Freund Wolfram Etzelroth und dessen Sohn, deren Aufgaben unklar sind. Und es gibt das Gedicht eines Schwans.“
„Das Gedicht eines Schwans?“, mischte sich Ambrosius Kufner ein, dem dieser Teil am seltsamsten erschien.
Berthold zögerte und sah Petz an, der besonnen seinen Kopf wiegte. Berthold verstand und seine Antwort fiel äußerst diplomatisch aus: „Nun, Herr Kufner, es scheint Schwäne zu geben, die keine Hexen, Zauberer oder sonstige dem Teufel dienende Kreaturen sind, sondern in meinen Träumen weilen, nur um mich mit seltsamen Gedichten zu quälen – noch mehr als ich ohnehin schon gequält werde. Mehr kann ich Euch nicht sagen, denn mehr weiß auch ich nicht.“
Katharina lächelte Berthold verliebt an. „Mein armer Held. Ich werde mir Zeit nehmen für dich, denn die haben wir nun.“
Ambrosius Kufner hüstelte und alle sahen ihn an. „Nun, ja, nicht ganz. Oder sagen wir besser, nicht allzu viel Zeit.“
Katharina fragte: „Wie meinst du das, Vater?“
„Es ist streng geheim, aber ihr sollt es erfahren. Ich bekam die Erlaubnis dazu vom Erzbischof. Er gab mir zu verstehen, dass er gedenkt, in Kürze den Krieg gegen Adolph von Nassau zu seinen Gunsten durch einen großen Feldzug zu wenden.“
„Und was hat das mit uns zu tun?“, fragte Katharina nervös.
„Er will, dass Berthold und Petz Wenzel von Sicking begleiten.“
„Von Sicking begleiten?“, fragte Berthold aufgeregt. „Was sollen wir einem Erzbischof im Heer dienen? Bei Petz könnte ich es noch verstehen, er ist schließlich ein erfahrener Kämpfer, aber ich?
„Zum einen unterschätzt du dich“, warf Petz ein, „du hättest dich bei dem Scharmützel mit Zöblin einmal sehen sollen. Zum anderen denke ich, dass der Erzbischof sicher nicht möchte, dass wir für ihn Köpfe abhauen, oder?“
Ambrosius nickte. „Ja, ganz recht. Er möchte euch als Berater und Vertraute dabei wissen. Ihr werdet direkt Wenzel von Sicking unterstellt und steht unter seinem persönlichen Schutz und dem der erzbischöflichen Garde. Diether von Ysenburg wird hingegen mit einem Kontingent hier in Mainz bleiben, um die Stadt vor unliebsamen Überraschungen zu schützen. Katharina und ich bleiben ebenfalls in der Stadt, hier im Kloster unter der Obhut meines Onkels.“
Berthold besann sich. „Und was heißt demnach nicht viel Zeit? Wann soll es losgehen?“
„Genaues weiß ich auch nicht, aber ich schätze, es wird in spätestens sechs Wochen sein. Bis dahin sollen wir das Kloster nicht verlassen, beziehungsweise nur, wenn es zwingend nötig ist.“
„Gefangene des Erzbischofs“, stellte Berthold nüchtern fest.
„Es ist nur zu unserem Besten“, entgegnete Ambrosius und fügte lächelnd hinzu: „Und die Augustiner haben eine hervorragende Bibliothek, die weit über die Grenzen von Mainz hinaus berühmt ist.“
„Gut, sei’s drum. Ändern können wir es wohl ohnehin nicht“, murrte Berthold.
„Nein, aber ich verspreche euch, dass ich euch sofort unterrichten werde, sobald ich Neues erfahre. Bis dahin übt euch einfach in Geduld.“
Ambrosius erhob sich und machte seiner Tochter ein Zeichen, ihm zu folgen. Katharina stand widerwillig auf. Sie wäre noch zu gern geblieben, hatte sie doch Berthold so viel zu fragen und zu berichten und wollte bei ihm sein. Noch bevor sich die beiden zurückzogen, fragte Berthold: „Herr Kufner, gestattet mir eine Frage, die mich seit heute morgen sehr beschäftigt.“
„Aber sicher, Berthold. Was ist es?“
„Wie kommt es, dass Ihr so vertraut mit dem Erzbischof und Wenzel von Sicking seid?
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