Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
Ihr seid doch – verzeiht es mir und nehmt es mir nicht übel – nur ein Stadtschreiber, der zufällig mit dem Propst eines Klosters verwandt ist. Was verbindet Euch mit unserem Fürsten?“
Ambrosius verzog das Gesicht. Er hatte diese Frage früher oder später befürchtet. Nun war sie gestellt. Er holte tief Luft und sagte dann: „Ich vertraue euch jetzt ein Geheimnis an, das diesen Raum jedoch niemals verlassen darf. Ihr brächtet mich in große Schwierigkeiten damit. Ist es auch Krieg und meine Aufgabe momentan, da ich hier mit euch weile, nicht zu erfüllen, so bleibt es doch geheim.“
Alle sahen Ambrosius Kufner gespannt an.
„Die Antwort ist ganz einfach. Ich bin ein Verbindungsmann des Erzbischofs. Ich stehe in seinen Diensten und habe ihn stets über die Lage im Wildbann Dreieich unterrichtet. Schon lange hatten wir Etzelroth in Verdacht, mit Verbündeten Adolphs von Nassau zu paktieren. Und dies hat sich als wahr herausgestellt. Ich war es, der die Verbindungen des Verräters Otto von Wernfeld, eines gewissen Ulrich von Hachberg und unseres Vogtes Wolfram Etzelroth zu Adolph von Nassau entdeckt hat. Sie haben sich des Öfteren getroffen.“
Katharina starrte ihn mit großen Augen an. Ihr Vater ein Spion des Erzbischofs? Ihr Ärger darüber, nicht eingeweiht gewesen zu sein, kämpfte mit dem Stolz, den sie als Tochter eines so wichtigen Mannes verspürte. „War das, als du nachts heimlich fortgegangen bist?“
„Du hast es bemerkt?“
„Du sagtest immer, du wolltest noch arbeiten und ich solle zu Bett gehen!“
„Ich habe gelogen“, stellte Ambrosius Kufner trocken fest.
„Ihr habt uns alle getäuscht“, sagte Berthold amüsiert und nicht ohne Bewunderung.
„Das gehört zu dieser Aufgabe dazu“, sagte Ambrosius, „es ist nicht, dass ich euch nicht vertraut hätte, aber was ihr nicht wisst, könnt ihr auch nicht verraten. So, nun aber wisst ihr es. Doch behaltet es für euch! Komm, Katharina, wir gehen!“
„Ja, Vater.“
Katharina folgte Ambrosius, der die Tür hinter ihnen zuzog. Petz und Berthold saßen am Tisch und blickten sich an.
Der fünfeckige und wenigstens fünfzehn Mannlängen hohe Turm der Burg Nassau stach wie ein drohender Finger in den blutroten Abendhimmel. Er ragte weit über die ihn umgebenden Gebäude und Mauern hinaus und überblickte von dem Berg, auf dem erbaut worden war, die Weiten des Tals bis zur Lahn, an der das Städtchen Nassau lag. Jeder Feind hätte es schwer gehabt, unbemerkt bis hierher vorzudringen.
Graf Adolph von Nassau stand in seinen Gemächern und starrte sinnierend aus dem Fenster. Sein Geschlecht hatte mächtige Regenten und Fürsten gestellt. Sein gleichnamiger Ahne war vor über anderthalb Jahrhunderten sogar römisch-deutscher König gewesen. Nun würde er an die große Tradition seiner Vorfahren anknüpfen und die Fehde mit Ysenburg zum Sieg bringen. Er ballte die Faust und wandte sich vom Fenster ab. Es war Zeit. Er sollte gehen, denn seine Gäste warteten bereits mit Neuigkeiten auf ihn. Entschlossen gürtete sich der Graf sein Schwert um. Es war Krieg – und er war Kriegsherr.
Adolph von Nassau schritt die breite Treppe des Bergfrieds und Wohnturms hinab und gelangte in den großen Saal. Die Männer, die dort bereits auf ihn warteten, standen teils schweigend, teils in leise Gespräche vertieft. Als sie ihn bemerkten, wandten sie sich um und verneigten sich. Nur Monsignore Sarenno di San Pietro blieb erhobenen Hauptes stehen und sah ihm unverschämt direkt in die Augen. Adolphs rechte Hand zuckte kurz in Richtung seines Schwertes, doch er zog sie rasch wieder zurück und lächelte den päpstlichen Legaten kalt an. Er musste ruhig bleiben. Er brauchte diesen Mann. Noch.
Auf einen Wink hin servierten zwei Diener kalten Braten, Brot und Käse. Mit Wein waren alle bereits versorgt. Adolph von Nassau nahm am Kopfende des Tisches Platz, danach setzten sich auch alle anderen Gäste. Sie waren alle gekommen, so wie er es befohlen hatte: Ulrich von Hachberg, Otto von Wernfeld, die Markgrafen Johann und Karl von Baden, Landgraf Ludwig von Niederhessen und natürlich auch Monsignore Sarenno di San Pietro. Einige waren mit einem oder zwei Beratern gekommen, sodass der Saal mit nahezu zwanzig Mann gut gefüllt war.
„Ich grüße euch, meine Herren Verbündete. Und ich danke euch, dass ihr euch zu diesem wichtigen Treffen eingefunden habt. Doch kommen wir gleich zum Anlass unserer Zusammenkunft. Berichtet mir von den neuesten
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