Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
vorbeigeritten und rief: „Ihr bleibt mir hinter den Linien, verstanden? Petz, du bist mir für Berthold persönlich verantwortlich! Wenn ihm etwas zustößt, dann wird dich Graf von Ysenburg höchstselbst pfählen und ich helfe ihm dabei!“
Petz grinste und nickte. „Sehr wohl, Herr von Sicking!“
Von Sickings Pferd tänzelte unruhig. „Ich muss nochmals zu Kurfürst Friedrich. Auf das vereinbarte Signal hin schlagen wir los. Wenn alles vorüber ist, dann sammeln wir uns alle wieder hier. Gott sei mit euch.“ Wenzel von Sicking bekreuzigte sich und ritt im Galopp davon.
Petz brauchte Berthold nicht erst darum zu bitten, denn dieser kam von ganz allein und blieb in seiner Nähe. Die befohlene Ruhe legte sich über das Heer. Nur das vereinzelte Schnauben der Pferde war zu hören und doch war eine Anspannung spürbar, die alles umfasste. Niemand konnte sich ihr entziehen. Wehe, wenn sich diese Anspannung in Kampfeslust entlud. Berthold musste an die Kraft nur eines einzelnen Pfeils denken, der seinen Bogen verließ.
Plötzlich konnte man in der Ebene vor der Stadt Geräusche vernehmen. Sie kamen. Die Sonne begann hinter den Bäumen aufzugehen und warf ihr goldrotes Licht mit langen Schattenfingern in die Senke vor dem Wald. Ein langer Zug von Berittenen und Wagen mit Belagerungswaffen schlängelte sich auf die Mauern von Seckenheim zu. Vorweg ritt eine Gruppe von drei Reitern mit dem Führer an der Spitze. Das musste Graf Ulrich von Württemberg sein, von dem Katharinas Vater erzählt hatte. Ein anderer war der Bischof von Metz, wie Berthold von Petz zugeflüstert bekam. Den dritten kannten sie nicht. Der Tross kam zum Stehen. Die Ritter an der Spitze ritten an den Flanken der Reiter vorbei. Befehle und Zurufe erschallten. Man konnte sie nicht verstehen, aber es waren gewiss Worte, um die Truppe zu bestärken und zu instruieren. Dann ritten die drei wieder nach vorn und jedem folgte ein Teil des Heeres nach, sodass sich eine breite Front bildete. Berthold schätzte alle zusammen auf etwa siebenhundert Reiter. Doch sie waren nur mit wenig Fußvolk erschienen. War das Überheblichkeit oder Taktik? Berthold konnte sich keinen Reim darauf machen.
Ein markerschütterndes Donnern ließ die Luft erzittern. Schwaden von weißem Pulverdampf hüllten die Männer vor der Burg ein. Die Angreifer hatten begonnen, die Mauern Seckenheims sturmreif zu schießen. Unentwegt spien die Bombarden Kugeln über das Feld in Richtung der Stadt. Der fast unerträglich laute Donner der Explosionen zerrte an den Nerven.
„Worauf warten wir noch?“, schrie Berthold gegen den Lärm an.
„Friedrich ist klug“, brüllte Petz zurück, „er lässt die Angreifer sich erst einmal schön an den Mauern festbeißen. Umso überraschender wird es sie treffen, wenn wir ihnen in den Rücken fallen.“
Und als hätte Friedrich von der Pfalz Petz’ Worte vernommen, hob er plötzlich sein Schwert und brüllte: „Heute Pfalzgraf oder nimmermehr!“ und stürmte mutig voran. Dann brach im Wald das tausendstimmige Gebrüll seiner Kämpfer so heftig und unvermittelt los, dass Berthold zusammenzuckte. Die Reiter preschten durch das Unterholz und stürmten auf die überraschten Angreifer zu. Auch die Fußsoldaten rannten mit gezogenen Schwertern los.
Als Friedrichs Reiter den Truppen Ulrichs von Württemberg bereits fast in den Rücken gefallen waren, machte Petz Berthold ein Zeichen, ein wenig näher an das Geschehen aufzurücken. Seine Augen funkelten und man konnte ihm ansehen, dass er Lust hatte, ein paar Beulen in Rüstungen zu prügeln. Berthold hastete hinter Petz her und beobachtete den Verlauf des Kampfes, der jetzt vor den Mauern Seckenheims tobte.
Er erkannte, dass Ulrich von Württemberg einen Fehler gemacht hatte. Vielleicht, weil er sich seiner Sache zu sicher gewesen war? Jedenfalls war ihm durch die Truppen Friedrichs von der Pfalz, die sich in seinen Rücken gedrängt hatten, nun der Rückzug ins sichere Feldlager, das nur eine Meile entfernt lag, versperrt. Friedrichs Reiterei machte zuerst die aufgebauten Geschütze und deren Besatzungen nieder. Dann pflügte sie durch das Fußvolk und drosch schließlich auf die gegnerischen Reiter ein. Ulrich von Württemberg saß in der Falle. Wenn er sich nicht befreien konnte, wäre es um ihn und seine Truppen geschehen. Doch seine Männer kämpften verbissen und schlugen Friedrichs Reiter trotz deren zahlenmäßiger Überlegenheit zurück. Doch diese sammelten sich und stürmten erneut auf
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