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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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sein, wenn sie beim Markgrafen höchstselbst auf der Burg hinter Schloss und Riegel gehalten werden. Wo sind sie denn? Sicher im Verlies, oder?“
    „Ach was, im Verlies“, sagte der Küchenjunge deutlich zu laut, sodass Berthold zusammenzuckte, „in der Küche und im Stall sind sie oft. Sie benehmen sich anständig, da hat der Hauptmann gestattet, dass sie helfen dürfen.“
    „Und wo sind sie jetzt?“
    „Hier in der Küche. Soll ich sie holen, dass du sie auch einmal sehen kannst?“
    Der Junge machte einen übereifrigen Schritt die Stufen hinauf und war schon fast an der Tür, als ihn Berthold eilig zurückzog. „Nein, lass gut sein, ich will nicht, dass wir Ärger bekommen.“
    Der Junge dachte kurz nach und kam dann wieder zu Berthold hinab.
    „Ebelin, aber einen Gefallen kannst du mir tun. Es soll dein Schaden nicht sein.“
    „Was soll ich machen?“, freute sich der Junge.
    „Geh zu ihnen und gib ihnen etwas von mir. Willst du das tun?“
    Der Junge zögerte. „Was soll ich ihnen geben?“
    „Warte hier!“
    Berthold ging zurück zu Petz, der gerade seine Waren mit Feuer und Leidenschaft anpries. Er warf Berthold einen Blick zu. Berthold zwinkerte Petz zu und sah sich auf dem Wagen um. Von einer Holzkiste brach er ein Stück Brett ab, gerade einmal so groß, um ein paar Worte darauf zu schreiben. Dann nahm er sein Messer, kratzte etwas in das Holz und steckte sich das Brettchen ins Hemd. Als er wieder bei dem Küchenjungen angelangt war, zog er es hervor und gab es ihm.
    „Gib ihnen das. Versprichst du es mir?“
    „Ja, das werde ich“, sagte Ebelin.
    Berthold kramte in seiner Tasche und holte einen Silberheller hervor, den er dem Küchenjungen in die Hand drückte. Ebelin war bleich geworden und taumelte fast. Das war mehr Geld, als er je besessen hatte.
    „So viel Geld, ich …“, stotterte er.
    „Es ist gut so“, entgegnete Berthold, „aber nur, wenn du dein Versprechen sofort erfüllst.“
    „Ja, ja, natürlich!“, erwiderte Ebelin.
    „Und noch etwas musst du mir versprechen.“
    „Was?“, fragte der Junge eifrig. Er war zu allem bereit.
    „Egal, was heute noch geschehen wird, bleib in der Küche und versteck dich, wenn nötig. Versprichst du es?“
    „Ja, ich verspreche es.“
    „Schwöre!“
    „Ich schwöre es bei Gott unserem Herrn!“
    „Gut. Jetzt geh! Rasch, rasch und komm wieder heraus und sage mir, ob sie es erhalten haben!“
    Der Junge fasste kurz Bertholds Hand, verbeugte sich, griff das Stück Holz und verschwand damit in der Küche. Kurz darauf kam er wieder zur Tür und lugte hervor. „Ich habe getan, was du mir aufgetragen hast. Die Frau hat begonnen zu weinen, als sie das Stück Holz betrachtete. Aber sie hat gesagt: ‚Es ist gut, wir sind bereit!‘ Das soll ich dir sagen. Kann ich nun gehen?“
    „Ja, aber denk an dein anderes Versprechen!“
    Ebelin nickte und verschwand wieder in der Küche. Berthold war glücklich. Ein weiterer Schritt war getan. Nun konnte es gelingen. Dann ging er zu Petz, der gerade Honig und Eier an die Mägde verteilte und dem Koch ein Stück Schinken abschnitt. Als er Berthold kommen sah, blickte er ihn fragend an. Berthold stellte sich neben ihn und raunte ihm zu: „Lass den Koch den Schinken schlucken und dann los. Ich habe meine Mutter und Robert nicht gesehen, aber sie sind bereit und warten.“
    Petz sagte nichts und nickte unauffällig seinen Männern zu, die sichtlich froh waren, dass nun endlich etwas passieren sollte. Wie zufällig schlenderten sie zum Ende des vorderen Fuhrwerks, dessen hintere Hälfte noch immer von der Leinendecke bedeckt war. Als alle dort standen, sah sich Petz noch einmal um, dann sprang er nach vorn und schlug einem der ihm nahe stehenden Soldaten der Burgbesatzung mit voller Wucht die Faust ins Gesicht.
    „Für Ysenburg!“, brüllte er wie von Sinnen, während die Männer mit einem Ruck die Decke vom Wagen rissen, wo sich drei Soldaten mit gezückten Schwertern erhoben. Sie sprangen vom Fuhrwerk und stürmten sofort zum Tor, um dort die beiden Wachen niederzumetzeln und Petz’ Ruf in Richtung des nahen Waldes zu wiederholen.
    „Für Ysenburg! Für Ysenburg!“, erscholl es nun überall. Die Bauern, aber auch die Burgsoldaten waren sichtlich verdutzt und begriffen erst langsam, was sich hier abspielte. Als dann noch von draußen das Geschrei und die Hufschläge von angreifenden Berittenen zu hören waren, war es aus. Die Bauern ergriffen panisch die Flucht und die Soldaten des Markgrafen

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