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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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ist das? Sag es, wer ist das?“, rief Berthold.
    Augustein wusste zuerst nicht, was Berthold meinte. Dann jedoch folgte sein Blick dem ausgestreckten Arm über den Zeigefinger entlang an die Decke des Kirchengewölbes. Augustein kam einige Schritte näher und legte den Kopf in den Nacken. Er starrte angestrengt an die Kirchendecke. Darauf war ein Mönch gemalt, dessen Haupt ein Heiligenschein zierte und um dessen Körper sich zwei Schlangen wanden.
    „Ach das, das ist der heilige Goar. Warum?“
    „Aber sieh doch, die Schlangen!“, rief Berthold. „Das ist er! Das ist der, den ich die ganze Zeit über immer wieder in meiner Vision gesehen habe.“
    „Du hast Sankt Goar gesehen?“, fragte Augustein verwundert.
    „Ja, er war es. Und er hat gesagt: Frage nach den Tieren!“
    „Es sind Schlangen. Sie gehören zu ihm und …“
    „Ja, das sehe ich selbst“, schnitt Berthold Augustein das Wort ab und setzte sich benommen auf. „Aber denk daran, dass ich nicht nur die Schlangen gesehen habe, sondern immer auch eine Katze und eine Maus. Und die vermisse ich in dieser Deckenmalerei.“
    „Ja, stimmt, das hast du erzählt. Aber Sankt Goars Attribute sind weder Mäuse noch Katzen, das weiß ich ganz genau. Ich habe keine Ahnung, was er mit ihnen zu tun haben könnte.“
    „Was weiß ich? Aber er ist es. Wir müssen also herausfinden, was es mit der Katze und der Maus auf sich hat, dann wissen wir vielleicht auch, wo Katharina gefangen gehalten wird.“
    Berthold stand langsam auf und klopfte sich den Staub aus den Kleidern. „Lass uns rasch zu Petz gehen und es ihm erzählen.“
    Berthold ließ den verdutzten Augustein einfach stehen und lief zur Kirche hinaus. Augustein drehte sich zum Altar um, bekreuzigte und verbeugte sich, dann folgte er Berthold eilig. Der war schon wieder bei Petz und berichtete ihm atemlos, was ihm in der Kirche widerfahren war.
    „So, so, dann hat die Kirche dir also doch die Augen geöffnet“, grinste Petz. „War das nun das Schicksal deines Weges oder Gott?“
    „Ich weiß es nicht, aber für den Moment ist es mir gleich. Da kommt der Bauer. Lass ihn uns gleich fragen.“
    Augustein traf, nun auch etwas außer Atem, bei Petz und Berthold ein. Berthold rief nach dem Bauern, der gemächlich zu ihnen kam.
    „Sag, guter Mann, was fällt dir zum heiligen Goar ein?“
    Der Bauer sah Berthold verständnislos an. „Was meinst du?“
    „Wie ich es gesagt habe. Was fällt dir zu ihm ein?“
    „Nichts. Nur, dass es da“, er zeigte mit dem Daumen hinter sich in Richtung Lorch, „eine Stadt gibt, die nach ihm benannt ist, St. Goarshausen. Sonst noch etwas?“
    „Das ist es!“, jubelte Berthold, „Dort müssen wir hin! Wo ist Calamus?“
    Der Bauer machte Petz ein eindeutiges Zeichen mit der Hand, dass Berthold seiner Meinung nach nicht ganz bei Sinnen sei, aber Petz lachte nur und sagte: „Ja, da sollten wir hin.“ Augustein klatschte erfreut in die Hände.
    Der Bauer war sich nicht sicher, ob er erschrocken oder belustigt sein sollte. Ein Haufen Idioten auf seinem Hof! Der Tag hatte doch ganz normal begonnen. Kopfschüttelnd drehte er sich um und ging wieder zu seinem Haus zurück. Von dort sah er den drei verrückten Fremden zu, wie sie ihre Pferde bestiegen. Dann kamen sie auf ihn zugetrabt. Petz kramte eine Münze hervor und warf sie dem Bauern zu, während Berthold überschwänglich sagte: „Ich danke dir. Du weißt gar nicht, was für einen Dienst du mir erwiesen hast. Eine letzte Frage habe ich noch an dich. Vielleicht kannst du mir auch diese beantworten. Wenn du an St. Goarshausen denkst und ich sage Katz und Maus, was fällt dir dazu ein? Gibt es da etwas?“
    Der Bauer überlegte nicht lange. „Ja, sicher. Es sind zwei Burgen, die sich gegenüber sitzen, eine links und eine rechts vom Rhein. Die rechte, die alle Burg Maus nennen, ist die Deuernburg und gehört dem Erzbischof von Trier. Und die linke, die Burg Katz genannt wird, gehört den Herren von Katzenellnbogen. Weil die Burg der Katzenellnbogener auf die des Erzbischofs von Trier starrt, nennen wir sie eben Katz und Maus.“
    Berthold lachte laut und vergnügt, als sei er von Sinnen, presste die Schenkel in Calamus’ Flanken und galoppierte ohne ein weiteres Wort vom Hof. Petz und Augustein grüßten den Bauern zum Abschied, dessen Mund weit offen stand, und hatten Mühe, ihren Freund einzuholen.
     

     
    Berthold schonte Calamus nicht und spornte ihn fortwährend an. Petz und Augustein preschten hinter ihm her.

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