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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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sehen durfte oder musste? Sei es in meinen Träumen oder tatsächlich?
    „Ja, gerade deshalb! Oder hast du etwa Angst?“, fragte Augustein herausfordernd und blickte Berthold direkt in die Augen.
    Auch Petz betrachtete Berthold gespannt und wartete auf die Antwort, die dieser geben würde. Berthold dachte nach. Dann sagte er: „Ja und nein. Denn ich glaube nicht mehr. Ich weiß nicht mehr, was ich überhaupt noch glauben soll. Ich habe keine Angst, die Kirche zu betreten, aber ich fürchte mich davor, vielleicht nie wieder eine Kirche betreten zu wollen, weil mir der rechte Glaube fehlt.“
    „Ich für meinen Teil kann damit ganz gut leben“, frotzelte Petz und grinste breit.
    Augustein warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu und sah dann wieder Berthold an. Nach einigem Zögern lenkte dieser schließlich ein: „Gut. Ich komme mit dir. Es wird nichts nutzen, aber schaden wird es auch nicht.“
    Augustein lächelte erfreut. Gegen Mittag ritten die drei in den kleinen Ort ein, der etwa eine halbe Meile rechts des Rheins von Lorch entfernt lag. Er bestand nur aus drei Gehöften und vier Häusern, verfügte aber immerhin auch über eine niedrige Kirche und einen dazugehörigen Kirchplatz. Auf dem ersten Hof fragten sie einen Bauern, ob sie ihre Pferde versorgen dürften. Nachdem ihm Petz eine Münze in die Hand gedrückt hatte, willigte er ein. Sie saßen ab und Petz führte mit dem Bauern die Pferde zur Tränke.
    Augustein und ein wenig glücklich dreinblickender Berthold gingen derweil über den Hof und den Kirchplatz auf den Eingang der schmucklosen Kirche zu. Plötzlich bemerkte Berthold den Anflug eines bitteren Geschmacks in seinem Mund. Nein, das konnte, das durfte nicht sein! Sollte es wahrhaftig ein kleines Kirchlein auf einem unbedeutenden Flecken Erde sein, das Ahnungen auslöste? Berthold zögerte und Augustein hielt inne, als er dies bemerkte.
    „Was ist?“
    „Nichts, es ist nur … ich weiß auch nicht.“
    „Du siehst etwas?“
    Berthold blickte unsicher. „Noch nicht.“
    „Komm, Berthold, wenn es sein soll, dann kannst du es ohnehin nicht verhindern. Es wird dich immer packen, wo es will. Öffne dich und lass Gott in dein Herz.“
    „Ich weiß nicht, ob es Gott ist.“
    Augustein schwieg und zog Berthold am Ärmel sanft hinter sich her, als er die knarrende Kirchentür öffnete. Abgestandene, kalte Luft schlug ihnen entgegen. Das seltsame Gefühl, das Berthold gepackt hatte, wurde immer stärker. Seine Knie begannen zu zittern. Augustein hakte ihn unter und ging durch den schmalen Mittelgang, der von schiefen, grob gearbeiteten Kirchenbänken gesäumt wurde. Es war niemand sonst in dem Gotteshaus, aber auf dem Altar brannten zwei armdicke Kerzen. Plötzlich übermannte Berthold eine Vision und er musste sich an einer der Kirchenbänke festhalten, um nicht zu Boden zu gehen.
    Da war wieder das Bild des Mönches in einer Vision. Die Schlangen züngelten um seinen Hals und seine Arme, das Rinnsaal ergoss sich plätschernd zwischen seinen Beinen und an seinem rechten Fuß miaute eine schwarze Katze, welche die Maus am gegenüberliegenden Bein nicht aus den Augen ließ. Der Mönch blickte Berthold an und sagte: Sieh, sieh doch, wer ich bin, du Tölpel! Frage nach den Tieren! Dann gaben Bertholds Beine nach und er fiel zu Boden. Er lag auf dem Rücken im Mittelgang der Kirche und starrte blicklos an die Decke.
    Augustein kniete sich erschrocken neben ihn und hielt seinen Kopf in den Händen. „Oh, Gott, was ist mit dir? Das habe ich nicht gewollt! So sag doch etwas, Berthold.“
    Bertholds Augen standen offen, doch er erkannte Augustein nicht. „Soll ich Petz holen?“, drang dessen Stimme wie von ferne an sein Ohr. Nur langsam verschwand die Vision und Berthold kehrte wieder in die Gegenwart zurück. Wie aus einem Nebel tauchten zuerst die Konturen und allmählich auch die genauen Gesichtszüge Augusteins vor ihm auf.
    Berthold schüttelte zaghaft den Kopf, als er in Augusteins ernstem Gesicht die Sorge um ihn sah. „Nein, es geht schon wieder. Es ist vorüber.“
    Behutsam legte Augustein Bertholds Kopf auf die kalten Steinplatten und erhob sich. „Ich hole dir trotzdem besser einen Schluck Wasser.“
    Augustein, der sich schon zur Kirchentür umgewandt hatte, zuckte plötzlich zusammen. Berthold hatte laut aufgeschrien. Augustein fuhr herum und sah seinen Freund noch immer am Boden liegen, aber sein rechter Arm zeigte nun senkrecht nach oben und wies mit dem Zeigefinger an die Decke.
    „Wer

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