Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
Keiner der drei wusste, wie sie es anstellen sollten, Katharina zu befreien, wenn sie erst einmal vor der Burg stünden. Sie wussten bislang ja noch nicht einmal, ob diese Spur überhaupt die richtige war. Aber immerhin war es seit Wochen endlich eine Spur, die es wert war, verfolgt zu werden. Berthold war sich seiner Sache ganz sicher. Ihr Ziel, die Deuernburg, die der Volksmund nur Burg Maus nannte, stand auf der rechten Seite des Rheins. Die Freunde ritten einen schmalen Waldweg bis nach Lorch, wo sie dem Verlauf des Rheins stromabwärts folgten. Nach etwa einer Meile konnten sie die Burg erblicken. Sie war nicht so klein, wie ihr Name vermuten ließ. Der mächtige Turm erhob sich drohend über dem tiefgrauen Gemäuer und starrte auf das Rheintal hinab.
Berthold trieb Calamus einen Hohlweg hinauf, der durch dichten Wald in Richtung der Deuernburg führte. Nach einem guten Stück Weges hielt er an. Vor ihm öffnete sich der Wald und gab den Blick frei auf die Burg, die schier uneinnehmbar schien. Ein Weg, etwa von der Breite eines Fuhrwerks, führte geradewegs zum Tor hinauf. Es war mittlerweile später Nachmittag und die drei beschlossen, unweit der Burg zwischen den Bäumen verborgen zu rasten und zu beraten, was nun zu tun sei. Sie stiegen von den Pferden und führten sie in den Wald hinein. Dort machten sie sie fest und setzten sich auf den feuchten, moosigen Waldboden.
„Ich sehe nicht, wie wir dort hineinkommen können“, sagte Petz betrübt. „Diese Burg wurde nicht ohne Bedacht dorthin gebaut, wo sie sich erhebt. Wäre ich ein Feldherr, so würde ich sie belagern und aushungern, aber keinesfalls meine Männer gegen ihre Mauern anstürmen lassen. Man bietet ein treffliches Ziel und hat nur eine Seite für den Angriff!“
„Ja, das ist richtig“, pflichtete ihm Berthold resigniert bei. „Doch Katharina ist dort. Ich weiß es und wir müssen sie dort herausholen.“
„Das mag ja sein, aber wie? Die Mauern zu überwinden ist eins und schwer genug, aber man wird uns lange bevor wir an der Burg sind, so mit Pfeilen und Bolzen eindecken, dass wir tot sind, ehe wir auch nur eine Leiter anlegen könnten, die wir im übrigen nicht besitzen. Nein, so werden wir nicht ans Ziel kommen.“
Berthold dachte nach und bekam mit einem Mal einen entschlossenen Gesichtsausdruck. Augustein sah ihn mit ernster Miene an und fragte: „Was denkst du?“
Berthold fuhr aus seinen Gedanken auf. „Ach, nichts …“, log er und fuhr dann rasch fort: „Lasst uns bis morgen früh hierbleiben und heute Nacht die Besatzung der Burg ausspähen. Wir sollten herausfinden, wie sie bewacht wird. Dann begeben wir uns morgen früh zurück zur Burg Clopp zu Diether von Ysenburg und bitten ihn um Verstärkung und Rat.“
Petz und Augustein sahen sich verwundert an. Es war nicht Bertholds Art, so schnell aufzugeben und eine vernünftige Lösung zu suchen. Petz zuckte mit den Achseln. „Einverstanden. Zwar wundert mich diese Einsicht aus deinem Mund, aber du hast recht. Eine andere Möglichkeit sehe ich auch nicht. Ein solcher Angriff will vorbereitet sein und bedarf eines guten Plans. Und wer weiß, ob man nicht mit Ysenburgs Männern im Rücken um einen Kampf herumkommt und durch geschickte Verhandlungen etwas erreicht? Der schwarze Reiter wird Katharina sicher nichts antun, denn nur lebend taugt sie als Faustpfand. Also gut, warten wir auf die Nacht und sehen uns dann die Burg aus der Nähe an.“
Die Dämmerung kam schnell und legte sich wie ein Schleier über die Wälder und die Burg. Als schließlich die Dunkelheit hereinbrach, schlichen sich Petz und Berthold aus dem Wald an den Rand der Lichtung. Augustein blieb bei den Pferden zurück. Vorsichtig lugten sie aus dem Unterholz hervor und sahen, wie auf der Burg Feuer an den Ecktürmen und auf dem Wehrgang entzündet wurden.
„Ich sehe Feuer an den beiden Türmen und vier Feuer auf den Zinnen des Wehrgangs. Wenn jedes Feuer auch nur einen Mann bedeutet, so haben wir hier zwölf Augen. Das ist nicht gut, das sind zu viele. Die Burg wird wie ein Schatz bewacht“, sagte Petz.
Berthold blickte ihn betrübt an. „In der Burg ist ja auch ein Schatz.“
Petz fasste Berthold an der Schulter und zog ihn zurück. „Lass uns zu Augustein zurückgehen und morgen reiten. Wir wissen nun, dass ein leiser Angriff auf diese Mauern nichts nützen wird, wenn die Burg so bewacht wird. Wir brauchen die Männer des Erzbischofs.“
Berthold nickte und so zogen sich beide schließlich wieder
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