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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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Triff deine Entscheidung ohne mein Zutun, denn du triffst sie nicht für mich. Aber triff sie weise und jetzt! Ich werde dir nicht böse sein und dir zur Seite stehen, ganz gleich, welchen Weg du wählst. Aber ich kenne einen Menschen, der dich ein Leben lang abgrundtief hassen und verachten wird, wenn du dich gegen das Erkennen der Wahrheit und deinen Weg entscheidest!“
    „Wer ist das?“
    Berthold blickte Petz durchdringend an.
    „Du selbst!“
    Berthold wusste, dass ihm keine Zeit blieb, um noch lange zu überlegen. Er wusste, dass Petz recht hatte. Er hatte sich schon viel zu lange vom trügerisch ruhigen, alltäglichen Leben bei den Köpplers einfangen lassen, immer bestrebt, seine Gabe, seinen Weg und sein Schicksal zu verdrängen.
    „Ich will wissen und erkennen“, flüsterte er schließlich.
    „Bedenke: Es gibt kein Zurück. Vielleicht niemals wieder wird es so sein, wie es dir immer schien“, erinnerte ihn Petz.
    „Ich will wissen und erkennen“, wiederholte Berthold mit festerer Stimme.
    „Das habe ich mir gedacht“, sagte Petz befriedigt. „Gut, dann werden wir morgen aufbrechen. Aber jetzt leg dich wieder schlafen, du wirst deine Kraft brauchen.“
    „Morgen schon? Aber wohin gehen wir?“, fragte Berthold ungläubig.
    „Das fragst du mich? Du wirst es morgen wissen, wenn du erwacht bist – das hoffe ich zumindest“, fügte Petz lächelnd hinzu. „Ich bin bereit, dich auf deinem Weg zu begleiten und werde für dich tun, was in meiner Macht steht. Auf jeden Fall müssen wir weg von hier, denn an diesem Ort wirst du weder etwas für dich und deine Familie tun können, noch wirst du je die Wahrheit erfahren.“
    „Warum tust du das alles für mich, Petz? Und warum werde ich das Gefühl nicht los, dass du weißt, was zu tun ist?“
    Petz schwieg. Dann sagte er: „Vielleicht, weil ich es nicht ertragen könnte, zu sehen, dass einer den gleichen Fehler begeht wie ich?“ Petz sah Berthold an, dann fuhr er fort. „Aber auch weil du eben du bist. Das muss genügen.“
    „Bin ich der junge Mann, der deine Hilfe benötigt?“
    Petz starrte Berthold an und brachte nur ein „Woher …?“ zustande, bevor er plötzlich verstand. Er lächelte.
    „Walther. Ich hätte es mir denken können. Na ja, ich kann es ihm nicht verübeln. Nicht ihm.“
    „Bin ich der junge Mann?“, hakte Berthold nach.
    „Wenn ich das wüsste. Aber du bist zumindest ein junger Mann, der meine Hilfe gebrauchen kann. Und ich will nicht riskieren, noch auf einen anderen zu warten. So viele kommen hier nicht vorbei.“
    „Wer hat dir gesagt, dass ich kommen würde? Wie kann das alles sein?“
    „Ein Freund.“
    „Ein Freund? Was genau hat er gesagt und wer war das?“
    „Ein anderes Mal“, winkte Petz ab. „Nicht jetzt. Wichtig ist, dass du dich entschieden hast. Und da ich wusste, wie du dich entscheiden würdest, habe ich dir noch ein Geschenk mitgebracht.“
    Berthold sah ungläubig auf den riesigen Kerl, der dort vor ihm stand und ihm mit seiner kindskopfgroßen Pranke etwas Längliches hinhielt, das in ein derbes Leinentuch eingeschlagen war.
    „Na, nimm es schon. Es hat mir einst treue Dienste geleistet und nun soll es dein Beschützer sein.“
    Zögerlich nahm Berthold das Bündel. Es war gut zwei Ellen lang und recht schwer. Er schlug das Tuch auf und blickte auf ein einfaches, aber wunderschönes Schwert. Es hatte zwar eine Klinge, die schon manchen Kampf gesehen hatte, war aber sauber gearbeitet und blank geputzt. Der schlichte Griff war erst vor kurzem neu mit braunen Lederriemen umwickelt worden.
    „Petz, das ist, es ist … es ist fantastisch!“, sprudelte Berthold begeistert heraus. „Aber das kann ich doch nicht annehmen!“
    „Doch, das kannst du. Und das solltest du auch, es sei denn, du willst Ärger mit mir. Ich habe ja noch mein Langschwert. Dieses hier war mein erstes – ich denke, du bist würdig es zu tragen. Auch wenn ich hoffe, dass du es nicht allzu oft benutzen musst. Und nun schlaf!“
    Damit verschwand Petz ohne ein weiteres Wort in der Dunkelheit. Berthold hörte die steile Leiter unter dem Gewicht des Knechtes ächzen, dann war es wieder still. Er stand noch einen Augenblick an der Luke und wog sein Schwert in der Hand, bevor er sich wieder auf sein Bett legte.
    Nun hinderten ihn keine bösen Träume mehr am Einschlafen. Sie waren der Gewissheit gewichen, nicht allein zu sein und den richtigen Weg vor sich zu haben, wie steinig er auch werden mochte.
     

     
    Im großen Saal der

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