Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
Pfalz schweifen lassen, der diesen Seitenhieb sehr wohl zu deuten wusste.
„Was bleibt“, fuhr der Markgraf fort, „ist die Idee der Sache und die Wahrheit. Von daher sehe ich mich nicht als untreu an – ganz im Gegenteil, denn ich bleibe der Sache mit dem Herzen treu.“
Leise und zustimmend murmelten die Anwesenden, die das Gespräch, das langsam spannend zu werden versprach, mit steigendem Interesse verfolgt hatten. Das schien Diether von Ysenburg der rechte Moment zu sein, um seinem Ziel ein Stück näher zu kommen, da sich der Vorhang der Bühne nun lüftete.
„Mir scheint, dies sind die großen, wahrhaften Worte eines aufrechten Mannes, derer es heutzutage nicht mehr so viele gibt“, sagte er gemessen, „ich selbst spüre auch diesen Mangel.“
Die Flammen der Fackeln knisterten vernehmlich und hie und da hörte man einen Becher, der leise auf den Tisch gestellt wurde. Wenzel von Sicking spielte wie vereinbart das Spiel des Erzbischofs mit und fragte verwundert: „Aber Eure Eminenz, wie ist das zu verstehen, habt denn auch Ihr einen Verbündeten verloren?“
„Nein, schlimmer noch, ich bin verraten worden.“
Für einen Moment herrschte atemlose Stille, bevor ein teils ungläubiges, teils entrüstetes Raunen den Saal erfüllte. Von Sicking sprang von seinem Stuhl hoch und zog sein Schwert.
„Bei Gott, Eure Eminenz, wer ist es? Sagt es mir und ich werde ihn seiner gerechten Strafe zuführen, so wahr ich hier stehe!“
Der Erzbischof legte seine Hand beschwichtigend auf von Sickings Arm. „Setzt Euch wieder, Wenzel, denn ich kann es Euch nicht sagen“, log er, „aber ich weiß so viel: Der Verräter befindet sich unter uns, hier in diesem Gemäuer.“ Seine Stimme wurde lauter: „Vielleicht sitzt er sogar an dieser Tafel. Er isst mein Fleisch und trinkt meinen Wein und doch wird er mich, wie Judas, noch heute Abend wieder verraten.“
Die letzten Worte hatte Diether von Ysenburg donnernd in den Saal gerufen. Einige der Gäste sprangen von ihren Stühlen auf, diskutierten und gestikulierten nun wild durcheinander. Gegenseitig bezichtigten sie sich der Lüge und Untreue. Im Rausch des Weines wurden Verdächtigungen, ob begründet oder unbegründet, offen ausgesprochen. Kelche klirrten, Zinnteller schepperten auf den Boden, Wein ergoss sich über die Tafel. Es entstand ein heilloses Durcheinander.
Der Erzbischof lehnte sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete enttäuscht diesen zerstrittenen Haufen Männer, die sich seine Gefolgsleute nannten.
Aufgrund des Lärms stürmten nun auch die Wachen der Residenz in den Saal, da sie einen Angriff auf das Leben Diethers von Ysenburg befürchteten. Dieser stand daraufhin auf, hob beide Arme und rief energisch: „Silencium et pax! Die Herren nehmen sich jetzt zusammen oder ich beende sofort dieses Mahl. Setzt euch wieder hin und hört auf, wie Kinder zu zanken!“
Langsam legte sich der Tumult, die erhitzten Gemüter beruhigten sich und die Gäste nahmen wieder Platz.
„Verzeiht, Eure Eminenz, aber wo ist Otto von Wernfeld?“, fragte plötzlich Karl von Baden und deutet auf den leeren Platz neben sich am Tisch. „Ich habe ihn gar nicht gehen sehen.“
Diether von Ysenburg sprang auf und brüllte: „Verflucht! Der Verräter hat sich aus dem Staub gemacht. Los, zu den Waffen und bringt ihn mir, Wenzel!
Von Sicking eilte zu den Wachen, erteilte rasch entsprechende Befehle und verließ mit ihnen im Laufschritt den Saal. An seine Gäste gewandt sagte der Erzbischof: „Und Ihr, meine geschätzten Gäste, lasst Euch nicht weiter vom Mahl abhalten, das so jäh unterbrochen wurde. Doch verzeiht mir, dass mich nun dringende Geschäfte zwingen, diese Tafel vorzeitig zu verlassen.“
Diether von Ysenburg neigte grüßend den Kopf in Richtung der Fürsten zu seiner linken und rechten Seite und verließ den Saal, in dem die sich hastig verbeugenden Gäste verwirrt zurückblieben.
Kurze Zeit später klopfte Wenzel von Sicking an die Tür zu den Räumen des Erzbischofs und trat ein. Diether von Ysenburg, der am Tisch saß, sah ihn erwartungsvoll an. „Habt Ihr ihn gefasst?“
Wenzel von Sicking senkte demütig das Haupt und sagte: „Ich bitte um Vergebung, Eure Eminenz, aber von Wernfeld ist mir entwischt. Sein Pferd muss schon für eine Flucht bereitgestanden haben.“
Das Gesicht Diethers von Ysenburg wurde rot vor Wut, doch er beherrschte seinen Zorn und sagte dann: „Es ist nicht Eure Schuld, Wenzel. Ich hätte Otto von Wernfeld zu gern
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