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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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diesen Namen nun zum wiederholten Male und frage mich, wer dieser Mensch wohl ist und welche Rolle er spielt“, begann der Erzbischof.
    „Man hört nie etwas Genaues über ihn, aber er scheint überall zu sein“, antwortete Karl von Baden und fuhr fort: „Nun, Monsignore Sarenno di San Pietro stammt aus Rom und ist ein enger Vertrauter Seiner Heiligkeit Papst Pius’. Ein gestrenger Verfechter einer starken Kirche nach altem Vorbild. Man munkelt sogar, er sei das Oberhaupt eines geheimen Bundes, der es sich zum Ziel gemacht habe, die wahre Kirche wieder an die Macht zu bringen – was auch immer damit gemeint ist. Doch das halte ich für Geschwätz. Ich muss allerdings gestehen, dass ich sonst auch nicht viel über ihn sagen kann. Alles, was man weiß, ist, dass er auf direkten Befehl Seiner Heiligkeit zu Graf Adolph gesandt wurde, um ihn zu unterstützen.“
    „Ihn zu unterstützen? Wobei?“, fragte von Ysenburg nach.
    „Die Höflichkeit verbietet es mir, direkt zu antworten, Eure Eminenz. Aber da er zu Adolph gesandt wurde und Eure Anerkennung durch Pius, sei das nun gerechtfertigt oder nicht, noch aussteht, könnt Ihr Euch den Grund sicher selbst nennen.“
    Diether von Ysenburg musste schmunzeln. „Ja, das habt Ihr wahrlich diplomatisch gesagt, Markgraf. Stehen wir auch auf unterschiedlichen Seiten, so muss ich Euch doch Euer Bemühen um den Frieden hoch anrechnen. Aber sagt mir, obschon Ihr selbst es für Geschwätz haltet, etwas mehr über diesen geheimen Bund. Das interessiert mich. Denn ist es nicht oft so, dass sich ein Quäntchen Wahrheit in den Mantel von Gerüchten hüllt, um unerkannt zu bleiben? Oder fragen wir lieber unseren gebildeten Herrn Otto von Wernfeld“, wandte er sich an den anderen Gesprächspartner, „denn man muss ihm lassen, dass er sich wie sonst keiner mit Intrigen, Gerüchten und allerlei Geheimnissen auskennt, seien sie auch noch so undurchschaubar.“
    Die Stimme des Erzbischofs klang liebenswürdig und er lächelte verbindlich. Lediglich in seinen Augen schien es für einen Moment aufzublitzen.
    Der Angesprochene setzte seinen bereits zum Mund geführten Becher hastig ab und erwiderte: „Ein Geheimbund mitten in Rom und Sarenno di San Pietro als dessen Führer? Nein, Eure Eminenz, verzeiht, aber davon weiß ich nichts zu berichten.“
    „Oh, Ihr wisst auch nichts darüber?“, fragte Diether von Ysenburg mit gespielter Enttäuschung. „Nun, alles könnt auch Ihr nicht wissen und wahrscheinlich hat unser werter Gast recht. Es ist sicher alles nur Geschwätz.“
    Otto von Wernfeld sagte verlegen: „Nein, Eure Eminenz, es tut mir leid.“
    „Ist Euch dieser di San Pietro persönlich bekannt?“, wandte sich der Erzbischof wieder an Karl von Baden.
    „Oh ja, ich hatte das große Vergnügen, ihn das eine oder andere Mal bei Adolph von Nassau treffen zu dürfen“, erwiderte der Markgraf, wobei ein leichter ironischer Unterton in seiner Stimme nicht zu überhören war. „Ein unheimlicher Mann. Mir schien es manches Mal, als hätte er das zweite Gesicht. Wäre er nicht ein Vertrauter Seiner Heiligkeit, könnte man annehmen, dass er …“
    Karl von Baden unterbrach selbst seinen Satz und schwieg.
    „Was meint Ihr?“, setzte Diether von Ysenburg nach.
    „Ach, nichts“, sagte Karl von Baden besonnen, „ich meine nur, es gibt Träume und es gibt Vorahnungen. Und von diesen hat Monsignore di San Pietro anscheinend viele, denn obwohl es eigentlich völlig unmöglich ist, weiß er doch oft nur zu genau, was bereits geschehen ist und noch geschehen wird. Vielleicht ist er ja auch nur ein Mann der Kirche mit sehr gutem Gespür? Wer weiß? Jedenfalls wird er in dieser Welt kaum je mein Busenfreund werden.“
    „Ziemt es sich, über die Vertrauten des eigenen Verbündeten so zu sprechen?“, mischte sich nun auch Ludwig von Ysenburg in das Gespräch ein.
    „Ich weiß, was Ihr meint, aber ich unterscheide bei all meinen Angelegenheiten immer zwischen der Sache, für die ich einstehe, und den Personen, die dahinter stecken. Ich bin, mit Verlaub, nicht Eurer Ansicht, was die päpstliche Annatenforderung angeht. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich einen jeden, der sich meiner Meinung anschließt oder ihr dienlich ist, auch als Bruder umarmen mag. Menschen können ihre Meinung schnell ändern, wenn es sich als Vorteil für sie herausstellt!“
    Beim letzten Satz hatte sich Karl von Baden leicht über die Tischkante gebeugt und seinen Blick wie zufällig zu Friedrich von der

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