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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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seinem Kopf seitwärts auf die Tischplatte. Seine Augen starrten verschleiert und blicklos in die Luft. Eine Träne rollte langsam aus seinem rechten Auge, lief die Nase entlang und sprang von seiner Oberlippe auf den Tisch, wo sie langsam verdunstete.
    Draußen, vom Fenster zu Bertholds Kammer, entfernte sich eine Gestalt und lief eilig durch den Schnee zur Klosterkapelle hinüber.
     

     
    „Rasch, komm hier entlang! Gut, dass du wiedergekommen bist, Meister Petz. Dem Himmel sei Dank für diese göttliche Eingebung! Wir wissen nicht, was mit ihm geschehen ist. Und die Brüder beginnen bereits zu tuscheln. Das ist nicht gut, gar nicht gut. Ganz und gar nicht!“
    Bruder Thomas, ein hagerer, knochiger Mann von etwa fünfzig Jahren, war außer sich und hastete, so rasch es der hohe Schnee und seine dürren Beine zuließen, mit Petz über den Hof des Klosters, direkt zum Hospital neben der Kapelle.
    In der Heiligen Nacht hatte Petz diesen seltsamen Traum von Berthold gehabt, in dem er sah, wie Berthold in einem schwarzen Tümpel ertrank und verzweifelt um Hilfe schrie. Noch am Weihnachtsmorgen war Petz in Babenhausen losgeritten, doch aufgrund des hohen Schnees hatte er zwei volle Tage bis zum Kloster Ilbenstadt gebraucht. Nun war es bereits mitten in der Nacht, als er mit Thomas über das Klostergelände eilte. Unter ihren Füßen knirschte der Schnee.
    „Hier ist es!“
    Thomas stieß eine Tür auf und betrat den Vorraum des Hospitals. Im Haarkranz seiner Tonsur glitzerten Eiskristalle. Seine derbe Kutte schien ihn nur mangelhaft zu wärmen, denn er schlug und rieb sich den Leib kräftig mit beiden Händen, bevor er seine sechs Mitbrüder grüßte, die in der kleinen Eingangshalle warteten. Petz nickte ihnen freundlich zu. Thomas zeigte auf einen sehr beleibten Mönch. „Bruder Franz hier kann dir alles erzählen. Er ist der Kundigste unter uns, was Kräuter, Medizin und auch …“, er zögerte kurz, „was das Bierbrauen angeht. Aber das tut nichts zur Sache“.
    „Ach, das weiß ich doch, nicht wahr, Bruder Franz?“, sabberte Petz. „Ein gutes, warmes Würzbier, gebraut von kundiger Hand, hat noch niemandem geschadet, oder was meinst du, Bruder?“
    Die Mönche sahen sich kurz an und begannen zu tuscheln, dann nickte Franz einem Novizen zu. Dieser verstand und machte sich sofort auf den Weg, um das gewünschte Bier zu besorgen. Franz begann nervös auf Petz einzureden: „Wir wissen nicht, was wir tun sollen, Meister Petz. Was ist nur mit ihm geschehen? Er atmet kaum, sein Herz schlägt nur schwach und langsam, aber er ist ganz warm. Ganz so, wie ihn am Morgen nach der Heiligen Nacht Bruder Augustein gefunden hat.“
    Petz wandte sich zu Augustein, der betroffen zu Boden sah und sich krampfhaft am Türrahmen zum Krankenzimmer festhielt. Nur flüchtig streifte sein Blick Petz, dann sah er wieder unsicher weg. Er hatte sichtlich Angst. Vielleicht wusste Bruder Augustein irgendetwas und fürchtete nun, dass es von den anderen bemerkt werden könnte? Petz beschloss, dem später nachzugehen. Franz redete währenddessen unaufhörlich weiter.
    „Einige von uns glauben daran, dass etwas Heiliges in ihn gefahren sein könnte. Andere wiederum meinen das Gegenteil.“ Er stockte.
    „Das Gegenteil?“
    „Ja, Meister Petz“, druckste der Mönch, „einige meinen, dass Berthold vielleicht ein Wiedergänger oder ein Zauberer sei oder ein ähnliches böses Wesen. Gott steh uns bei, wenn dem so sein sollte.“
    Hastig bekreuzigte sich Franz und die anderen Mönche taten es ihm nach. Nur Augustein führte die Bewegungen zögerlich aus, so als wollte er nicht so recht an eine solche Wahrheit glauben. Petz bemerkte das und sah ihn eine Zeit lang prüfend an. Dann wetterte er los: „Alles Blödsinn! Hexen, Zauberer und Dämonen mögen irgendwo umherschwirren, aber unser Freund hier hat nur eine Krankheit, sonst nichts. Statt solchen Unfug daherzureden, solltet ihr alle lieber für ihn beten. Viele sind schon zu Unrecht verdammt worden, nur weil Unwahres über sie geredet wurde. Seid vorsichtig mit solchen Äußerungen!“
    Die Brüder murmelten verlegen. Ein junger Mönch rief übereifrig: „Ja, aber er ist doch fast tot. Sein Atem scheint fast vergangen, sein Herz schlägt schwächer, als dass es zu fühlen wäre. Wir müssen beginnen, ein Grab auszuheben. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er zu Gott befohlen wird!“
    „Ein Grab ausheben?“, donnerte Petz. „Rede nochmals solchen Unfug oder wage es, ihn

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