Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
anzufassen und du wirst mich kennenlernen!“
Sein vernarbtes Gesicht glühte vor Zorn und seine Hand umklammerte fest den Schwertgriff. Er machte einen Schritt auf die eingeschüchterten Brüder zu, die erschreckt zurückwichen.
„Meister Petz, ich bitte dich! Beruhige dich und nimm die Hand von deinem Schwert!“, rief Bruder Franz beschwichtigend. „Dies ist ein Haus Gottes. Niemand wird deinen Freund anrühren oder ein Grab für ihn ausheben. Es ist ja auch nicht so, dass alle dieser Meinung sind.“
Die anderen Brüder nickten eifrig.
In diesem Augenblick öffnete sich die Tür und der Novize brachte einen Krug mit dampfenden Bier und stellte ihn auf den Tisch, der sich rechts neben dem Eingang befand. Petz warf noch einen strengen Blick auf die Mönche, bevor er den Krug ansetzte und einen tiefen Schluck nahm. Als er fühlte, wie das warme, köstliche Getränk seine Kehle hinunterfloss und sich in seinem Magen gluckernd eine wohlige Wärme ausbreitete, entspannte er sich.
Thomas ergriff das Wort: „Trotzdem müssen wir mit dem Abt besprechen, was nun zu tun ist.“
Die anderen nickten und murmelten einvernehmlich.
„Macht, was ihr für richtig haltet, Brüder. Aber nun lasst mich mit Berthold allein. Ich bin des Heilens auch ein wenig kundig. Seht mich nicht so an! Nur weil mein Äußeres nicht durch eine Kutte verhüllt und mit weiblicher Anmut geschlagen ist, weiß ich trotzdem von Kräutern, Wickeln und Gebrechen.“
„Ja gut, wie du meinst. Wir wissen ohnehin nicht weiter. In der Zwischenzeit werden wir beim Abt vorsprechen und seine Entscheidung einholen. Benötigst du etwas für deine Behandlungen?“, fragte Franz.
Petz schüttelte den Kopf.
Franz gab daraufhin seinen Mitbrüdern ein Zeichen und die Mönche verließen das Hospital. Petz sah ihnen nachdenklich hinterher, konnte sich aber ein Schmunzeln nicht verkneifen. Die Mönche sahen in ihren Kutten mit den übergestülpten Kapuzen von hinten aus wie eine Reihe viel zu großer, unförmiger Tannenzapfen. Nur Augustein, der die Schwelle als letzter überschritt, sah sich noch einmal kurz um, wandte sich dann aber wieder rasch zum Gehen und verließ mit den anderen das Gebäude.
Petz entging dabei, wie der junge, übereifrige Mönch, der für Berthold bereits ein Grab ausheben lassen wollte, beim Hinausgehen seine Hand wie zufällig unter seine Kutte gleiten ließ und einen Schlüssel hervorzog. Erst als die Tür ins Schloss fiel und sich die Riegel mit einem Klacken vorschoben, begriff Petz, dass er nun zusammen mit Berthold gefangen war. Er sprang zur Tür, rüttelte am Griff und hämmerte mit den Fäusten gegen das Holz, das es nur so zitterte.
„Wa soll das? Ihr hinterhältigen Feiglinge, ihr haarkränzigen Kobolde und Idioten, macht die Tür auf!“, brüllte Petz. Er hörte, wie die Mönche draußen diskutierten. Nicht alle schienen mit diesem Vorgehen einverstanden zu sein.
„Was fällt dir ein, Bruder Bernhard? Wie kommst du dazu, Gäste des Klosters festzusetzen?“, sagte Thomas. Auch Franz ereiferte sich: „Ich bin gespannt, was der Abt zu diesem Verhalten sagen wird. Gib den Schlüssel heraus und öffne die Tür, so etwas ziemt sich nicht!“
„Schweigt!“, hörte Petz Bernhards Stimme. „Ich bin im Gegenteil sehr gespannt darauf, was der Abt dazu sagt, dass ihr euch schützend vor Zauberer und Hexer stellt.“
„Das ist noch nicht erwiesen!“
„Nein, ist es nicht. Aber so lange das so ist und auch nur die Möglichkeit besteht, dass es zutreffen könnte, ist es besser so. Das muss der ehrwürdige Abt entscheiden“, Bernhards Stimme bekam einen unangenehmen Unterton, „oder wollt ihr etwa seine Befugnisse in Frage stellen? Soll ich ihm das mitteilen?“
Es herrschte betretenes Schweigen. Die Zweifler um Bernhard schienen in der Überzahl zu sein, sonst hätten Thomas und Franz dem übereifrigen Mönch den Schlüssel sicher einfach abgenommen.
„Gut. Gehen wir zum Abt und klären das!“, sagte Franz entschlossen. Zynisch fügte Thomas hinzu: „Du wirst es sicherlich weit bringen, geliebter Bruder Bernhard!“
„Das habe ich auch vor“, antwortete dieser unverblümt.
Irgendjemand spuckte hörbar aus, dann drangen die Geräusche immer leiser werdender Schritte durch die dicke Holztür des Hospitals. Dann war es still. Petz ärgerte sich und brummte: „Wie ein Bauerntölpel habe ich mich fangen lassen. Wie kann man nur so unvorsichtig sein!“ Er blickte zu den schmalen Fenstern, die durch feste Gitter
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