Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
zwei Wachen vor der Tür postierten und dass Andreas Zöblin mit dem Abt und Bernhard durch die mittlerweile heraufgezogene Dunkelheit zum Hauptgebäude zurückging. Er stand noch immer wie angewurzelt vor der Tür und war wütend. Aber er musste sich auch eingestehen, dass er sich ausgeliefert fühlte und Angst hatte. Nicht um sich – auch wenn er bestimmt kein Interesse daran hatte, dass sie seinen Körper streckten, verstümmelten, brannten und ihm Hautstreifen herunterschnitten. Es ging ihm vor allem um den wehrlosen Berthold. Er konnte nun nicht länger warten. Sie mussten hier weg.
Petz wusste, dass er nur dann eine Gelegenheit zur Flucht hatte, wenn er jemanden dazu brachte, die Tür zu öffnen. Dann würde er sich den Weg schon freikämpfen. Er ärgerte sich über sich selbst. Warum hatte er nur so lange gewartet? Sicher, er hatte die Mönche genau beobachtet und versucht, eine Schwäche zu entdecken, doch es war ihm nicht gelungen. Immer waren sie zu zweit erschienen und oft war der übereifrige Bernhard dabei gewesen. Petz schüttelte den Kopf. Es hatte keinen Sinn, dass er sich jetzt Selbstvorwürfe machte. Es hatte sich einfach keine Möglichkeit zur Flucht geboten. Doch nun musste er handeln, sonst würde es bald zu spät sein.
Doch natürlich war das mit den bewaffneten Wächtern vor der Tür nun ungleich schwieriger als gestern noch. Aber lieber im Kampf das Leben verlieren, als auf dem Scheiterhaufen, dachte Petz. Er ging in den Raum, in dem Berthold lag, und sah sich nach etwas um, das er als Waffe benutzen konnte. Mit seinem Messer allein konnte er gegen die Soldaten kaum etwas ausrichten. Sein Blick fiel auf den Schemel. Er lächelte grimmig, griff nach ihm und brach ein Bein heraus. Prüfend schlug er sich damit auf die Handfläche. Es schien gut genug für einen Soldatenschädel der Inquisition zu sein.
Petz überlegte: Er würde warten, bis alle zu Bett gegangen waren. Dann würde er den Wachen vor der Tür eine Geschichte erzählen, die sie dazu veranlassen musste, ihm zu öffnen. Doch was sollte er sagen? Eine Krankheit vortäuschen? Nein, die Männer würden – wenn sie überhaupt etwas taten – nur einen Mönch herbeiholen. Es musste also etwas sein, das sie dazu bewegte, nicht nur die Tür zu öffnen, sondern auch Stillschweigen zu bewahren.
Petz dachte angestrengt nach und trat gedankenversunken in den Vorraum. Er schlug sich verzweifelt mit der Handfläche vor die Stirn und schalt sich einen Dummkopf, denn ihm wollte einfach nichts einfallen. Doch das Schicksal war auf seiner und Bertholds Seite, denn mitten in seinen Fluchtgedanken konnte er plötzlich eine aufgeregte Stimme vor der Tür vernehmen: „Ja, um Himmels Willen, lasst mich ihm doch eine Mahlzeit bringen. Auch ich will einen Ketzer brennen sehen, aber noch ist seine Schuld nicht bewiesen. Und so lange das so ist, könnte er doch auch unschuldig sein, oder?“
Petz lauschte angestrengt. Es war die Stimme von Franz, dem Bierbrauer. Eine der Wachen entgegnete ihm: „Nein, Bruder, wir haben unsere Befehle!“
„Befehle hin, Befehle her. Habt ihr denn kein Erbarmen? Es ist doch nur eine Schüssel voll lauwarmer Grütze. Und wenn wir noch lange diskutieren, dann ist sie gefroren. Ich mache euch ein Angebot: Der Gefangene bekommt diese Grütze und ihr bekommt zwei große Humpen heißes Würzbier! Na?“
„Was liegt dir so viel an diesem Ketzer, Bruder?“
„Er ist ein netter Kerl und hat mir mehr als einmal sehr geholfen. Ich habe auf die Heilige Schrift geschworen, ihm das einmal zu vergelten, doch hatte ich bis jetzt keine Gelegenheit dazu. Und vielleicht werde ich auch nie wieder eine Gelegenheit erhalten, wenn sich herausstellt, dass er tatsächlich ein Zauberer ist. Denn einem Häuflein Asche werde ich wohl kaum noch einen Gefallen tun können, oder? Im Namen unseres Herrn Jesus Christus, lasst Barmherzigkeit walten und einen alten Mönch, der vielleicht selbst nicht mehr lange auf Erden weilt, seinen gottesfürchtigen Schwur erfüllen. Es ist doch nur eine Schüssel Grütze.“
Petz hörte, wie die Soldaten tuschelten: „Zwei große Krüge frisches und heißes Würzbier, sagst du?“
„Ja.“
„Gut, leg noch einen Kanten Brot und ein schönes Stück Schinken obendrauf und wir wollen uns nicht länger zwischen dich und die Erfüllung deines Schwurs stellen.“
„Ich danke euch – ihr seid zwei Ehrenmänner. Der Herr segne euch und vergelte euch eure Barmherzigkeit.“
Die Türklappe öffnete sich und ein
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