Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
Ringmauer und einen Wassergraben geschützten Stadt. Zuerst hatte Petz Bedenken gehabt, dass Augustein zuviel Aufsehen erregen würde. Aber die Blicke, Grüße und der Respekt, den ihnen die Menschen entgegenbrachten, zeigten, dass er sich grundlos gesorgt hatte. Ganz im Gegenteil schien es so, als wäre Augustein vielmehr ein heiliger Passierschein für die nicht sonderlich vertrauenerweckend aussehenden Freunde. Denn würde derjenige Böses im Schilde führen, der von einem Mönch begleitet wurde? Sicher nicht. Also hatten auch die Torwachen die drei Reisenden einfach durchgewinkt.
Bevor er das Tor passierte, hielt Berthold jedoch kurz inne und starrte wie gebannt auf das Stadtwappen, das darüber angebracht war. Petz wandte sich zu ihm um.
„Kommst du nun oder was ist?“
„Hier sind wir richtig.“
„Ach was? Das hast du jetzt schon am Stadtwappen erkannt? Das hätte ich dir auch so sagen können. Komm jetzt!“
Berthold besah sich noch einmal die Wappentafel aus bemaltem Holz, die einen schwarzen Adler mit einem schwarz-weißen Schild vor der Brust zeigte. Es war derselbe Adler, den ihm der Schwan in seinem Traum im Kloster Ilbenstadt gezeigt hatte. Berthold gab Calamus lächelnd einen leichten Schenkeldruck und trabte durch das Tor.
Seit dem Scharmützel mit Andreas Zöblins Männern war ihre Reise gut verlaufen. Die Pferde ihrer Gegner hatten sie noch weit vor den Mauern von Gelnhausen an einen Händler verkaufen können, der ihnen aus Richtung der Stadt entgegenkam. Es war für beide Seiten ein gutes Geschäft, konnte doch der Händler für ein paar Silbermünzen, weit unter dem eigentlichen Preis, wirklich gute Pferde erwerben und die drei Freunde leicht ihre Reisebörse auffüllen.
Vielleicht wäre der Kaufmann argwöhnisch geworden, aber auch hier erwies sich Augustein als Segen, der mit treuherzigen Augen eine solch traurige und von Bibelsprüchen gespickte Lügengeschichte erzählte, dass Petz und Berthold sich mehrmals abwenden mussten, um nicht loszuprusten. Jedenfalls kaufte der Mann ihnen die Geschichte um das Erbe eines jungen und hilflosen Gutsbesitzers aus Assenheim genauso leicht ab wie die drei Pferde.
Als sie die äußere Ringmauer passiert hatten, zog sich Petz die Kapuze seines Umhangs über und tief ins Gesicht. Glücklicherweise war das Wetter schlecht genug, dass dies nicht sonderlich ungewöhnlich aussah. Berthold wusste, warum Petz nicht erkannt werden wollte. Seine Flucht aus Gelnhausen war zwar schon einige Jahre her, aber wenn es der Zufall wollte, würde ihn vielleicht doch jemand erkennen.
Die drei saßen ab und Petz sagte: „Geht auf den Markt und besorgt uns etwas zu essen und zu trinken. Ich werde mich um die Pferde und unsere Bleibe kümmern und schauen, ob man sich meiner noch erinnert. Aber zeigt nicht zu viel Geld, wir wollen nicht auffallen. Wir treffen uns danach wieder hier an dieser Stelle.“
Berthold und Augustein gingen in die Stadt, während Petz die Pferde am Zügel nahm, sich nach rechts wandte und an der äußeren Stadtmauer entlangging. Nach einiger Zeit kamen Augustein und Berthold wie verabredet zurück. Jeder von ihnen trug ein pralles Bündel. Bereits von weitem sahen sie Petz, der anscheinend schon länger dort wartete.
„Hattest du Erfolg?“, fragte Berthold vorsichtig. Er sah sich im Geiste schon wieder auf der Flucht und in zwielichtigen Spelunken oder mäusewimmelnden Scheunen übernachten.
„Nun, wie man es nimmt. Mein alter Kamerad Gregor Fyrner war nicht anzutreffen, aber dafür sein freundliches Weib. Anna hat mich sofort wiedererkannt. Sie sagte mir, wir sollten doch einfach wiederkommen und könnten auf Gregor warten.“
Die drei wandten sich nach rechts und betraten einen verschneiten Weg, der dem Verlauf der äußeren Ringmauer, die Gelnhausen weitläufig umgab, in einigem Abstand folgte. Kurz vor dem südlichen, von zwei hohen Wehrtürmen flankierten Stadttor bog Petz nach rechts und führte Berthold und Augustein durch eine Gasse. Schließlich hielt er vor einem kleinen Gehöft, das nur wenige Schritte von der Stadtmauer entfernt zwischen anderen Gebäuden stand und sehr einladend aussah.
„Hier ist es. Hier wohnt Gregor.“
Petz schritt, gefolgt von Berthold und Augustein, auf den Eingang des Hauses zu und klopfte an die Tür. Diese wurde geöffnet und im Rahmen stand ein großer Mann – fast so hünenhaft wie Petz selbst. Ohne ein Wort zu sagen, zog er Petz ins Haus und gab Berthold und Augustein ein hastiges
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