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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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darauf hörte man gedämpfte Axthiebe aus Richtung des Stalls.
    „Wie soll es nun weitergehen?“, fragte Augustein, dem die Unsicherheit ins Gesicht geschrieben stand.
    „Wir müssen warten“, entgegnete Berthold.
    „Warten? Worauf? Ich weiß nicht, was werden soll. Es kann doch nicht auf ewig so bleiben. Der Herr gibt mir Kraft und Zuversicht. Doch ist es nicht mein Teil, dass ich ihm gerecht werde und einen Plan für mein Leben entwickele, das ihm gewidmet ist?“
    Petz räusperte sich. Er hatte sich ohnehin vorgenommen, mit Augustein bei Gelegenheit diesbezüglich ein paar Worte zu wechseln und dieser Augenblick schien wie dafür gemacht, wenn der Mönch doch schon selbst dieses Thema ansprach.
    „Nun, ist es nicht vielmehr so, dass wir alle hier am Tisch dem Schicksal und uns selbst schuldig sind, einen Plan und eine Zukunft zu entwickeln? Suchen wir nicht alle unseren Weg? Haben wir nicht alle das Bedürfnis, ja die Verpflichtung, unseren Weg zu beschreiten und den Weg durch die Untiefen des Schicksals zu finden?“
    „Du redest von Schicksal, ich aber rede von Gott!“
    „Wo ist der Unterschied?“
    Augustein dachte nach. Dann sagte er: „Das Schicksal, das Gott uns auferlegt, ist kein Zufall. Der Herr bestimmt die Wege jedes Einzelnen. Lebe bußfertig und christlich und du wirst selig werden, verachte seinen Willen und du wirst bestraft werden.“
    „So wie Franz?“, fragte Petz hinterhältig.
    Augustein kannte die Geschichte von Franz. Berthold hatte sie ihm erzählt. Dieser zuckte zusammen, als Franz’ Name fiel. Er hatte niemandem von seinem Traum der letzten Nacht erzählt. Doch konnte es Zufall sein, dass der Name seines alten Freundes gerade jetzt genannt wurde?
    „Die Wege des Herrn sind unergründlich“, erwiderte Augustein fromm.
    „Die des Schicksals auch“, brummte Petz, „aber ich frage dich noch einmal, Augustein: Was ist der Unterschied zwischen Gott und dem Schicksal? Nein, du brauchst nicht antworten, nicht hier und jetzt. Nimm die Frage mit dir und denke darüber nach. Beantworte sie dir selbst. Stelle sie dir immer dann, wenn etwas geschieht, was dir nicht erklärlich scheint. Ich will nicht über die Existenz von Gott sprechen, das steht mir nicht zu. Ich habe keine Antwort darauf. Ich weiß nur, dass Gut und Böse von Menschen definiert werden, nicht von Gott. Glaubst du etwa, dass Gott einen großen Teil seiner Schöpfung der Verdammnis anheimgibt, gleich nachdem er sie in seiner unendlichen Allmacht erschaffen hat?“
    „Was meinst du, Petz?“
    „Sieh, Augustein: Es gibt zum Beispiel die Juden und die Muselmanen. Es gibt derer viele. Niemand weiß, wie viele. Und doch sind es jedenfalls genug, dass sie einen nicht unerheblichen Teil der göttlichen Schöpfung darstellen.“
    Augustein wurde rot vor Wut und brauste auf: „Die Juden haben unseren Herrn Jesus Christus verraten und die Muselmanen beten einen falschen Propheten an! Sie sind Heiden und Ketzer!“
    „Ähnliches behaupten sie auch von uns!“, erwiderte Petz gelassen und lehnte sich zurück. Seine funkelnden, unergründlichen Augen sahen Augustein genau an. Er bohrte weiter: „Was, so frage ich dich, kann ein, sagen wir einmal, armer maurischer Schusterjunge dafür, dass er in einem einsamen Dorf aufwächst, wo die Lehre des Herrn, deine Lehre, ihn niemals erreichen wird? Ich werde es dir sagen, Augstein: nichts! Vielleicht wird er niemals von der Existenz dieser ach so heilsamen und selig machenden Lehre Jesu erfahren. Verstehst du, worauf ich hinaus will? Ich will dir sagen, dass Gott das Risiko eingeht, dass es viele dieser Schusterjungen gibt und sie vielleicht unbekehrt diese Welt verlassen. Dann wären sie doch verdammt, nicht wahr? Gute Kandidaten für die Hölle, wenigstens aber für das Fegefeuer. Ein großer Teil der göttlichen Schöpfung wäre also schon von Geburt an der Verdammnis ausgeliefert. Was ist das für ein allmächtiger und angeblich so barmherziger Gott, der so etwas zulässt?“
    „Du denkst wie ein Mensch.“
    „Ja, aber bist du etwa keiner?“
    „Ja, aber ich …“
    „Ja, aber du hast es begriffen, nicht wahr?“, lachte Petz. „Du hast natürlich die richtige Überzeugung, weil du ein Mönch bist. Du bist dadurch dem Heil so viel näher als wir. Du bist besser, weil du weißt.“ Petz schnaubte verächtlich durch die Nase und fuhr erregt fort: „Blödsinn! Du bist überheblich, Augustein, das ist alles. Genauso wie der Rest von euch frommen Brüdern. Du glaubst zu wissen,

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