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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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Berthold das Hofgut seiner Eltern von hoch oben. Der Schwan ging tiefer und setzte zur Landung an. Plötzlich stand Berthold mitten im Hof des Gutes. Niemand war da.
    Der Schwan watschelte im Hof geduldig auf und ab. Sein weißes Federkleid glänzte in der untergehenden Sonne und warf ein strahlendes Licht zurück. Berthold trat in das Haus und ging in die Küche, doch niemand erwartete ihn. Er betrat das Esszimmer und starrte auf die verlassenen Plätze, an dem seine Eltern und sein Bruder immer gesessen hatten. Doch die Plätze waren nicht leer, seltsame Gegenstände lagen darauf. Berthold ging um den Tisch herum. Auf dem Platz seines Vaters lagen eine Kette und drei Eicheln. Über den Lehnen der Stühle seiner Mutter und seines Bruders hingen ein schwarzer Umhang und ein schwarzer Hut. Berthold überlegte, was dies wohl bedeuten mochte. Da hörte er plötzlich ein Brodeln und Blubbern, das aus der Küche zu kommen schien.
    Er ging zurück in die Küche und sah, dass nun auf dem kalten Herd ein großer Topf stand, der fast überkochte. Er verströmte Dampf und seltsame Gerüche – nach Heimat und altem Holz. Berthold ging an den Topf und pustete hinein, um den Dampf, der ihm die Sicht auf den Inhalt verwehrte, zu vertreiben. Durch die Schwaden hindurch konnte er einen Ring erkennen. Einen Ring aus wulstigem, dunklem Holz. Seine Ränder waren moosbewachsen und morsch. Doch da war noch etwas: Am oberen Rand des Ringes steckte ein Pfeilspitze im Holz.
    Plötzlich ging alles ganz schnell: Berthold verlor den Halt und fiel kopfüber in den immer größer werdenden Topf. Der gähnende Schlund des großen Eisenkübels verschluckte ihn und fraß ihn auf.
     

     
    Der darauffolgende Tag war ein Sonntag, der Tag vor Kathedra Petri. Während Berthold, Petz und Augustein im Haus blieben, ging Gregor Fyrner mit seiner Familie zur sonntäglichen Frühmette in die Peterskirche. Auch wenn er kein sehr gläubiger Mensch war, so konnte er es sich als Offizier der Gelnhausener Stadttruppen doch nicht erlauben, sich nicht auf einer der vorderen Holzbänke in der Kirche blicken zu lassen. Und eben weil er nicht besonders gläubig war, gestattete er sich, seiner Familie und seinen Gästen auch, dass zum gemeinsamen Mittagessen außer der mit Zwiebeln und getrockneter Petersilie gewürzten Roggengrütze auch ein dickes Stück geräucherter Schinken mit knuspriger Schwarte auf den Tisch kam. Wenn ihm seine Gäste schon so viel Geld für ihre Unterkunft und Verpflegung gegeben hatten, sollten sie auch etwas davon haben.
    Während die Familie, Petz und Berthold tüchtig zulangten, enthielt sich Augustein als Einziger der fleischlichen Kost und begründete dies mit den Worten: „Sonntag ist eben Sonntag. Und auch wenn ich meinen Habit vorübergehend und gezwungenermaßen durch weltliche Kleidung ersetzt habe, so bedeutet dies nicht, dass ich meine innerste Überzeugung ebenfalls gegen eine weltliche eingetauscht hätte.“
    Mit einem Augenzwinkern beobachteten Petz und Berthold ihren Freund, wie dieser mit dem Holzlöffel in seiner Grütze stocherte und gelegentlich einen begehrlichen und so gar nicht zu seiner christlichen Überzeugung passenden Blick auf den duftenden Schinken warf, der auf einem Holzbrett in der Mitte des Tisches stand. Doch Augustein war nicht zu verführen. Er klammerte sich an die fleischlose Grütze und sah seinem Feind, dem Schinken, mannhaft ins Auge. Er bezwang ihn unter Mühen.
    Einige gutmütige Sticheleien und auffordernde Gesten konnten sich Petz, Berthold und Gregor indes nicht verkneifen, doch schließlich ließen sie Augustein seinen Willen. Vor allem Berthold und Petz wussten, was es hieß, alles zu verlieren und vielmehr noch, was es dann bedeutet, sich an etwas festhalten zu können, das die Verbundenheit zum Verlorenen bewahrte und einem so weitaus mehr Kraft gab als ein ordentliches Stück Schinken.
    Nach dem Essen wusch Anna Fyrner die Schüsseln und Löffel in einem Topf warmen Wassers ab und ging dann mit den beiden jüngsten Kindern nach oben, um einige Kleidungsstücke auszubessern. Gregor sagte an seine Gäste gewandt: „Ich werde euch auch für einen Augenblick allein lassen. Es hilft nichts, aber ich muss etwas Holz machen. Der Herr sagt zwar, dass man am siebten Tage ruhen soll, doch was nützt das beste Gebot, wenn einem der Arsch abfriert?“, fügte er spitzbübisch hinzu und sah Augustein schmunzelnd an, der das Gesicht verzog.
    Gregor verließ mit seinem ältesten Sohn die Küche. Kurz

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