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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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wurdest. Doch das alles liegt schon mehr als anderthalb Jahrzehnte zurück.«
    Ben lächelte dünn. »Ich habe fast das Gefühl, der Krieg sei erst gestern zu Ende gegangen.«
    Und außerdem war er nach wie vor in Form. Das konnte Rachael nicht bestreiten.
    »Rachael?« Ben sah erneut auf die Uhr.
    Sie begriff, daß sie nur dann eine gute Chance hatten, mit dem Leben davonzukommen und sich eine gemeinsame Zukunft zu sichern, wenn sie sich Bens Wünschen fügte.
    »Na schön«, sagte sie. »In Ordnung. Wir trennen uns. Aber ich mache mir Sorgen, Benny. Ich glaube, ich habe einfach nicht genug Mumm für eine solche Sache. Es tut mir leid: Ich habe Angst, regelrechte Angst.«
    Shadway trat auf sie zu und gab ihr einen Kuß. »Deshalb brauchst du dir keine Vorwürfe zu machen. Nur Irre und Verrückte fürchten sich nicht.«

24. Kapitel -  Besondere Furcht vor der Hölle
    Dr. Easton Solberg war um ein Uhr mittags mit Julio Verdad und Reese Hagerstrom verabredet, aber er verspätete sich um fünfzehn Minuten. Sie warteten vor dem verschlossenen Büro, und nach einer Viertelstunde sahen sie ihn kommen. Mit einigen unter den Arm geklemmten Büchern und Ordnern hastete er durch den breiten Korridor, wirkte dabei nicht so sehr wie ein sechzigjähriger, gemütlicher Professor, sondern wie ein zwanzig Jahre junger Student, der befürchtete, den Beginn einer wichtigen Vorlesung verpaßt zu haben.
    Solberg trug einen zerknitterten, braunen Anzug, der ihm mindestens eine Nummer zu groß war, ein blaues Hemd und eine mit grünen und orangefarbenen Streifen versehene Krawatte, die auf Julio den Eindruck machte, als stamme sie aus einem Scherzartikelladen.
    Selbst mit speziellem Wohlwollen konnte man Solberg nicht als einen attraktiven Mann bezeichnen. Er war klein und untersetzt, und in seinem runden Gesicht fiel eine winzige und flache Nase auf. Hinter den fleckigen Gläsern der Brille blinzelten wäßrige, graue und kurzsichtige Augen. Der überaus breite Mund verlieh seinen Zügen etwas Groteskes.
    Er begrüßte die beiden Polizisten im Flur vor dem Büro, entschuldigte sich wortreich für seine Verspätung und bestand darauf, Julio und Reese die Hand zu schütteln. Was dazu führte, daß immer wieder Bücher unter seinen Armen hervorrutschten und zu Boden fielen. Verdad und Hagerstrom bückten sich mehrmals und hoben sie auf.
    In Solbergs Arbeitszimmer herrschte das reinste Chaos. Dicke Leinenbände und wissenschaftliche Zeitschriften lagen in den Regalen und auf dem Teppich, formten hohe Stapel in den Ecken und auf Möbelstücken. Auf dem breiten Schreibtisch bildeten Aktendeckel, Karteikarten und gelbe Tabletts ein unentwirrbares Durcheinander. Der Professor nahm einige Papierbündel von den beiden Stühlen und forderte Julio und Reese auf, sich zu setzen.
    »Was für eine prächtige Aussicht, nicht wahr?« entfuhr es ihm glücklich. Er blieb abrupt am Fenster stehen und starrte nach draußen -so als sehe er jetzt zum erstenmal, was sich jenseits der Bürowände befand.
    Zum Campus der Universität von Kalifornien gehörten weite Rasenflächen mit Bäumen und langen Blumenbeeten. Unter dem im ersten Stock gelegenen Büro Dr. Solbergs erstreckte sich ein breiter Pfad, der an rot, purpurn und rosafarben blühendem Springkraut vorbeiführte und unter den Zweigen von Jakaranda-und Eukalyptusbäumen verschwand.
    »Meine Herren, wir können uns glücklich schätzen, hier zu sein, in diesem herrlichen Land, in einer Region ewigen Sonnenscheins, die Teil einer reichen und freien Nation ist.« Solberg trat dicht an das Fenster heran und breitete die Arme aus, so als wolle er sich ganz Südkalifornien an die Brust drücken. »Und die Bäume, insbesondere die Bäume. Es gibt einige wundervolle Exemplare auf dem Campus. Ach, ich liebe Bäume. Sie sind mein Hobby: Ich untersuche und kultiviere sie, und sie stellen für mich eine willkommene Abwechslung in bezug auf menschliche Biologie und Genetik dar. Bäume sind so majestätisch, so erhaben. Und Bäume geben uns viel: Früchte, Schönheit, Schatten, Holz, Sauerstoff ohne irgendeine Gegenleistung zu verlangen. Wenn ich mich dazu durchringen könnte, an die Reinkarnation zu glauben, würde ich mir wünschen, als Baum wiedergeboren zu werden.« Er sah Julio und Reese an. »Was meinen Sie? Hielten Sie es nicht ebenfalls für großartig, als Baum zurückzukehren, das herrliche Leben einer Eiche oder Riesenfichte zu führen und zu spüren, wie Ihnen dicke Äste wachsen, fest genug, um Kindern

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