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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Halt zu bieten?« Solberg zwinkerte, überrascht von seinem eigenen Monolog. »Aber natürlich sind Sie nicht hierhergekommen, um über Bäume und Reinkarnation zu sprechen, oder? Bitte entschuldigen Sie... Es ist
    die Aussicht, verstehen Sie? Weckt immer wieder Begeisterung in mir.«
    Trotz des breiten und fleischigen Gesichts, des fast heruntergekommen wirkenden Erscheinungsbildes, der offensichtlichen Unordentlichkeit und seiner Neigung, sich zu verspäten, wies Easton Solberg drei zweifellos positive Eigenschaften auf: Er war außerordentlich intelligent, liebte das Leben an sich und vertrat eine betont optimistische Einstellung. In einer Welt, in der die Hälfte der Intellektuellen immer wieder den Teufel an die Wand malte und fast sehnsüchtig auf den Jüngsten Tag wartete, empfand Julio die Art und Weise Solbergs als erfrischend. Er fand den Professor auf Anhieb sympathisch.
    Solberg schob sich hinter seinen Schreibtisch und nahm in einem großen Sessel Platz. Julio beugte sich ein wenig vor, um ihn über die großen Aktenhaufen hinweg zu mu stern. »Sie meinten, in Eric Lebens Wesen habe es auch einen dunklen Aspekt gegeben, über 'den Sie am Telefon nicht sprechen wollten...«
    »In der Tat«, bestätigte der Professor. »Ich erachte diese Angelegenheit als streng vertraulich, und ich erwarte Dis kretion von Ihnen.«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Julio. »Aber wie ich Ihnen schon sagte: Wir führen sehr wichtige Ermittlungen, bei denen es um mindestens zwei Morde und möglicherweise sogar um Hochverrat geht.«
    »Soll das heißen, es steckt mehr hinter Erics Tod?«
    »Nein«, sagte Julio. »Es war ein Unfall, weiter nichts. Die Morde betreffen andere Personen. Sie verstehen sicher, daß ich Ihnen keine Einzelheiten nennen darf. Nur soviel: Bevor dieser Fall abgeschlossen ist, sterben vielleicht noch weitere Menschen. Aus diesem Grund hoffen Detektiv Hagerstrom und ich, daß Sie uns helfen und offen Auskunft geben.«
    »Natürlich, natürlich«, entgegnete Easton Solberg. »Ich weiß nicht genau, ob Erics emotionale Probleme in irgendeinem Zusammenhang mit Ihren Untersuchungen stehen, aber ich fürchte, das könnte durchaus der Fall sein. Wie ich bereits erwähnte: Es gab eine dunkle Seite seines Ichs.«
    Doch bevor Solberg mit der Beschreibung dieser geheimnisvollen >dunklen Seite< begann, nahm er sich eine Viertelstunde Zeit, um den toten Genetiker in höchsten Tönen zu loben. Offenbar sah er sich außerstande dazu, schlecht über ihn zu reden, ohne zuvor alle seine Vorzüge genannt zu haben. Eric sei ein Genie gewesen, meinte der Professor. Ein überaus fähiger Wissenschaftler, der hart zu arbeiten verstand und seinen Kollegen großzügige Unterstützung gewährte. Darüber hinaus betonte Solberg Erics subtilen Sinn für Humor, beschrieb ihn als einen Kunstliebhaber, als einen Mann mit gutem Geschmack. Und er habe Hunde gemocht, fügte der Professor hinzu.
    Schließlich sagte Solberg: »Aber Eric hatte auch einige ernste Probleme. Eine Zeitlang war er mein Student - obwohl ich schon bald zu dem Schluß gelangte, daß der Schüler Anstalten machte, den Lehrer zu überrunden. Auch später, als Kollegen, blieben wir in Verbindung. Nicht unbedingt als Freunde - Eric schreckte davor zurück, Beziehungen zu anderen Menschen so sehr zu vertiefen, daß man von wahrer Freundschaft sprechen kann. Doch immerhin standen wir uns so nahe, daß ich im Verlauf der Jahre von seiner... Besessenheit in Hinsicht auf junge Mädchen erfuhr.«
    »Wie jung?« fragte Reese.
    Solberg zögerte. »Ich komme mir fast so vor, als... als verriete ich ihn.«
    »Wahrscheinlich sind uns in diesem Zusammenhang bereits die meisten Dinge bekannt«, warf Julio ein. »Sie bestätigen nur das, was wir schon wissen.«
    »Im Ernst? Nun... Eins der Mädchen hatte gerade erst seinen vierzehnten Geburtstag hinter sich. Eric war damals einunddreißig.«
    »Mit anderen Worten: Geneplan existierte noch nicht.« Solberg nickte. »Zu jener Zeit führte Eric einen Forschungsauftrag für die Universität von Los Angeles durch.
    Er war noch nicht reich, aber wir wußten, daß ihm eine steile Karriere bevorstand.«
    »Ein Professor, der respektiert werden will, brüstet sich bestimmt nicht damit, es mit vierzehnjährigen Mädchen zu treiben«, sagte Julio. »Wie erfuhren Sie davon?«
    »Es geschah an einem Wochenende«, fuhr Dr. Solberg fort. »Sein Rechtsanwalt war nicht in der Stadt, und Eric brauchte jemanden, der die Kaution für ihn hinterlegte.

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