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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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legte erneut an.
    »Zu spät, du Blödmann«, brummte Ben und trat das Gas pedal bis zum Anschlag durch.
    Der Wagen schnaufte wie ein altersschwacher Greis.
    Eine Kugel prallte an der hinteren Stoßstange ab, und das schrille Piiiuuuh klang wie das schmerzerfüllte Klagen der Chevette. Sie ruckelte einige Male, und dann entschlossen sich die Zündkerzen endlich dazu, ihren Dienst zu erfüllen. Eine bläuliche Qualmwolke drang aus dem Auspuff, und das Fahrzeug beschleunigte.
    Im Rückspiegel war zu sehen, wie sich Anson Sharps Ge stalt hinter dem Rauch zu verflüchtigen schien -ein Dämon, der nun in den Hades zurückkehrte. Vielleicht feuerte er noch immer, doch der Motor der Chevette heulte so laut, daß Ben die Schüsse nicht hören konnte.
    Die Straße führte über eine Hügelkuppe hinweg, neigte sich nach unten und wandte sich in einer scharfen Kurve nach rechts. Ben erinnerte sich an den Polizisten beim Sportartikelgeschäft und nahm ein wenig Gas weg. Vielleicht hielt sich der Beamte noch irgendwo in der Nähe auf. Bisher hatte Ben eine Menge Glück gehabt, und er wollte sein Schicksal nicht herausfordern, indem er die Geschwindigkeitsbegrenzung überschritt. Er war völlig verdreckt, trug ein Gewehr und eine Magnum bei sich: Wenn er in eine Verkehrskontrolle geriet, durfte er kaum damit rechnen, daß man ihn einfach weiterwinkte.
    Wieder unterwegs, dachte er zufrieden. Der erste Punkt seiner Prioritätenliste: Er mußte weiterfahren, bis er Rachael auf der I-15 oder in Las Vegas einholte.
    Beim Gedanken an die Gefahr, die der jungen Frau drohte, krampfte sich in Bens Magengrube etwas zusammen. Weiße Wolken verdichteten sich am blauen Sommerhimmel, und manche von ihnen wiesen bleigraue Ränder auf. Rechts und links von der Straße verdunkelte sich der Wald.

28. Kapitel -  Wüstenhitze
    Rachael erreichte Barstow um 15:40 Uhr am Dienstagnachmittag. Sie dachte daran, die I-15 zu verlassen, um irgendwo ein Sandwich zu essen, denn der Hunger ließ ein flaues Ge fühl in ihr entstehen. Außerdem blieben der Frühstückskaffee und die Coke an der Tankstelle nicht ohne Wirkung auf sie: Der Druck in ihrer Blase verstärkte sich immer mehr, war jedoch noch nicht so unangenehm, daß sie unbedingt eine Toilette aufsuchen mußte.
    Auf der Straße zwischen Barstow und Las Vegas drohte ihr kaum Gefahr, denn dort fanden nur sehr selten Geschwindigkeitskontrollen statt. Tatsächlich war das Risiko, dort in eine Radarfalle zu geraten und angehalten zu werden, so gering, daß die Durchschnittsgeschwindigkeit hundertzwanzig bis hundertdreißig Stundenkilometer betrug. Sie beschleunigte bis auf hundertzehn, und da sie andere Wagen überholten, war Rachael einigermaßen sicher, nicht von einem Streifenwagen gestoppt zu werden.
    Sie erinnerte sich an eine Raststätte, die noch ungefähr fünfzig Kilometer entfernt sein mochte, nahm sich vor, dort die Toilette zu benutzen. Solange hielt sie es bestimmt noch aus. Was das Essen anging: Sie verhungerte wohl kaum, wenn sie die nächste Mahlzeit bis zum Eintreffen in Las Ve gas aufschob.
    Seit dem El Cajon Paß bemerkte sie, daß sich der Himmel immer mehr bewölkte, und auch über der Mohavewüste ballte sich das seidenartige Weiß zu einem düsteren Grau zu sammen. In der weiten Region zwischen Barstow und Las Vegas kam es nur zu wenigen Niederschlägen, aber während des Sommers geschah es dann und wann, daß sich Gewitter bildeten, und der bei solchen Gelegenheiten herabströmende Regen erinnerte an die biblische Sintflut. Der ausgetrocknete Boden konnte solche Wassermassen natürlich nicht aufnehmen. Zum größten Teil führte die Interstate an den breiten Abflußrinnen vorbei, aber hier und dort warn ten Schilder vor Überflutungen. Rachael machte sich keine besonderen Sorgen darüber, in ein Unwetter zu geraten, fürchtete nur, dadurch Zeit zu verlieren. Sie wollte Las Vegas um viertel nach sechs oder spätestens um halb sieben erreichen.
    Sie konnte sich erst sicher fühlen, wenn sie sich in Bennys Hotel befände, wenn er ebenfalls eingetroffen wäre, sie die Vorhänge zugezogen hätten und die Welt draußen vorübergehend vergessen könnten.
    Am Dienstag herrschte nur wenig Verkehr, und die meisten Fahrzeuge, die Rachael sah, waren Lastwagen und Transporter. Von Donnerstag bis Montag pendelten Zehntausende von Personen zwischen Las Vegas und anderen Städten hin und her. Am Freitag und Sonntag nahm der Verkehr auf der Interstate häufig solche Ausmaße an, daß die

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