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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Blechschlangen auf der Straße einen eigentümlichen und fast absurden Kontrast zur leeren Öde der Wüste bildeten. Jetzt aber hatte Rachael bei manchen Streckenabschnitten das Ge fühl, völlig allein zu sein.
    Um 16.10 Uhr sah sie vor sich die Raststätte, an die sie sich zuvor erinnert hatte. Sie nahm den Fuß vom Gas, bog vom Highway ab, steuerte den schwarzen Mercedes auf einen großen Parkplatz und hielt vor einem niedrigen Betongebäude an, in dem es Waschräume für Männer und Frauen gab. Weiter rechts sah sie drei Picknicktische, die unter einem Metalldach standen.
    Rachael stieg aus, nahm nur die Zündschlüssel und ihre Tasche mit und ließ sowohl die 32er als auch die Munitionsschachteln unter dem Fahrersitz zurück.
    Einige Sekunden lang blickte sie zu den schiefergrauen Wolken empor, die inzwischen neunzig Prozent des Himmels bedeckten. Es war noch immer mehr als dreißig Grad heiß, aber Rachael hatte das Gefühl, daß die Temperatur ein wenig gesunken war.
    Auf der Interstate rollten zwei gewaltige, neunachsige Lastzüge nach Osten, und das Dröhnen der Dieselmotoren zerriß das Tuch des Schweigens, das auf der Wüste ruhte. Als das Brummen in der Ferne verklang, legte sich eine noch festere Decke der Stille auf die Landschaft.
    Als Rachael auf die Tür der Damentoilette zuschritt, kam sie an einem Schild vorbei, das Reisende vor Klapperschlangen warnte. Vielleicht liebten sie es, auf den Rastplatz zu kriechen und sich auf dem warmen Beton der Gehwege auszustrecken.
    Eric erwachte langsam aus einem sehr intensiven und lebhaften Traum - oder einer uralten genetischen Erinnerungsvision -, in dem er kein Mensch gewesen war. Er kroch durch einen unterirdischen Bau, den nicht er selbst gegraben hatte, sondern ein anderes Geschöpf, schob sich nach unten und folgte einer modrig riechenden Spur, in der Überzeugung, irgendwo leckere Eier zu finden. Zwei bernsteinfarben glühende Augen in der Finsternis stellten das erste Anzeichen dafür dar, daß ihn keine problemlose Mahlzeit erwartete. Ein warmblütiges und pelziges Tier, ausgestattet mit spitzen Zähnen und Krallen, eilte ihm entgegen, um sein Nest zu verteidigen, und ganz plötzlich wurde Eric in einen wilden Kampf verwickelt, der gleichzeitig erschreckend und aufregend war. Kalte, reptilienartige Wut erfüllte ihn, ließ ihn den Hunger vergessen, der ihn dazu getrieben hatte, nach Eiern zu suchen. Er spürte, wie ihn sein Widersacher kratzte und biß, und er wich nicht zurück, wehrte sich nach Kräften. Eric zischte, und das Geschöpf vor ihm quiekte und spuckte. Er fügte mehr Wunden zu, als er selbst davontrug, bis er nichts anderes mehr roch als den stimulierenden Duft von Blut, Kot und Urin...
    Als Eric in die menschliche Gegenwart zurückkehrte, stellte er fest, daß sich der Wagen nicht mehr bewegte. Er hatte keine Ahnung, wie lange er schon stand - vielleicht erst seit wenigen Minuten, möglicherweise aber auch schon seit Stunden. Er kämpfte gegen die hypnotische Aura der Traumwelt an, aus der sich sein Bewußtsein gerade erst befreit hatte, unterdrückte die Versuchung, in den einfachen und schlichten Kosmos primitiver Bedürfnisse und Vergnügen zurückzukehren, biß sich auf die Unterlippe, um mit der Arznei des Schmerzes seine Gedanken zu klären - und registrierte ohne sonderliche Überraschung, daß seine Zähne spitzer zu sein schienen. Er horchte eine Zeitlang, hörte jedoch we der Stimmen noch andere Geräusche von draußen. War Rachael bereits in Las Vegas eingetroffen? fragte er sich. Parkte der Wagen nun in der Garage des Motels, von dem Shadway erzählt hatte?
    Die kalte, unmenschliche Wut seines Traums rumorte noch immer in ihm, galt nun nicht mehr einem kleinen Säugetier mit bernsteinfarbenen Augen, sondern Rachael. Erics Haß auf sie war überwältigend, und er gierte geradezu danach, die Hände nach ihrem Hals auszustrecken, ihr die Kehle zu zerfetzen, den Bauch aufzureißen und die Gedärme herauszuzerren...
    In der Finsternis des Kofferraums tastete Eric nach dem Schraubenzieher. Zwar herrschte noch immer völlige Dunkelheit, doch er schien nicht mehr ganz so blind zu sein wie zuvor. Er konnte seine Umgebung nicht direkt sehen, sondern spürte sie eher, mit einer seltsamen Fähigkeit, die seinen normalen Sinnen eine neue Dimension gab. Es fiel ihm ganz leicht, sich zu orientieren, wußte, daß der Schraubenzieher an der Seitenwand lag, dicht vor seinen Knien. Und als er die Hand ausstreckte, um seine Wahrnehmung zu

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