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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ausruhen und um halb acht abends wieder bereit sein -was ihm nach dem Aufwachen dreißig Minuten Zeit gab, um zu duschen. Zwei Stunden! Er brauchte mindestens zehn.
    Außerdem war es ihm noch immer nicht gelungen, einen Ausweg aus dem moralischen Dilemma zu finden, das ihn schon seit einer ganzen Weile plagte. Es gab zwei Alternativen für ihn: Entweder fügte er sich Sharp und wurde zu seinem Komplizen bei einem kaltblütigen Mord - oder er versuchte, seinen Vorgesetzten daran zu hindern, Shadway und Mrs. Leben zu töten. Eigentlich neigte er dazu, sich für die zweite Möglichkeit zu entscheiden. Doch die Sache hatte einen Haken: Wenn er sich Sharp in den Weg stellte, bestand die Gefahr, daß er ebenfalls erschossen wurde.
    Was Jerry besonderes belastete, war die sichere Überzeugung, daß ein klügerer Mann längst einen Weg gefunden hätte, aus der derzeitigen Situation Kapital zu schlagen, sie zum eigenen Vorteil zu nutzen. Er träumte schon seit vielen Jahren davon, vom Verlierer zum Gewinner zu werden, von einem Niemand zu einer Legende, und jetzt glaubte er, die Chance dafür sei gekommen. Doch er wußte nicht so recht, wie er sie verwenden sollte.
    Er drehte sich auf die rechte Seite, dann auf die linke.
    Er schmiedete Pläne gegen Sharp, trat in Gedanken auf die Bühne des Ruhms - nachdem es ihm gelungen war, Shadway und Mrs. Leben zu retten und seinen Vorgesetzten zu entlarven. Aber die Gerüste der Verschwörungen gaben unter dem schweren Gewicht aus Zweifel, Skepsis und Wankelmütigkeit nach. Er wünschte sich nichts sehnlicher, wie Sherlock Holmes oder James Bond handeln zu können, doch er kam sich wie der Kater Sylvester vor, der immer wieder vergeblich versuchte, den Vogel Tweetie zu fangen und zu verspeisen.
    Als Jerry Peake endlich einschlief, quälten ihn alptraumhafte Visionen. Er fiel von Leitern und Dächern, und Dornen zerrissen seinen Pelz, während er durchs Dickicht stürmte und versuchte, einen kleinen Kanarienvogel mit dem Gesicht Ansons Sharps zu fangen.
    Am Silverwood Lake hielt Ben an und besorgte sich einen anderen Wagen. Es wäre Selbstmord gewesen, die Chevette zu behalten, denn Sharp kannte das Nummernschild und konnte eine Fahndungsmeldung mit genauer Beschreibung herausgeben. Er entdeckte einen schwarzen Merkur, zog die Zündkabel unter dem Armaturenbrett hervor und schloß sie kurz.
    Niemand hinderte ihn daran, die Fahrt nach Barstow fort zusetzen, wo er um viertel vor fünf eintraf. Er wußte inzwischen, daß es nicht mehr möglich war, Rachael auf der Straße einzuholen. Die Konfrontation mit Sharp hatte ihn zuviel Zeit gekostet. Als erste dicke Tropfen aus den schiefergrauen Wolken fielen, erwartete Ben eine weitere unangenehme Erkenntnis. Der Mercedes, den Rachael fuhr, zeichnete sich durch eine wesentlich bessere Straßenlage als der Merkur aus, und das bedeutete in bezug auf das bevorstehenden Unwetter, daß er langsamer vorankam. Ben rang sich zu einer raschen Entscheidung durch, bog von der Interstate ab und benutzte eine öffentliche Telefonzelle in Barstow, um Whitney Gavis in Las Vegas anzurufen.
    Er wollte Whitney von Eric Leben erzählen, der sich irrt Kofferraum von Rachaels Wagen versteckte. Mit ein wenig Glück würde Rachael nach Vegas durchfahren und Eric unterwegs keine Möglichkeit geben, sie anzugreifen. Wenn Ga vis Bescheid wußte, konnte er sich mit einer Schrotflinte vorbereiten und unmittelbar nach Rachaels Ankunft auf das Heck des schwarzen Mercedes schießen.
    Dann war das Problem namens Eric Leben endgültig gelöst.
    Ben tippte die Nummer ein, und wenige Sekunden später klingelte im mehr als zweihundertfünfzig Kilometer entfernten Las Vegas Whits Telefon.
    Einige Tropfen klatschten an die Fensterscheiben der Telefonzelle, Vorboten des nahen Gewitters.
    Whitney Gavis nahm nicht ab.
    Geh endlich ran, dachte Ben und preßte die Lippen zusammen.
    Aber ganz offensichtlich war Whit nicht zu Hause, und Wunschdenken allein genügte nicht, um ihn an den Apparat zu bringen. Als es zum zwanzigsten Mal klingelte, legte Shadway auf.
    Einige Sekunden lang blieb er stehen und überlegte verzweifelt, was er jetzt unternehmen sollte.
    In der Ferne zuckten Blitze, doch selbst die Skalpelle aus grellem Licht konnten den bleifarbenen Leib des Unwetters nicht aufschlitzen. Die Regenflut ließ nach wie vor auf sich warten.
    Abrupt drehte sich Shadway um und kehrte zum Merkur zurück. Es blieb ihm keine andere Wahl, als nach Las Vegas weiterzufahren und die Hoffnung

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