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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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den Füßen nach irgendeiner Stelle, an der sie sich abstützen konnte. Mit einer schier übermenschlichen Anstrengung, angetrieben von grauenerfüllter Angst, gelang es ihr schließlich, sich auf das Gesims zu ziehen.
    Noch immer flutete Schmerz durch ihren ausgemergelten Körper, aber Rachael legte keine Pause ein, kletterte weiter, immer weiter, achtete nicht auf das taube Gefühl, das sich wie ein schwächendes Anästhetikum in ihren Muskeln auszubreiten begann, ignorierte die vielen Kratzer und Abschürfungen - und erreichte endlich den Rand des Grabens, rollte sich durch eine Lücke zwischen dornigen Mesquitsträuchern, blieb im Wüstensand liegen.
    Blitze zuckten vom Himmel herab, schienen eine grell flakkernde Treppe für einen Gott zu bilden, der sich auf die Erde herabbegeben wollte. Das niedrige Gestrüpp in der Nähe warf unstete und kurzlebige Schatten.
    Donner grollte und ließ den Boden vibrieren.
    Rachael kroch an den Rand des ausgetrockneten Flußbetts zurück und hoffte, daß sie einen Eric sah, der reglos am Boden des Grabens lag, zum zweitenmal tot.
    Sie spähte in die Tiefe.
    Eric kletterte am Hang hoch, flink wie ein Wiesel, brauchte nur noch wenige Meter zurückzulegen, um den oberen Rand zu erreichen.
    Der grelle Schein der Blitze erhellte sein deformiertes Ge sicht, spiegelte sich in den Repitilienaugen wider, schimmerte auf den langen und spitz zulaufenden Zähnen.
    Rachael sprang auf und trat nach dem losen Geröll in der Nähe. Eric hielt sich am Sims fest, preßte den Kopf darunter, um nicht von den herabfallenden Steinen getroffen zu werden. Rachael sah sich rasch um, entdeckte einige faustgroße Felsbrocken, griff danach und warf sie in die Tiefe. Als die improvisierten Geschosse Erics Klauenhände trafen, ließ er das Gesims los, fand etwas tiefer erneut Halt und duckte sich unter den Vorsprung, so daß sie ihn nicht mehr treffen
    konnte.
    Sie dachte daran, einfach zu warten, bis er wieder zum Vorschein kam, um dann weitere Steine auf ihn herabzuschleudern. Auf diese Weise hätte sie ihn stundenlang in Schach halten können. Doch dadurch ergab sich kein Vorteil für sie, nur ein Patt, das sie noch mehr erschöpfen mußte. Und wenn sie schließlich keine Steine mehr fand, um nach ihm zu werfen, würde er seine Deckung verlassen und die Jagd fortsetzen.
    Ein großer Kessel mit brodelndem Himmelsfeuer kippte um, und ein dritter Blitz zuckte von den dunklen Wolken herab, traf wesentlich näher als seine beiden Vorgänger auf die Erde, nur einen knappen halben Kilometer entfernt. Es knallte so laut, als schlüge ein Titan an einen gewaltigen Gong, und das ohrenbetäubende Donnern war die Stimme des Todes, die die Sprache der Elektrizität benutzte.
    Unten am Hang schob Eric eine Klauenhand zum Gesims empor, unbeeindruckt vom Gewitter, ermutigt von dem Umstand, daß Rachael ihre Attacken zumindest vorübergehend eingestellt hatte.
    Sie trat weiter auf den Rand des Hanges ein, und Staub und Sand strömten einer trockenen Flut gleich in die Tiefe. Eric wich einmal mehr unter den Felsvorsprung zurück. Plötzlich löste sich ein großer Gesteinsbrocken direkt unter Rachael, und sie warf sich hastig zurück, gerade noch rechtzeitig genug, um nicht in die Tiefe gerissen zu werden.
    Angesichts der enormen Geröllmasse, die nun am Hang herabstürzte, zögerte Eric vielleicht ein wenig länger, bevor er sich unter dem Gesims hervorwagte, und seine Vorsicht mochte der jungen Frau einige Minuten Zeit geben. Sie wirbelte um die eigene Achse und lief los.
    Schmerznadeln durchstachen in unregelmäßigen Abständen ihre überanstrengten Muskeln. Nach wie vor durfte sie den verstauchten Knöchel nicht zu sehr belasten, und bei jedem Schritt schienen Flammen über ihre rechte Wade zu lecken, dort, wo sich ihr Erics Klauen in die Haut gebohrt hatten.
    Rachael versuchte, die Pein aus sich zu verdrängen, wußte, daß sie ihr nicht nachgeben durfte. Sie lief weiter, so schnell sie konnte, wenn auch nicht so geschwind wie vorher.
    Vor ihr erstreckte sich das Land nicht mehr eben bis zum Horizont. Hügel und Mulden brachten ein wenig Abwechselung in die öde Monotonie. Die junge Frau stürmte an einem Hang empor, jenseits der Kuppe wieder herunter, versuchte, Barrieren zwischen sich und Eric zu bringen, aus seinem Blickfeld zu geraten, bevor er aus dem Graben kletterte. Nach einer Weile wandte sie sich in eine Richtung, die sie für Norden hielt. Die Verfolgungsjagd mochte ihren Orientierungssinn beeinträchtigt

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