Schattenfeuer
einen unehrenhaft entlassenen Ex
Marine einstellte. Bei Oxelbine ging es nur darum, daß Sharp kein ziviles Vorstrafenregister aufwies und seinen Job verstand.
Oxelbine unterhielt eine direkte Verbindung zum Hauptcomputer der TRW -der bedeutendsten Ermittlungsagentur auf dem Sektor der Kreditwürdigkeit -, und es gelang Sharp schon nach kurzer Zeit, die Personaldateien anzuzapfen. Er benutzte ein selbstentwickeltes Programm, das dazu diente, bestehende Daten zu verändern und neue hin zuzufügen, und das versetzte ihn in die Lage, sein eigenes elektronisches Dossier zu manipulieren. Er löschte den Hinweis auf die unehrenhafte Entlassung, fügte einige Auszeichnungen hinzu und beförderte sich vom Sergeant zum Lieutenant. Anschließend hinterließ er im TRW-Computer die Anweisung, alle existierenden Hardcopies zu vernichten und auf der Grundlage der >überarbeiteten< Sharp-Datei neue anzufertigen.
Ohne das Stigma der Kriegsgerichtsverhandlung bereitete es ihm keine Probleme, eine Anstellung bei General Dynamics zu finden, einer Firma, die gute Beziehungen zum Verteidigungsministerium unterhielt. Von dort aus zapfte er die zentralen Speicher des Marine Corps Office of Personnel (MCOP) an und veränderte auch seine dortige Akte. Zur damaligen Zeit machte sich kaum jemand Sorgen über Hacker und die Gefahr eines unbefugten Eindringens in Datenbereiche mit hohem Sicherheitsstatus, und die auf diesem Sektor herrschende Naivität gab Sharp die Möglichkeit, auch sein FBI-Dossier zu verbessern.
Einige Monate später bewarb er sich bei der Defense Security Agency, um festzustellen, ob er mit seinen Bemühungen den erwünschten Erfolg erzielt hatte. Das war tatsächlich der Fall. Eine routinemäßige FBI-Überprüfung ergab keine Bedenken, und daraufhin nahm man ihn in die DSA auf. Ehrgeiz und eiserne Entschlossenheit stellten die Werkzeuge dar, mit denen Anson Sharp kurz darauf eine steile Karriere begann, unbehindert von irgendwelchen Verfehlungen in der Vergangenheit. Er verzichtete nicht darauf, den DSA-Computer zu benutzen und seine Personaldatei um Belobigungen zu erweitern: Sie stammten angeblich von Senioroffizieren, die bei gefährlichen Einsätzen oder durch natürliche Ursachen ums Leben gekommen waren und die posthumen Anerkennungen somit nicht in Frage zu stellen vermochten.
Sharp wußte, daß die einzige Gefahr für seine berufliche Laufbahn von den wenigen Leuten ausging, die zusammen mit ihm in Vietnam gekämpft und am Kriegsgerichtsverfahren teilgenommen hatten. Er begann sofort mit einer Suche nach den Betreffenden. Drei waren nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten gefallen, und ein weiterer Soldat starb bei einem nationalen Desaster, für das Jimmy Carter die Verantwortung trug - dem schlecht geplanten und vorbereiteten Unternehmen, das die Befreiung der amerikanischen Geiseln im Iran zum Ziel hatte. Drei Männer überlebten den Krieg in Südostasien und wechselten von der Marine zum State Department, FBI und ins Verteidigungsministerium. Nach ihrer Lokalisierung machte sich Anson Sharp daran, ihren Tod zu planen und >Unfälle< zu arrangieren.
Es blieben nur vier Personen übrig, die Risikofaktoren für ihn werden konnten, und zu ihnen gehörte auch Ben Shadway. Zum Glück arbeitete niemand von ihnen für irgendwelche Regierungsbehörden, und deshalb erschien es ihm unwahrscheinlich, daß sie von seiner Tätigkeit für die Defense Security Agency erfuhren. Andererseits: Wenn er es schließlich schaffte, zum Direktor der DSA zu werden, mußte er damit rechnen, daß sein Name des öfteren Schlagzeilen machte und landesweit Aufmerksamkeit erregte. Die Konsequenzen lagen auf der Hand: Es blieb ihm keine andere Wahl, als auch Shadway und die drei anderen umzubringen. Als Sharp erfuhr, daß Shadway in den Leben-Fall verwickelt war, sah er in diesem Umstand einen Wink des Schicksals.
Anson Sharp streckte die Beine aus, zog die Bettdecke bis zum Kinn hoch und lächelte zufrieden. Er war entschlossen, alle seine Befugnisse zu nutzen, um Ben Shadway unschädlich zu machen.
Eine Zeitlang wälzte sich Jerry Peake unruhig hin und her.
Schon seit vierundzwanzig Stunden hatte er nicht mehr geschlafen, und angesichts der zurückliegenden Ereignisse war er so sehr erschöpft, daß ihm eigentlich von einer Sekunde zur anderen die Augen zufallen mußten. Dennoch konnte er nicht schlafen.
Er dachte an die Nachricht, die ihm Gosser im Auftrage Sharps übermittelt hatte: Er sollte sich zwei Stunden lang
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