Schattenfeuer
sie den Kopf.
Eric war näher herangekommen, nur noch fünfzehn Meter von ihr entfernt.
Rachael konzentrierte sich auf ihre letzten Kraftreserven. Sie wußte, daß es um ihr Leben ging, und dieser Gedanke spornte sie an.
Kurz darauf schloß sich hartes Gestein an den weichen Sandboden an, und auf dem felsigen Untergrund kam Rachael besser voran. Inzwischen quoll ihr der Schweiß in wahren Strömen aus den Poren, und die Gefahr einer Austrocknung ihres Körpers wurde immer bedrohlicher. Positives Denken, fuhr es ihr durch den Sinn. Darauf kam es jetzt an. Während der nächsten fünfzig Meter versuchte sie, optimi stisch zu bleiben und sich einzureden, es gelinge ihr, die Entfernung zu Eric zu vergrößern.
Als sie sich zum drittenmal umsah, gab sie unwillkürlich einen entsetzten Schrei von sich.
Eric war bis auf zehn Meter heran.
Genau in diesem Augenblick stolperte Rachael und stürzte.
Erst im letzten Moment sah sie, daß erneut weicher Sand auf das geborstene Gestein folgte: Ganz plötzlich verlor sie den Halt. Sie versuchte, das Gleichgewicht zu wahren und weiterzulaufen, aber sie war bereits aus dem Rhythmus gekommen, kippte nach links und fiel.
Sie blieb am Rande eines ausgetrockneten Flußbetts liegen, das etwa fünfzehn Meter breit und fast zehn Meter tief sein mochte -ein Graben, der sich dann in einen reißenden Strom verwandelte, wenn es über der Mohavewüste zu einem Wolkenbruch kam. Rachael begriff die Chance, die sich ihr bot, zögerte nicht und stieß sich ab.
Sie rollte am Hang des Grabens herab, prallte unten mit solcher Wucht an einige Felsen, daß ihr für einige Sekunden die Luft wegblieb. Schmerzerfüllt verzog sie das Gesicht, als sie sich wieder in die Höhe stemmte und nach oben
starrte.
Eric stand am Rande des tiefen Flußbetts, mehr als neun Meter über ihr, aber in der Vertikale schien diese Distanz weitaus größer zu sein als in der Horizontalen. Rachael hatte das Gefühl, als befinde sie sich auf einer Straße und als sehe Eric vom Dach eines dreistöckigen Gebäudes auf sie herab. Er zögerte, und dadurch gewann Rachael ein wenig Zeit. Wenn er ihr sofort über den Hang gefolgt wäre, hätte er sie jetzt vermutlich erreicht.
Die junge Frau wandte sich nach rechts, folgte dem Verlauf des Grabens und hinkte ein wenig, als sich Dutzende von spitzen Nadeln in ihren verstauchten linken Fuß zu bohren schienen. Sie wußte nicht, wohin das ausgetrocknete Flußbett führte. Aber sie blieb in Bewegung, sah sich immer wieder um und hielt nach einem Versteck Ausschau, nach irgendeiner Möglichkeit, Eric -dem Ungeheuer -zu entkommen, ihr Leben zu retten.
Sie brauchte ein Wunder.
29. Kapitel - Verschiedene Wege
Das Riverside County Sheriff's Department stellte Sharp und Peake einen Wagen zur Verfügung, und ein Beamter fuhr die beiden DSA-Agenten nach Palm Springs zurück, wo sie um
16.30 Uhr am Dienstagnachmittag eintrafen. Sie mietetenzwei Zimmer in einem Motel am Palm Canyon Drive.
Sharp rief Nelson Gosser an, den Beamten, der nach wie vor Eric Lebens Haus in Palm Springs bewachte. Gosser brachte Bademäntel für Peake und Sharp, gab ihre Sachen in eine Wäscherei und kehrte anschließend mit einigen gebratenen Hähnchen und Pommes frites zurück.
Während Sharp und Peake am Lake Arrowhead gewesen waren, hatte man Rachael Lebens roten Mercedes gefunden, hinter einem leerstehenden Haus einige Blocks westlich des Palm Canyon Drive. Der blaue Ford, mit dem Shadway zum See gefahren war, stammte von einem Autoverleih am Flughafen. Natürlich bot keins der Fahrzeuge irgendeinen neuen Anhaltspunkt.
Sharp rief den Flughafen an und sprach mit dem Piloten des Bell Jet Ranger. Die Reparatur des Hubschraubers war nahezu beendet, und die Maschine brauchte praktisch nur noch aufgetankt zu werden. Innerhalb der nächsten Stunde stand sie dem stellvertretenden DSA -Direktor zur Verfügung,
Anson Sharp erledigte noch einige andere Telefonate und nahm die Berichte mehrerer Einsatzagenten entgegen, die in den Geneplan-Laboratorien von Riverside und an verschie denen Orten im Orange County ermittelten. Mehr als sechzig Leute arbeiteten an diesem Fall. Sharp setzte sich natürlich nicht mit allen in Verbindung, aber eine kurze Unterredung mit sechs von ihnen genügte ihm, ein Bild von der gegenwärtigen Lage zu gewinnen.
Sie traten auf der Stelle.
Es gab viele Fragen -und keine Antworten. Wo befand sich Eric Leben? Wo hielt sich Ben Shadway auf? Warum hatten sich Shadway und Rachael Leben
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