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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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er unter dem schützenden Vordach stehen und blickte in den Regen. Dann bemerkte er Eric, drehte sich um und riß entsetzt die Augen auf.
    Eric zögerte nicht, stieß sich von der Wand ab und sprang. Der hochgewachsene und athletische Cowboy wäre norrmalerweise ein gefährlicher Gegner gewesen, doch die Metamorphose hatte Eric zu einem Ungeheuer gemacht, dessen Anblick den Mann ebenso überraschte wie erschreckte. Einige Sekunden lang konnte er sich nicht von der Stelle rühren, und diese Zeit genügte Eric. Er stürzte sich auf die Beute und rammte ihr alle fünf Klauen der rechten Hand tief in den Bauch. Mit der anderen Pranke griff er nach dem Hals des Opfers, riß die Luftröhre auf, zerrte den Kehlkopf und die Stimmbänder aus der klaffenden Wunde und brachte den Mann für immer zum Schweigen. Blut spritzte aus der zerfetzten Halsschlagader. Der Tod trübte bereits den Blick des Cowboys, noch bevor Eric ihm den Bauch aufschlitzte. Dampfende Eingeweide fielen auf den Gehsteig, und der Tote stürzte inmitten seiner eigenen Gedärme zu Boden.
    Eric fühlte sich ungestüm, frei und mächtig, als er sich auf die warme Leiche hockte. Seltsamerweise reagierte er weder mit Furcht noch mit Abscheu darauf, erneut getötet zu haben. Er verwandelte sich in ein Tier, das wilde Freude dabei empfand, Leben zu vernichten. Und auch der zivilisierte Aspekt seines Ichs - der menschliche Teil - ließ sich von Ge walt ebenso berauschen wie von der gewaltigen Kraft und katzenhaften Eleganz seines mutierten Körpers. Er wußte, daß er sich eigentlich elend fühlen sollte, doch das war nicht der Fall. Sein ganzes Leben lang hatte er das Bedürfnis verspürt, über andere zu dominieren, Gegner zu besiegen, und dieses Verlangen kam nun in einer ursprünglichen Form zum Ausdruck: in grausamen, unbarmherzigem Mord.
    Darüber hinaus sah sich Eric zum erstenmal dazu irrir stände, sich klar an den Tod der beiden jungen Frauen zu erinnern, deren Wagen er am Montagabend in Santa Ana gestohlen hatte. Er empfand keine Gewissensbisse, keine Schuld, nur eine Art düstere Zufriedenheit. Wenn er an ihr vergossenes Blut dachte, an den nackten, an die Wand genagelten Leib, entstand erneut Erregung in ihm, und sein Herz klopfte im Rhythmus kalten Vergnügens.
    Kurz darauf -während Eric noch auf dem abkühlenden Fleischhaufen vor dem Betongebäude mit den Waschräumen hockte -verwirrte sich sein Bewußtsein, und er identifizierte
    sich nicht mehr mit einer Person, die einen Intellekt besaß, Vergangenheit und Zukunft. Seine Gedanken verloren sich in einer Traumphase, in der sich die einzigen Empfindungen auf den Geschmack und Geruch des Blutes beschränkten. Nach wie vor vernahm er das Rauschen und Prasseln des strömenden Regens, doch dieses Geräusch schien in seinem eigenen Innern zu erklingen, in Arterien, Venen und Knochen.
    Ein Schrei weckte ihn aus der Trance. Er sah von der zerfetzten Kehle seines Opfers auf und bemerkte eine Frau an der Ecke des Gebäudes. Ihre Augen waren vor Entsetzen geweitet, und wie schützend hob sie die Arme vor die Brüste. Sie trug ebenfalls Stiefel, Jeans und ein Cowboyhemd - offenbar gehörte sie zu dem Mann, der tot auf dem Gehsteig lag.
    Eric begriff, daß er vom Fleisch des Toten gefressen hatte, und diese Erkenntnis stieß ihn keineswegs ab. Sein auf Hochtouren arbeitender Metabolismus erzeugte einen enormen Appetit und brauchte eine Menge Nährstoffe, um die Metamorphose fortzusetzen. Und der Körper seiner Beute stellte ihm die notwendigen Proteine zur Verfügung.
    Die Frau versuchte, einen zweiten Schrei auszustoßen, gab jedoch nur ein heiseres Röcheln von sich. Eric stand langsam auf und leckte sich das Blut von den Lippen.
    Die Frau lief in den Regen, und der Wind riß ihr den hohen Stetson vom Kopf. Das blonde Haar wehte einer Fahne gleich hinter ihrem Kopf.
    Eric nahm sofort die Verfolgung auf. Es begeisterte ihn zu fühlen, wie seine Füße über den harten Beton pochten, dann über den nassen Sand. Er platschte durch die Pfützen auf dem Parkplatz und schloß schnell zu der Fliehenden auf.
    Die Frau rannte auf einen dunkelroten Kleinlieferwagen zu, drehte einmal kurz den Kopf und sah, daß Eric näher herangekommen war. Offenbar kam sie zu dem Schluß, daß sie das Fahrzeug nicht rechtzeitig erreichen konnte, und daraufhin wandte sie sich der Interstate zu, vielleicht in der Hoffnung, dort Hilfe zu finden.
    Die Jagd dauerte nicht sehr lange. Eric zerrte sie zu Boden bevor sie das Ende des

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