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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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entsann er sich, die Zähne durch schuppige Haut gebohrt, blutige Fleischbrokken aus sich hin und her windenden Leibern gerissen und heruntergeschlungen zu haben. Ein Teil seines Selbst reagierte mit Aufregung und Zufriedenheit auf diese Reminis zenzen. Doch ein anderer - der Ichfaktor, der sich noch immer mit Eric Leben identifizierte -fühlte Abscheu und Ekel und versuchte, die entsprechenden Erinnerungen zu verdrängen, aus Furcht, endgültig dem Wahnsinn zu erliegen, wenn er es ihnen erlaubte, eine konkrete Ausprägung in seinem inneren Fokus zu gewinnen.
    Er näherte sich rasch einem unbekannten Ort, angetrieben von Instinkten. Die meiste Zeit über lief er voll aufgerichtet, mehr oder weniger wie ein Mensch, aber gelegentlich hüpfte und sprang er, die Schultern nach vorn geneigt, den Körper in einer affenartigen Haltung gebeugt. Manchmal gab er der Versuchung nach, sich auf Hände und Knie sinken zu lassen, und wenn das geschah, kroch er auf allen vieren weiter.
    Hier und dort brannten Schattenfeuer auf dem Wüstenboden, doch er fühlte sich nicht mehr in dem Ausmaß zu ihnen hingezogen, wie es noch vor einigen Stunden der Fall gewesen war. Die von ihnen ausgehende Faszination hatte sich drastisch verringert, denn inzwischen argwöhnte Eric, daß es sich um Tore zur Hölle handelte. Er entsann sich daran, früher nicht nur die gespenstischen Flammen gesehen zu haben, sondern auch seinen seit vielen Jahren toten Onkel Barry. Und das mochte bedeuten, daß Onkel Barry aus einem Schattenfeuer ins Diesseits getreten war. Er ic zweifelte nicht daran, daß Barry Hampstead in der Hölle weilte, und daraus schloß er, daß die Schattenfeuer Pforten der Verdammnis darstellten. Nach seinem gestrigen Tod in Santa Ana wurde Eric zum Leibeigenen des Satans, dazu verdammt, für immer die Perversitäten Barry Hampsteads über sich ergehen zu lassen -aber im letzten Augenblick gelang es ihm, aus dem Grab zu steigen und seine Seele zu retten. Jetzt öffnete der Teufel Pforten und Tore in seiner Nähe, in der Hoffnung, Eric anlocken zu können: Wenn der lebende Tote ein Schattenfeuer durchschritt, betrat er damit die nach Schwefel stin -, kende Zelle, die man in der Hölle für ihn reserviert hatte. .
    Er hastete weiter durch die Wüste, achtete nicht auf die Blitze und den hallenden Donner, die Kanonaden des Himmels, ignorierte die Flammen, die um ihn herum loderten.
    Sein unbekanntes Ziel erwies sich als der Rastplatz, auf . dem es zur ersten Begegnung mit Rachael gekommen war. Lichtempfindliche Sensoren hatten die Düsternis des Unwetters irrtümlicherweise als Beginn der Abenddämmerung interpretiert und Neonleuchten über den Eingängen der  Waschräume eingeschaltet. Die Lampen auf dem Parkplatz projizierten bläuliches Licht auf die vielen Pfützen. Als Eric inmitten der regnerischen Gäaue das niedrige Betongebäude sah, klärten sich die Dunstwolken in seinen Ge danken, und plötzlich erinnerte er sich an all das, was Rachael ihm angetan hatte. Der Zusammenprall mit dem Müllwagen -ihre Schuld. Der Todesschock löste die krebsartige Wucherung seines Körpergewebes aus, und deshalb machte er Rachael auch für seine monströse Metamorphose verantwortlich. Er hätte sie beinahe erwischt, fast die ersehnte Möglichkeit bekommen, ihren Leib zu zerfetzen, doch ihr gelang die Flucht, als sich Erics Geist in animalischer Freßgier verwirrte und er dem dringenden Bedürfnis nachgeben mußte, sich Nahrung zu beschaffen, Treibstoff für seinen außer Kontrolle geratenen Metabolismus. Als er jetzt an Rachael dachte, fühlte er, wie einmal mehr die kalte, reptilienartige Wut in ihm entstand, und er gab ein zorniges Knurren von sich, das sich im Prasseln des Regens verlor.
    Er ging um das Gebäude herum, und nach wenigen Metern spürte er eine fremde Präsenz. Erregung erfaßte ihn. Er ließ sich auf alle viere sinken und duckte sich an die Wand, wich in einen Schatten zurück, den die nahen Neonleuchten nicht erhellten.
    Dann lauschte Eric, mit angehaltenem Atem, den Kopf zur Seite geneigt. Über ihm wurde ein Fenster geöffnet, hoch in der Wand des für Männer reservie rten Waschraums. Bewegung jenseits der Mauer. Jemand hustete. Das Geräusch von Schritten. Die Tür öffnete sich, drei Meter von der Stelle entfernt, an der Eric hockte, und ein Mann trat auf den Gehsteig.
    Der Typ mochte knapp dreißig sein, war kräftig gebaut, ziemlich muskulös, trug Stiefel, Jeans, ein Cowboyhemd und einen hohen Stetson. Sekunden lang blieb

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