Schattenfeuer
exotischen Geschöpf, einer puren Möglichkeit im Bauplan der Natur.
Mit einer ruckartigen Bewegung stellte er den Rückspiegel neu ein, so daß er nur die Straße hinter ihm zeigte und nicht mehr sein verändertes Gesicht. Dann gab er Gas und fuhr auf den Highway.
In Erics deformen Händen fühlte sich das Lenkrad recht seltsam an. Und das Steuer des Wagens überforderte ihn fast - obwohl Eric in seinem ersten Leben ein sehr geübter Fahrer gewesen war. Er versuchte, sich ganz auf die Straße zu konzentrieren.
Und er dachte an Rachael.
32. Kapitel - Flamingorosa
Am Dienstagnachmittag, nach dem Gespräch mit Dr. Easton Solberg, fuhren Julio Verdad und Reese Hagerstrom nach Tustin, zum Hauptbüro der Immobilienagentur Ben Shadways. Als sie dort eintrafen, bemerkte Julio sofort den Überwachungswagen. Es handelte sich um einen lindgrünen Ford, der einen halben Block entfernt am Straßenrand parkte. Von jener Stelle aus hatten die Insassen einen ausgezeichneten Blick sowohl auf das Büro als auch die Zufahrt vor dem mehrstöckigen und im spanischen Stil errichteten Gebäude. Zwei Männer in blauen Anzügen warten
im Ford: Einer las Zeitung, und der andere hielt wachsam Ausschau.
»Bundesagenten«, sagte Julio, als er an dem Wagen vorbeifuhr.
»Sharps Leute?« fragte Reese. »Von der DSA?«
»Vermutlich.«
»Ziemlich auffällig, nicht wahr?«
»Wahrscheinlich rechnen sie gar nicht damit, daß Shadway hier auftaucht«, erwiderte Julio. »Aber sie dürfen keine Möglichkeit außer acht lassen.«
Julio parkte einen halben Block hinter dem Überwachungswagen. Zwischen ihnen und dem Ford standen einige andere Fahrzeuge, und das versetzte sie in die Lage, die Beobachter im Auge zu behalten, ohne selbst gesehen zu werden.
Verdad und Hagerstrom erwarteten ebenfalls nicht, daß sich Shadway in der Nähe seines Hauptbüros zeigte, aber sie hofften, einen der Makler zu identifizieren, die für ihn arbeiteten. Im Verlaufe des Nachmittags sahen sie mehrere Personen, die die Agentur betraten oder verließen, und nach einer Weile wurde Julio auf eine schlanke, hochgewachsene Frau aufmerksam, die ein rosafarbenes Kostüm trug. Flamingorosa, dachte er. Sie kam und ging zweimal, begleitete ältere Ehepaare, die mit ihren eigenen Autos eintrafen -offenbar Kunden, für die sie geeignete Häuser suchte. Ihr Wagen wies ein besonderes Kennzeichen auf -REQUEEN, sicher eine Abkürzung für Real Estate Queen (Immobilienkönigin). Es handelte sich um einen kanariengelben Cadillac Seville mit Speichenrädern, mindestens ebenso eindrucksvoll wie die Frau, die ihn fuhr.
»Die dort«, sagte Julio, als die Frau mit dem zweiten Ehepaar auf die Straße zurückkehrte.
»Ist kaum zu übersehen«, pflichtete ihm Reese bei.
Um 16.50 Uhr verließ sie einmal mehr das Büro der Immo bilienagentur und eilte in Richtung ihres Wagens. Julio und Reese nahmen an, daß sie nun beabsichtigte, nach Hause zu fahren. Sie überließen die beiden DSA-Agenten ihrem nutzlosen Warten auf Benjamin Shadway und folgten dem gelben Cadillac durch die Newport Avenue nach Cowan Heights Die Unbekannte wohnte in einem zweistöckigen Stuckhaus, das mehrere Rotholzbalkone aufwies und an einer besonders abschüssigen Straße der Heights stand.
Julio hielt vor dem Gebäude an, als der Caddy der rosafarbenen Dame hinter dem zuschwingenden Garagentor verschwand. Dann stieg er aus und durchsuchte den Inhalt eines Briefkastens - womit er nicht nur die Dienstvorschriften verletzte, sondern auch eine Straftat beging -, in der Hoffnung, den Namen der Frau in Erfahrung zu bringen. Kurz darauf kehrte er in den Wagen zurück. »Theodora Bertlesman. Wird Teddy genannt -das stand auf einem Brief.«
Sie warteten einige Minuten lang, traten dann auf den Hauseingang zu und klingelten. Zwar bedeckten wintergraue Wolken den größten Teil des Himmels, aber der Wind, der über die nahen Blumenbeete wehte, war warm, fast schwül. Es herrschte eine friedliche Stille, und die Ge räusche der übrigen Welt wurden vom besten aller Filter ferngehalten: Geld.
»Ich glaube, ich hätte mich für eine Karriere als Immobilienmakler entscheiden sollen«, sagte Reese. »Warum wollte ich bloß Cop werden?«
»Wahrscheinlich hast du schon einmal im Polizeidienst gestanden, in einem früheren Leben«, erwiderte Julio trokken. »Vielleicht war die Arbeit eines Polizisten während eines früheren Jahrhunderts lukrativer als der Verkauf von Häusern und Grundstücken. Tja, und als du wiedergeboren
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