Schattenfeuer
mit mindestens hundert oder besser noch hundertzwanzig Stundenkilometern -auch wenn dadurch die Gefahr bestand, daß er auf der nassen Straße ins Schleudern geriet. Die Tatsache, daß er Whit Gavis nicht warnen konnte, ließ ihm keine andere Wahl.
Auf der Zufahrt zum Highway setzte der Motor kurz aus und brummte dann wieder gleichmäßig. Während der nächsten Minute lauschte Ben aufmerksam und beobachtete die Anzeigen im Armaturenbrett, rechnete damit, daß irgendeine Kontrollampe zu flackern begann. Doch nichts dergleichen geschah. Nach einer Weile entspannte sich Shadway wieder, trat aufs Gas und beschleunigte auf hundertzehn.
Um 19.10 am Dienstagabend fühlte sich Anson Sharp frisch und ausgeruht. Von seinem Motelzimmer in Palm Springs aus rief er einige Einsatzagenten an, die an verschiedenen Orten in Südkalifornien tätig waren.
Von Dirk Cringer im Orange County erfuhr Sharp, daß Julio Verdad und Reese Hagerstrom keineswegs den Le-ben-Fall ruhen ließen, wie man es von ihnen verlangt hatte. Sie standen im Ruf, besonders hartnäckig zu sein und nie lockerzulassen, und aus diesem Grund war Anson Sharp so umsichtig gewesen, ihre Privatwagen am Abend zuvor mit verborgenen Sendern auszustatten und einigen Leuten den Auftrag zu geben, sie zu überwachen. Diese Vorsichtsmaßnahme zahlte sich nun aus. Sharp hörte von ihrem Treffen mit Dr. Easton Solberg, einem Wissenschaftler und ehemals gutem Bekannten Eric Lebens, und Cringer berichtete ihm auch, daß Julio und Reese vor dem Hauptbüro der Immobilienagentur Shadways Stellung bezogen hatten.
»Sie bemerkten unser Team und parkten einen halben Block dahinter«, sagte Dirk Cringer. »Von dort aus konnten sie sowohl unsere Leute als auch den Eingang des Büros im Auge behalten.«
»Hielten sich wahrscheinlich für besonders schlau«, erwiderte Sharp. »Und ahnten nichts davon, daß sie die ganze Zeit über kontrolliert wurden.«
»Später folgten sie einer Angestellten nach Hause, einer gewissen Theodore Bertlesman.« »Wir haben ihr bereits einige Fragen über Shadway gestellt, nicht wahr?«
»Ja. Nicht nur ihr, sondern auch allen anderen Personen im Büro. Und die Bertlesman erwies sich dabei als ebenso verschlossen wie ihre Kollegen.«
»Wie lange hielten sich Verdad und Hagerstrom bei ihr auf?« »Sie verließen ihre Wohnung erst nach gut zwanzig Minuten.« »Nun, offenbar war sie ihnen gegenüber weitaus redseliger. Irgendeine Ahnung, was sie den beiden Cops mitgeteilt haben könnte?« »Nein«, sagte Cringer. »Ihre Wohnung befindet sich am Hang eines Hügels in den Heights, und deshalb nützte uns das Richtmikrofon nur wenig. Als wir den richtigen Einstellwinkel fanden, machten sich Verdad und Hagerstrom wieder auf den Weg. Sie fuhren direkt zum Flughafen.« »Was?« entfuhr es Sharp überrascht. »LAX?« »Nein. Sie wählten den John Wayne Airport hier im Orange County. Dort befinden sie sich jetzt und warten auf ihren Flug.« »Was für einen Flug? Wohin?« »Vegas. Sie kauften Tickets für den ersten Flug nach Las Vegas. Die Maschine geht um acht.« »Warum ausgerechnet Vegas?« brummte Sharp, mehr zu sich selbst. »Vielleicht haben sie sich endlich dazu durchgerungen, die Finger von der Sache zu lassen. Möglicherweise machen sie einen kleinen Urlaub.«
»Himmel, man fährt nicht in die Ferien, ohne vorher den Koffer zu packen. Sie meinten eben, die beiden Cops seien von der Bertlesman aus direkt zum Flughafen gefahren. Sie haben vorher keinen Abstecher nach Hause gemacht?«
»Nein«, bestätigte Cringer.
»Na schön«, sagte Sharp und fühlte, wie sich Aufregung in ihm bildete. »Dann versuchen sie wahrscheinlich, Shadway und Mrs. Leben vor uns zu erreichen. Und ganz offensichtlich haben sie Grund zu der Annahme, daß sich die beiden Gesuchten in Las Vegas aufhalten.« Anson sah plötzlich eine Chance, Shadway doch noch zu schnappen. Und diesmal würde er nicht entwischen. »Wenn für den Acht-Uhr-Flug noch Plätze frei sind, möchte ich, daß Sie und Ihre Leute ebenfalls an Bord gehen.«
»Ja, Sir.«
»Meine Männer sind hier in Palm Springs, und wir machen uns ebenfalls auf den Weg nach Las Vegas, so schnell wie möglich. Ich hoffe nur, wir treffen rechtzeitig genug am dortigen Flughafen ein, um Verdad und Hagerstrom zu beschatten.«
Sharp unterbrach die Verbindung und wählte sofort Jerry Peakes Nummer. Draußen grollte Donner im Norden, und Regentropfen hämmerten an die Fensterscheibe. »Es ist fast halb acht«, sagte Sharp, als Peake
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