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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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einigermaßen vernünftige Worte zu formulieren, entfuhr ihm pubertärer Schwachsinn: »Miß-Bertlesman-würden-Sie-einmal-mit-mir-ausgehen?«
    Sie lächelte. »Ja.«
»Im Ernst?«
»Ja.«
»Samstagabend? Um sieben?«
»Gern.«
Reese starrte sie verblüfft an. »Wirklich?«
Sie lachte. »Ja.«
Kurz darauf, im Wagen, sagte Reese: »Himmel, es ist nicht
    zu fassen.« »Ich wußte gar nicht, daß du so gut mit Frauen umzugehen verstehst«, spottete Julio gutmütig.
    Reese errötete. »Mein Gott, das Leben ist schon komisch, nicht wahr? Man kann nie wissen, welche Überraschungen es bereithält.«
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Julio, startete den Motor und fuhr los. »Es ist nur eine Verabredung.«
    »Ja. Sicher. Aber... Nun, ich habe das Gefühl, es könnte durchaus mehr daraus werden.« »Ein Frauenkenner und romantischer Narr«, kommentierte Julio und lenkte den Wagen in Richtung Newport Avenue
    Reese dachte eine Zeitlang nach. »Weißt du, welchen Fehler Eric machte? Er war so besessen davon, ewig zu leben, daß er ganz vergaß, das Leben zu genießen. Er strebte die Un Sterblichkeit an, hielt den Blick dauernd in die Zukunft gerichtet - und übersah dadurch die Freuden der Gegenwart.«
    Julio verzog das Gesicht. »Wenn die Bekanntschaft Teddy Bertlesmans dich zu einem Philosophen machte, sollte ich mir besser einen neuen Partner suchen.«
    Reese schwieg einige Minuten lang, schwelgte in Erinnerungen an gebräunte Beine und flamingofarbene Seide. Als er in die Realität zurückkehrte, stellte er fest, daß Julio ein neues Ziel ansteuerte. »Wohin fahren wir?«
    »Zum John Wayne Flughafen.«
    »Vegas?«
    »Einverstanden?« fragte Julio.
    »Klar. Es bleibt uns wohl kaum etwas anderes übrig.«
    »Wir müssen die Tickets aus der eigenen Tasche bezahlen.«
    »Ich weiß.«
    »Ich wäre nicht sauer, wenn du hierbleiben möchtest.«
    »Ich komme mit«, sagte Reese.
    »Ich werde auch allein damit fertig.«
    »Ich bin dabei.«
    »Es könnte gefährlich werden, und du mußt an Esther denken«, fügte Julio hinzu.
    Meine kleine Esther, dachte Reese. Und jetzt vielleicht auch Theodora >Teddy< Bertlesman. Plötzlich schauderte er. Die Vorstellung des Todes gewann eine ganz neue Bedeutung für ihn.
    Trotzdem erwiderte er: »Ich komme mit. Hast du nicht gehört, was ich vorhin sagte? Um Himmels willen, Julio: Ich bin dabei.«

33. Kapitel  -  Viva Las Vegas
    Ben Shadway folgte dem Gewitter, und um 18.20 Uhr erreichte er Baker, Kalifornien -das Tor zum Death Valley. Der Wind war wesentlich stärker als im Bereich von Barstow, trieb den Regen stellenweise fast waagerecht vor sich her, schleuderte die Tropfen Tausenden von Geschossen gleich an die Windschutzscheibe. Die Schilder von Tankstellen, Restaurants und Motels neigten sich hin und her, versuchten, sich aus den Verankerungen zu lösen und fortzufliegen.
    Ben hielt an, betrat einen kleinen Laden, benutzte das dortige Telefon und wählte erneut Whitney Gavis' Nummer, bekam aber keine Verbindung nach Las Vegas. Dreimal hörte er die aufgezeichnete Nachricht, die Leitungen seien vorübergehend unterbrochen. Der böige Wind zischte und stöhnte an den Schaufensterscheiben vorbei, und der Regen trommelte ein wütendes Stakkato aufs Dach -Erklärung genug für die Schwierigkeit der Telefongesellschaft.
    Seit Ben die Axt neben dem Kühlschrank im Blockhaus gefunden hatte, machte er sich große Sorgen, doch inzwischen war nackte Angst daraus geworden. Panik quoll in ihm empor, als das Gefühl in ihm entstand, daß seit einigen Stunden alles schiefging. Die Begegnung mit Sharp, der plötzliche Wetterumschwung, der Umstand, daß er Whit Gavis nicht erreichen konnte... Das Universum erschien Shadway nicht mehr wie ein gewaltiger, zufallsgesteuerter Motor. Statt dessen verglich er es nun mit einer Maschine, die einen ganz bestimmten, unheilvollen Zweck erfüllte. Und die Götter, die sie bedienten, hatten sich gegen ihn verschworen, um dafür zu sorgen, daß er Rachael nie wiedersähe.
    Ben kaufte einige Snacks und kehrte anschließend sofort zum Wagen zurück. Der gestohlene Merkur stand nur wenige Schritte vom Eingang des Ladens entfernt, doch Shadway war erneut völlig durchnäßt, als er am Steuer Platz nahm. Er öffnete eine Pepsi, nahm einen Schluck, klemmte sich die Dose zwischen die Oberschenkel, startete den Motor und fuhr auf die Interstate zurück.
    Ganz gleich, wie stark es auch regnen mochte: Er mußte die Fahrt mit möglichst hoher Geschwindigkeit nach Las Vegas fortsetzen,

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