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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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in ihm.
    Natürlich stellte sich schon nach kurzer Zeit heraus, daß er die Erwartungen nicht erfüllte, die sie in ihn setzte. Rachael stellte fest, daß Eric sie nicht als Frau liebte, sondern als das,
    was sie symbolisierte -Vitalität, Jugend, Spannkraft. Die Ehe wurde zur Farce. Dann lernte sie Benny kennen. Und er gab ihr eine Medizin, die das Gefühl der Einsamkeit aus ihr vertrieb. Doch jetzt war Ben fort, und Rachael konnte nicht einmal sicher sein, ihn jemals wiederzusehen.
    Sie versuchte sich mit dem Gedanken zu trösten, daß Eric wenigstens keine Gefahr mehr darstellte, weder für sie noch für Ben. Bestimmt war er dem Klapperschlangengift zum Opfer gefallen. Selbst wenn es seinem genetisch veränderten Körper gelang, die massiven Dosen des Toxin zu neutralisieren, selbst wenn Eric ein zweitesmal aus dem Reich des Todes zurückkehrte -ganz offensichtlich degenerierte er, nicht nur körperlich, sondern auch geistig. (Rachael erinnerte sich deutlich daran, wie er auf dem regennassen Boden hockte und eine lebende Schlange verspeiste -ein Ungeheuer, ebenso erschreckend und elementar wie die am Himmel aufflackernden Blitze.) Wenn er die Bisse der Klapperschlange überlebte, blieb er vermutlich in der Wüste, weitaus weniger ein Mensch als vielmehr ein Etwas, ein buckliges Tier, das auf allen vieren durch den Sand kroch und nach Beutetieren suchte -eine Bedrohung für alle Geschöpfe, die im heißen Ödland lebten, nicht aber für Rachael. Und auch wenn er sich einen Rest menschlichen Bewußtseins bewahrte und nach wie vor danach strebte, sich an seiner ehemaligen Frau zu rächen: Es mußte sehr schwierig, wenn nicht gar völlig unmöglich für ihn sein, die Wüste zu verlassen und in die Zivilisation zurückzukehren, ohne sofort Aufsehen zu erregen.
    Trotzdem hatte Rachael noch immer Angst vor ihm.
    Sie entsann sich daran, zu ihm aufgeblickt zu haben, als sie durch den Graben floh und Eric ihr am Rande des ausgetrockneten Flußbetts folgte, dachte an die Jagd über den Hang auf der anderen Seite, an die fratzenhafte Grimasse im entstellten Gesicht Erics. Und dann beobachtete sie ihn wieder vor dem Klapperschlangennest. All die unterschiedlichen Gedächtnisbilder wiesen etwas Gemeinsames auf, einen mythischen Aspekt, der auf sie den Eindruck einer zusätzlichen Naturgewalt erweckte -eine unbesiegte Macht die nicht einmal der Tod bezwingen konnte.
    Sie schauderte, als sie eine jähe Kälte spürte, die bis in ihr Knochenmark zu reichen schien.
    Kurz darauf sah sie von einer Anhöhe aus, daß sich ihre Reise dem Ende entgegenneigte: In dem breiten Tal vor ihr schimmerte Las Vegas wie eine wunderbare Vision im Regen. Millionen Lichter glänzten und funkelten und machten die Stadt zu einem riesigen Juwel.
    Kaum zwanzig Minuten später blieb die Mohavewüste hinter Rachael zurück, und sie erreichte den Las Vegas Boulevard South. Das Neonlicht zahlloser Leuchtreklamen spiegelte sich in allen Farben des Spektrums auf dem nassen Asphalt wider. Die junge Frau hielt vor dem Bally's Grand und schluchzte fast vor Erleichterung, als sie die in Samtuniformen gekleideten Hoteldiener sah, deren Aufgabe darin bestand, die Wagen der Kunden zu parken. Einige Männer und Frauen standen unter dem Vordach am Eingang des großen Gebäudes, und obgleich Rachael niemanden von ihnen kannte, fühlte sie sich nicht mehr so allein wie auf der langen Interstate.
    Zuerst zögerte sie, ihren Mercedes einem der Bediensteten zu überlassen, erinnerte sich an die Wildcard-Akte im Müllsack hinter dem Fahrersitz. Dann aber dachte sie daran, wie unwahrscheinlich es war, daß jemand einen solchen Beutel stahl, stieg aus und nahm eine Quittung für den Wagen entgegen.
    Die Schmerzen in ihrem verstauchten Knöchel hatten inzwischen fast ganz nachgelassen. Die von den Klauen des Eric-Ungeheuers stammenden Kratzer brannten nach wie vor, doch Rachael achtete nicht weiter darauf und hinkte nur ein wenig, als sie das Hotel betrat.
    Einige Sekunden lang verwirrte sie der Kontrast zwischen der regnerischen Nacht hinter ihr und dem bunten Gleißen des Kasinos. Vor ihr erstreckte sich eine Welt, die aus glitzernden Kronleuchtern bestand, aus Samt, Brokat, Plüschteppichen, Marmor und poliertem Messing, und das Fauchen und Ächzen des böigen Windes wich aufgeregten Stimmen, die das Wohlwollen der Göttin Fortuna beschworen. Einarmige Banditen ratterten und klickten, und die harten Klänge einer Poprock-Band hallten durch den weiten Emp fangssaal.
    Nach

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